Tagebuch November 2021

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze November 2021

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg. Standortfoto am 31.10.2021.

Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria) unter Kiefern im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen. Im Vordergrund ein Kiefernzapfen mit Mäuseschwänzchen.

Montag, 01. November – Wir starten in die letzte Runde der Pilzsaison 2021 und das offizielle Pilzjahr geht allmählich auf die Neige. Aber noch ist es nicht so weit. Ein voller Monat steht uns noch bevor. Und schließlich geht es auch danach für so manchen Mykophagen und Hobby – Mykologen weiter. Austern – Seitling, Samtfuß – Winterpilze sowie Judasohren versprechen reiche Ernten, sollte es das Winterwetter ermöglichen. Für so manchen Pilzforscher sind gerade auch die feuchten Wintermonate ganz besonders interessant. Da kann es an entsprechenden Standorten richtig zur Sache gehen. Das war in den letzten Jahren in milden Winterwochen häufiger der Fall. Allerdings nicht für mich. Ich habe jede Menge Büroarbeiten zu erledigen. Pilzkartierung, Planung der neuen Saison, Pilzwürze und Trockenpilze herstellen b. z. w. aufbereiten für den Verkauf und einiges mehr. Auch steht der November wieder ganz im Zeichen der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit. Heute habe ich mit ersten, zaghaften Vorbereitungen diesbezüglich begonnen. Auch habe ich nochmals eine ansehnliche Frischpilz – Ausstellung aufgebaut, aber sobald die Herbstferien in Deutschland zu Ende sind, besteht kaum noch Interesse, da weniger Urlauben an der Küste weilen. Ich werde deshalb die Ausstellungsfläche weiter reduzieren und Platz für unsere Adventsgestecke schaffen.

Mäuseschwänzchen (Baeospora myosura).

Rentierflechte und Blaugräser zum Adventsbasteln habe ich bereits am Sonntag geholt.

Dienstag, 02. November – Nach dem am Vormittag, wie üblich am ersten Dienstag im Monat, ein wenig Haushaltstag auf dem Programm stand, klapperte ich danach einige Märkte bezüglich Material zum Adventsbasteln ab. Es galt vor allem günstig Kerzenhalter einzukaufen. Am preiswertesten sind diese bereits seit Jahren in der Drogerie – Kette dm zu haben. Des weiteren suchte ich nach Deko – Material und hier wurde ich vor allem im Billig – Markt fündig. Schnell ist da trotz dem mal ein Hunderter weg. Das wird aber längst nicht reichen. Kerzen müssen besorgt werden und dies und jenes wird noch dazu kommen. Der Rest wird in der Natur zusammen gesucht. Kiefern – Zapfen habe ich teils schon im Frühsommer besorgt. Astgabeln, Baumscheiben und vor allem stabile Baumrinde lagern bereits im Keller. Rentierflechte wurde am Wochenende organisiert. Nun fehlt vor allem noch dünnes, gut verfilztes Moos, welches sich gerne auf alten Baumstümpfen finden lässt. Also Augen auf bei der morgigen Mittwochsexkursion. Der Korb wird dekorativen Baumpilzen, vor allem Rotrandigen Baumschwämmen, vorbehalten sein. Da ich beabsichtige, mit meinen Frischpilzausstellungen Schluss zu machen, brauche ich keine frischen Pilze mehr. Sie werden also nur kartiert und fotografiert. Es geht morgen in den 2. Quadranten des Messtischblattes Schönberg. Der Schwanbecker- oder der Kleinfelder Zuschlag steht zur Auswahl.

Der Pilz des Jahres 2021 am 31. Oktober im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen. Grünling (Tricholoma equestre).

Und hier sehen wir den Pilz des Jahres 2022, den Roten Fliegenpilz (Amanita muscaria). Standortfoto am 20.10.2021 unter Blaufichten unweit des Fangelturms bei Parchim.

Zum Wetter: heute gab es nochmals einen herrlichen und milden Spätherbsttag. Eigentlich viel zu Schade, um ihn mit Einkäufen zu vertrödeln. Aber um 14.00 Uhr musste ich ja das Info – Zentrum öffnen. Leider wird es morgen wohl nicht ganz so schön werden, aber Regen ist kaum in Sicht, zumindest morgen. Das könnte jedoch am Donnerstag ganz anders aussehen. Ein Fünf – b – Tief soll von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg ziehen und dabei viel Regen und in höheren Berglagen Schnee im Schlepptau haben. Diese Tiefs, die sich im Golf von Genua entwickeln und von dort über die Alpen in Richtung Polen ziehen, haben es bekanntlich in sich und es besteht oft hohe Unwettergefahr. Aus heutiger Sicht dürften vor allem die östlichen Landesteile viel Niederschlag abbekommen. Besonders Nordöstlich der Elbe kann einiges vom Himmel kommen, auch in den sonst so trockenen Regionen von Berlin/Brandenburg bis nach Vorpommern. Ob Nordwestmecklenburg von den Regenfällen betroffen sein wird, steht noch nicht fest. Spielt für uns Pilzfreunde auch kaum noch eine Rolle. Es ist ausreichend feucht. Ungünstig könnten sich jetzt eher frostige Temperaturen auswirken. Aber diese sind bis auf örtliche Bodenfröste in der nächsten Zeit kaum in Sicht.

Braunroter Lacktrichterling (Laccaria proxima) am 31.10.2021 am Standort zwischen Rentierflechte im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen fotografiert. Essbar.

Zu den schönsten Funden im Schwanbecker Zuschlag zählen diese Oilvgelben Goldnabelinge (Chrysomphalina grossula). In Deutschland nur regional etwas häufiger nachgewiesen. In M-V nur sehr wenige Fundmeldungen. In anderen Regionen, wie Berlin/Brandenburg bisher keine Fundpunkte auf der Karte der DGfM. 03.11.2021.

Mittwoch, 03. November – Gegen 10.00 Uhr traf ich mich mit unseren Vereinsleuten Monika und Chris aus Lübeck am Waldrand des Schwanbecker Zuschlages. Neben dem Kleinfelder Zuschlag, das einzige, nennenswerte Waldgebiet im 2. Quadranten des Messtischblattes Schönberg. Nach dem am vergangenen Mittwoch mit dem Heidenholz der erste Quadrant abgearbeitet wurde, war heute logischer Weise der 2. an der Reihe. Das Wetter war, anders als befürchtet, einfach herrlich sonnig und relativ angenehm temperiert. Der Wald ist überwiegend von Laubbäumen wie Eichen, Ahorn, Birken, Erlen und Rotbuchen bestanden. Stellenweise sind aber auch Fichten- und Lärchenbestände eingemischt. Das Gebiet stockt auf eher schweren, teils lehmigen Böden.

Kaum Fundpunkte in Deutschland auf der Verbreitungskarte der DGfM weist bisher dieser seltene Sprödblättler auf. Es handelt sich um den Orangefuchsigen Milchling (Lactarius fulvissimus). Er soll extrem selten vorkommen und auch in M-V gibt es keinen Fundpunkt. Gewiss wird er wohl oft nicht erkannt, denn im Wismarer Seeblickpark wächst er seit langem unter Eiche. 03.11.2021 am Standort im Schwanbecker Zuschlag.

Schopf – Tintling (Coprinus comatus) am 03.11.2021 im Schwanbecker Zuschlag.

Etwa fünf Stunden schauten wir wie immer nach allen möglichen, im Feld bestimmbaren Großpilzen aus. Hin und wieder geht aber auch der eine oder andere Kleinpilz in unsere Datenbank ein. Mit 96 notierten, teils mikroskopisch nachbestimmten Arten, konnten wir schließlich durchaus zu frieden sein. Der Kochtopf – Mykologe  wäre hier mit Hallimasch, Stockschwämmchen, Graublättrigen Schwefelköpfen, zahlreichen Mönchsköpfen oder einigen Violetten Rötel – Ritterlingen gut bedient gewesen. Auch einige schöne Schopf – Tintlinge waren dabei. Diese werden vor allem von Monika sehr geschätzt. Einer der edelsten, zart – aromatischen Speisepilze, jedenfalls nach entsprechender Zubereitung als Brüh- oder Suppenpilz. Und einen Trick von Monika für Liebhaber von Schopf – Tintlingen möchte ich gerne weitergeben. Um zu verhindern, dass die Pilze zu schnell reifen, also in Autolyse übergehen, sollte bereits an Ort und Stelle der Stiel heraus gedreht werden. Diesen aber nicht wegschmeißen, er kann mit verwendet werden. Übrigens war es heute das erste mal in diesem Herbst, dass ich Hallimasch in etwas größeren Mengen sah, so dass ich doch nicht meinem Vorsatz von gestern treu bleiben konnte, keine Frischpilze mehr mitzunehmen. Es wurde doch geerntet! Die Hallimasch werden blanchiert und eingefroren.

Dieser Baum hat im wahrsten Sinne des Wortes Fußpilz. Bei so viel bestem Honniggelben Hallimasch (Armillaria mellea) konnte ich doch nicht an mich halten. Die mussten mit! 03. November 2021 im Schwanbecker Zuschlag.

Der große Topf ist randvoll!

Donnerstag, 04. November – Die Hallimasch habe ich heute für unseren nächsten Imbiss blanchiert b. z. w. abgekocht. Gesäubert, die größeren Hüte noch geteilt oder geviertelt. Es wurde ein großer Topf voll. Die Pilze in ein sauberes Waschbecken und Wasser marsch. Gut durchwalken und dann in den Kochtopf, vorher etwas Speiseöl dort hinein, aber kein Wasser! Kurz aufkochen lassen und etwa eine halbe Stunde ohne Deckel köcheln lassen. Abkühlen und dann in Gefrierbeutel mit dem restlichen Sud, damit so wenig Geschmack wie möglich verloren geht. So sind sie bestens für eine herzhafte Pilzsuppe oder Waldpilzpfanne geeignet. Da die Pilze roh giftig sind, ist ein gutes Durchgaren Pflicht! Nach dem wir zur letzten Großpilzausstellung, Anfang Oktober, alles an Tiefkühlware aufgebraucht haben, ist nun ein neuer Anfang getan, damit es zur nächsten Pilzausstellung wieder unser klassisches Imbissangebot geben kann.

An totem Laubholz findet sich der Bärtige Zähnchenrindenpilz (Hyphodontia barba – jovi). Foto und Bestimmung Chris Engelhardt. 03.11.2021 im Schwanbecker Zuschlag.

Des weiteren habe ich heute den Keller etwas entrümpelt. Im laufe der Zeit sammelt sich einiges an, so wie auch ausgediente Technik und Küchengeräte. Monika und Hans – Peter von der Gemeinnützigen Gesellschaft fuhren mit Auto + Anhänger vor und brachten die Fuhre zum Abfallwirtschaftshof Müggenburg. Außerdem habe ich das erste Schaufenster auf Advent/Weihnachten umgestaltet.

Auch diesen Fund hat Chris sicherheitshalber mikroskopisch untersucht. Der Großsporige Gallertbecher (Ascocoryne cylichnium) weist nämlich deutlich größere Sporen auf, als der sehr ähnliche und bekanntere Fleischrote Gallertbecher. 03.11.2021 im Schwanbecker Zuschlag.

Unser Wetter zeigte sich heute sehr nass. Das fünf – b – Tief hat es gut mit uns gemeint und die intensiven Regenfälle sind auch bis in unser Einzugsgebiet vorgestoßen. Für die Natur ist es ein Segen, insbesondere auch für die Mitteldeutschen Gebiete und vor allem Berlin/Brandenburg. Der Natur tut es also gut und auch die spätherbstliche Pilzflora wird davon noch profitieren. Befänden wir uns im Sommer – Halbjahr, könnten wir nun wieder die Uhren stellen. Das spielt zu dieser Jahreszeit jedoch kaum noch eine Rolle.

Aber es gab im Schwanebecker Zuschlag natürlich genügend Großpilze, die jeder, ohne das Mikroskop zu bemühen, ansprechen kann. So diese Gelbstieligen Muschelseitlinge (Sarycomyxa serotina) an altem Buchenstamm. 04. November 2021.

Freitag, 05. November – Der Regen hatte sich verzogen und am Vormittag strahlte sogar die Sonne zeitweise. In meinem Regenmesser, in der Altstadt von Wismar, befanden sich 24 Liter! Kann sein, das drei/vier Liter von Vorgänger – Niederschlägen mit gerechnet sind. Ich denke aber 20 Liter sind durchaus realistisch. Wie bereits gestern erwähnt, hätten wir Sommer, könnten wir die Uhren stellen und den nächsten Wachstumsschub erwarten.

Herrlich altgoldenes November – Wetter heute im Sophienholz.

Grünspan – Becherlinge (Clorosplemium aeruginascens) an einem Laubholz – Ästchen. 05.11.2021 im Sophienholz.

Das von oben trockene und schöne Wetter kam mir und den Patienten des MEDIAN – Therapiezentrums in Ravensruh, bei Neukloster, sehr gelegen. Ich hatte dort einen Termin für eine Pilzwanderung. Nach kurzer Begrüßung fuhren wir mit zwei Kleinbussen in den nahen Wald, dem Sophienholz. Wie wir wissen, einer der artenreichsten Wälder unweit der Hansestadt Wismar. Von oben war es zwar trocken, aber unter den von Laub bedeckten Nebenwegen des Waldes, lauerten immer wieder kleinere oder größeren Pfützen. Der starke Regen und der stürmische Wind hatte sehr viel ausgedientes Laub auf den Waldboden verfrachtet, so dass es in Laubwaldbereichen sehr schwierig wurde, die dort stehenden Frischpilze zu finden. Aber einige Teilnehmer hatten wirklich gute Augen und entdeckten sogar Inseln der auch sonst eher unscheinbaren Trompeten – Pfifferlinge.

Im frisch gefallenen Laub haben es die Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) nicht leicht, ihre Fruchtkörper wieder an die Oberfläche zu schieben. Standortfoto heute im Sophienholz.

Auch einige Täublinge und Milchlinge entgingen unseren Blicken nicht. Einfacher war das Suchen in den moosreichen Fichtenbeständen. Hier überwogen Horngraue Rüblinge und Fuchsige Rötel – Trichterlinge. An den Laubholz – Stubben Stockschwämmchen in allen Altersstufen und stellenweise ansehnliche Mengen von Hallimasch.

Das feuchte Wetter hat nun auch die beliebten Judasohren kräftig aufquellen lassen. Hier in großen Exemplaren und größeren Mengen an Schwarzem Holunder im Sophienholz.

Immer wieder Dunkler Hallimasch (Armillaria ostoyae) in der Forst Jamel. Dieser Hallimasch ist vorzugsweise an Fichtenholz zu finden. Guter Speisepilz, roh giftig! 06.11.2021.

Sonnabend, 06. November – Um 10.00 Uhr war heute Vormittag Treff auf dem Parkplatz zu den Hünen – Gräbern in der Forst Jamel. Eine individuelle Pilzwanderung war angesagt. Mit mehreren Familien und zahlreichen Kleinkindern. Wir durchstreiften die Fichten- und Mischwaldbereiche unweit des „Teufelsbackofens“. Zwar war das Laufen in der moosreichen Fichtenforst, ganz besonders für die Kleinsten, mit ihren noch kurzen Beinchen, eine Herausforderung, aber sie waren voller Begeisterung dabei. Immer wieder wurden von ihnen die Objekte der Begierde lautstark vermeldet und der Fachmann wusste mitunter gar nicht so schnell, zu welcher Fundmeldung er zuerst laufen sollte. Und das Laufen war hier, wie schon angedeutet, nicht besonders einfach. Die Forst war in der letzten Zeit kräftig am wirken. Es wurde der Bestand durchforstet und es lagen viele Äste und Stämme kreuz und quer. Dafür gab es reichlich Frischpilze. Von ungenießbaren Geflecktblättrigen Flämmlingen, giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfen, über nicht empfehlenswerte Nebelkappen, bis hin zu leckeren Violetten – Rötel – Ritterlingen und Dunklem Hallimasch. Auch landeten viele Fuchsige Rötel – Trichterlinge und Horngraue Rüblinge in den Körben der Familien. Vereinzelt auch mal ein Rotfuß oder eine Marone. Schließlich erreichten wir den Backofen des Teufels, aber dieser hatte sich wohl gerade im Angesicht unserer lautstarker Horde aus dem Staub gemacht. Gerne hätten wir uns von ihm eine leckere Pilz – Pizza backen lassen. Da nun der Teufel abwesend war, nutzten die Kleinsten seinen Backofen zum Spielen und Toben.

Dieses, eines von mehreren Großsteingräbern in der Forst Jamel, nennt sich Teufelsbackofen.

Der Bewimperte Filzkrempling (Ripartites tricholoma) ähnelt auf dem ersten Blick grauweißlichen Trichterlingen. Die bräunlichen Lamellen und der bewimperte Hutrand lassen diesen nicht seltenen Blätterpilz jedoch leicht erkennen. Standortfoto am 06.11.2021 in der Forst Jamel.

Das Wetter war heute November – typisch grau und trübe. Dafür aber verhältnismäßig mild. Das soll es auch in den nächsten Tagen bleiben. Während sich in Süddeutschland immer mehr Hochdruck, mit teils nebligen und sehr frischen Verhältnissen einstellen soll, verbleiben wir im Norden mehr am Rande eines Tiefkomplexes über Skandinavien und dem Nordatlantik. Wir können also immer mal von Tiefausläufern gestreift werden und der Wind bleibt meist lebhaft. Das verhindert wegen der guten Luftdurchmischung ein stärkeres Auskühlen und nur selten könnte es mal in klaren Nächten zu etwas Bodenfrost kommen. Morgen deutet sich jedoch etwas mehr Bewegung in der Wetterküche an. Heute Nacht zieht ein schmales Regenband durch und morgen folgen in hochreichend kalter und maritimer Meeresluft zahlreiche, teils kräftige Schauer und einzelne Gewitter.

Gemeiner Violettporling (Trichaptum abietinum). Ein überaus häufiger Porling an Nadelholz. 06.11.2021 in der Forst Jamel.

Bei unserer Ankunft in Bad Kleinen wurden wir sogleich von diesen Tintlingen aus dem Verwandtschaftskreis des Glimmer – Tintlings (Coprinus spec.) begrüßt.

Sonntag, 07. November – Seit längerer Zeit stand heute mal wieder eine Vereinsexkursion der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. auf dem Programm. Ziel war die Haushalt Forst bei Bad Kleinen. Mit zwei Vereinsmitgliedern und zwei Gästen war die Truppe heute sehr überschaubar. Lag es etwa am Wetter, oder weil die allseits beliebten Röhrlinge in dieser Saison nur sehr ausgeglichen und daher auch recht ausgedünnt vorkommen? In der Pilzberatung ist dieser Trend seit vielen Wochen mehr als deutlich. Man geht nicht mehr in die Pilze, da ja in diesem Jahr keine wachsen! Wollen die volkstümlichen Arten nicht so wie ihre Liebhaber, gibt es eben keine Pilze. Dabei sollte es nicht das Ziel sein, wegen dieser, oft banalen Arten, an einer geführten Lehrwanderung oder einer feldmykologischen Exkursion teilzunehmen. Das Ziel besteht vielmehr darin, seinen Horizont zu erweitern.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) sind Dunkelsporer. Die unteren Hüte im Büschel sind dunkelbraun vom Sporenabwurf. 07.11.2021 in der Haushalt Forst.

So nahm beispielsweise an unserer heutigen Vereinsexkursion ein interessierter Gast aus Bad Kleinen teil. Der Wald grenzt direkt an seinen Wohnort, aber zum Pilze suchen ist er noch nie in diesem gehaltvollen Buchenwald, mit einigen Nadelforsten, unterwegs gewesen. Er begab sich traditionell in Kiefernwälder auf sandigen Böden. Maronen, Butterpilze, vielleicht die normalen Pfifferlinge oder auch mal ein Steinpilz standen bei ihm im wesentlichen auf der Fahndungsliste und diese hätte er in diesem Wald kaum erwartet. Aber er möchte sich bezüglich Täublinge weiterbilden und nahm deshalb auch schon an unserem Seminar in den Pfifferlingstannen teil. Leider waren Täublinge heute Mangelware. Viele Sonntagssammler suchen tatsächlich meist die klassischen Nadelwälder auf und ich höre immer wieder: „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, in einem Buchenwald nach Speisepilzen zu suchen“. Und dabei gilt schon seit langem der bekannte Leitspruch für Pilzsammler „Unter Buchen sollst du Suchen“!

In der Haushalt Forst am 07. November 2021.

Den wertvollsten Fund bezüglich unserer Kartierung konnte heute Pilz – und Vereinsfreund Christian tätigen: Hainbuchen – Hautkopf (Cortinarius schaefferi).

Unter Buchen suchten wir auch heute. An den Stubben gab es wertvolle und schmackhafte Stockschwämmchen, aber auch seinen bösen Doppelgänger, den Gift – Häubling. Hier und dort einige Hallimasch, aber was das wichtigste war, Pfifferlinge gab es auch hier! Und gar nicht so knapp. Zwar nicht die herkömmlichen gelben Eierschwämme, sondern die ebenso wertvollen Trompeten – Pfifferlinge. Unser Gast aus Bad Kleinen wäre nie auf die Idee gekommen, sich auch nur zu Bücken, wäre er diesen zunächst unscheinbaren Pilzen alleine begegnet. Gleiches für die auch heute anwesenden Toten – Trompeten. Mit zweien der wichtigsten Speisepilze konnte er heute seinen Horizont erweitern und vielleicht weis er nun seinen Wald vor der Haustür etwas mehr zu schätzen. Für uns Hobby – Mykologen zählt die Haushalt Forst ohnehin zu den Edel – Wäldern, denen ein monotoner Kiefernforst bezüglich der Artenvielfalt niemals das Wasser reichen könnte. 

Diese Pilze tragen Trauer. Der November ist der Monat der Toten – Gedenktage. Die Herbsttrompete wächst von Juli – November. Sie trompetet also für unsere Ohren nicht hörbar bereits im Sommer, um schließlich auf den Herbst einzustimmen und bläst im November ihre Trauermärsche. Toten – Trompete (Craterellus cornucopioides). Hervorragender Würzpilz. Trocknen! 07.11.2021 am Standort in der Haushalt Forst.

Das Wetter war heute vielleicht nicht jedermanns Sache. April – Wetter vom feinsten! Immer wieder zogen teils kräftige Regenschauer, vereinzelt sogar mit Blitz und Donner durch, und es schüttete kurzzeitig auch mal kräftiger. Nur Minuten später entschädigte uns die Sonne und zauberte an den abziehenden Wolken auch mal den einen oder anderen Regenbogen. Ein sehr schöner, ganz und gar untypischer Novembertag, der eher an den Frühling erinnerte.

Wo die Totentrompete ihre individuenreichen Auftrittsorte hat, ist meist der Trompeten – Pfifferling (Cantharellus tubaeformis) nicht fern. Der gute Speisepilz wird besonders im Spätherbst sehr üppig, da er das Bestreben hat, durch das frisch gefallene Laub seine Hüte empor zu heben. 07.11.2021 in der Haushalt Forst.

Schopf – Tintling (Coprinus comatus) am 07.11.2021 in der Haushalt Forst Bad Kleinen.

Montag, 08. November – Den langen Tag im Info – Zentrum nutzte ich heute, um die ständige Ausstellungsfläche ein letztes mal vor dem Frühjahr zu erneuern und mit frischerem Moos auszulegen. Von Dezember bis März sind dann nur pflegeleichte Arten und Gattungen zu sehen. Allerhand Porlinge und Schichtpilze, ausgereifte Bauchpilze, einschließlich einigen Erdsternen. Schlauchpilze, meist in Form verschiedener Pyrenomyceten, und nur selten auch mal einige Frischpilze. So wurde heute auch die 2. Moosfläche, auf der in den letzten Wochen noch reichlich Frischpilze zur Auslage kamen, abgebaut. Ich brauche den Platz für Advents – Gestecke, die im laufe der nächsten Tage und Wochen wieder im Mittelpunkt meiner Aktivitäten stehen werden. Das Interesse daran, sich eine Frischpilzausstellung anzuschauen, ist inzwischen fast gegen null gegangen, obwohl es immer noch recht lohnend sein würde. So liegen auf der verbleibenden Winterfläche auch heute wieder einige Fischpilze vom Wochenende und solange ich noch in den Wäldern unterwegs sein werde, bleibt das auch so.

Der essbare Gilbende Erdritterling (Tricholoma sculpturatum) wächst vom Frühling bis in den Spätherbst sowohl unter Laub-, wie auch Nadelbäumen. In Wäldern und Parkanlagen. Erst beim Vergehen beginnt er stellenweise zu gilben. Standortfoto am 07.11.2021 in der Haushalt Forst Bad Kleinen.

Zur Wetterentwicklung: Sohn Jonas informierte mich heute über den Wasserstand im Messbecher der Steinpilz – Wismar – Außenstation Keez. Innerhalb der letzten Woche, einschließlich Wochenende,  gelangten dort 38 Liter hinein. Wenn wir doch nur Sommer hätten! Aber Träumereien beiseite, es gilt der gegenwärtigen Realität in die Augen zu Blicken. Diese stellt sich durchaus pilzfreundlich dar. Feuchte Luft, die zudem weiterhin recht mild ist und der viele Regen, lassen kaum Wünsche offen, oder doch?

Der Geflecktblättrige Flämmling (Gymnopilus penetrans) ist im Herbst und Spätherbst ein überaus häufiger Blätterpilz an Nadelholz und deren Resten. Er soll schon des öfteren für Stockschwämmchen gehalten worden sein. Nicht gefährlich, aber äußerst unangenehm, da Galle bitter im Geschmack. 07.11.2021 in der Haushalt Forst Bad Kleinen.

Noch befinden wir uns im Spätherbst – Aspekt, aber einige Pilzfreunde können es wohl kaum erwarten, dass wir endlich in den Winter gehen. Für Samtfuß – Winterpilz und Austern – Seitling scheint es einfach noch zu warm zu sein. Nun, wir sollten doch lieber noch das spätherbstliche Frischpilz Angebot nutzen, denn der Winter kommt früh genug. Laut Aspekt – Abfolge sogar schon nächste Woche! Sollten die Mittelfrist – Modelle der Meteorologen recht behalten, könnte es auch beim Wetter in diese Richtung gehen. Die Großwetterlage hat in der nächsten Zeit nämlich einiges vor. Es könnte deutlich kälter werden und selbst der erste Schnee des neuen Winterhalbjahres könnte in Arbeit sein. Das dürfte für Fans der Winter – Klassiker doch Musik in ihren Ohren sein!

Der Winter – Stielporling (Polyporus brumalis) ist jedenfalls bereits erschienen, leider ungenießbar! 07. November 2021 in der Haushalt Forst Bad Kleinen.

Dienstag, 09. November – Heute standen noch Restarbeiten im Laden an. Die bereits abgeräumten Ausstellungsflächen in den Keller bringen. Wischen und Ausfegen, die Tische von herbstlicher Pilzdekoration frei machen und frisch eindecken. Ab Donnerstag werden dann die ersten Gestecke in die Schaufenster gestellt. Damit liege ich ziemlich genau im Zeitplan der Vorjahre.

Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Ganzjährig an Laub – und Nadelholz. Giftig. 07.11.2021 in der Haushalt Forst.

Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) am 07. November 2021 in der Haushalt Forst Bad Kleinen.

Morgen geht es zunächst wieder in den Wald. Eine Mittwochsexkursion im 3. Quadranten des Messtischblattes Schönberg steht auf dem Plan. Dafür haben sich wieder Monika und Chris aus Lübeck angemeldet. Hoffentlich sehe ich mich nicht genötigt, nochmals Speisepilze einzusammeln. Einmal muss doch Schluss sein! Moos oder andere Bastelutensilien wären mir wichtiger. Als ich das letzte mal in den für morgen vorgesehenen Wald bei Petersberg unterwegs war, es war im September des Jahres 2018, geriet ich jedenfalls in eine enorme Hallimasch – Schwämme. Unmöglich, hier Herr der Lage zu werden. Trotzdem sammelte ich bis an meine Kapazitätsgrenze, und dass, obwohl ich eigentlich zum Kartieren hier unterwegs war. Natürlich macht es Sinn, denn bei einem solchen Überangebot lässt sich schnell ein Vorrat für unseren Pilzimbiss einsammeln. Kartiert wird trotzdem.

An einem liegenden Nadelholz – Stapel in der Haushalt Forst wuchsen zahlreiche Schwefelköpfe. Größtenteils die Graublättrigen (H. capnoides), aber dazwischen auch einige Grünblättrige (H. fasciculare). Der Grau- oder Rauchblättrige Schwefelkopf fruktifiziert immer an Nadelholz und ist fast nur im Winterhalbjahr, mit Schwerpunkt im Herbst zu finden. Einer unserer schmackhaftesten Speisepilze!

Heute habe ich mal kurz in den Pilzticker hinein geschaut. Es sind immer noch einige Sammler erfolgreich in den verschiedenen Bundesländern unterwegs. Im Südwesten der Republik immer noch schöne Röhrlinge, insbesondere knackig feste Raufüße. Anderswo Trompeten – Pfifferlinge, Schneeritterlinge, Frostschnecklinge, Graublättrige Schwefelköpfe und in Sachsen sogar schon nennenswerte Mengen von Austern – Seitlingen. Der Winter klopft also schon an!

Der Gifthäubling (Galerina marginata) ist sowohl an Laub-, wie auch Nadelholz zu hause (Nadelholz – Häubling). Er enthält gefährliche Knollenblätterpilz – Gifte und kann in entsprechender Menge verzehrt, tödlich wirken! Doppelgänger des Stockschwämmchens.

Ob man diesen Tintling einfach als Hasenpfote (Coprinus lagopus) abstempeln kann, ist doch etwas fraglich. Eigentlich müste er mikroskopiert werden, denn es gibt noch ähnliche Arten, wie beispielsweise die Warzigsporige Hasenpfote oder den Pustelsporigen Tintling. Standortfoto am 07.11.2021 in der Haushalt – Forst Bad Kleinen.

Wettertechnisch waren bei uns in Mecklenburg heute alles andere als Wintergefühle angesagt. Die Sonne strahlte in fast schon frühlingshafter milder Luft, dass es eine Wohltat war. Ganz so wird es aber mittelfristig nicht weitergehen, obwohl der gestern gerechnete Wintereinbruch noch mit Fragezeichen versehen ist. Eigentlich sollte am Wochenende ein kräftiges Tief mit Regen und Wind über uns hinweg ziehen. Da der Luftdruck über Skandinavien in den nächsten Tagen kräftig steigt, wird dieses Tief nun immer schwächer gerechnet und wird wahrscheinblich kaum noch Wetterwirksamkeit zeigen. Die Modellläufe des amerikanischen GFS rechneten heute Mittag keine Niederschläge mehr und auch von frühwinterlicher Kälte war für uns bis gegen Ende November kaum noch etwas dabei. Der Abendlauf rechnete dieses Tief nun wieder etwas stärker, es soll aber über Westeuropa nach Süden ziehen. Demnach könnten wir in der nächsten Woche zumindest einen Streifschuss kälterer Luft abbekommen. Die „arktische Dröhnung“ wird aber wohl über Osteuropa nach Süden ziehen.

Hier nochmals Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils). Man achte auf die Stielschüppchen als wichtigstes, markroskopisches Unterscheidungsmerkmal zum Gift – Häubling. Standortfoto am 07.11.2021 in der Haushalt Forst Bad Kleinen.

Mittwoch. 10. November – Kurz vor 09.00 Uhr startete ich von Wismar aus in Richtung Schönberg. Eine weitere Mittwochsexkursion war angesagt. Bereits am Mittwoch der letzten Woche einigten wir uns auf Treff 10.00 Uhr am Wald zwischen Petersberg und Klein Siems, in unmittelbarer Nähe zur A 20. Das timing war perfekt. Auf die Minute genau trafen Monika, Chris und meine Wenigkeit dort ein. Zwischenzeitlich besuchte uns auch Roland, vom Pilzverein Rehna. Schließlich waren wir ja fast vor seiner Haustür unterwegs. Roland ist in Schönberg zu hause und konnte nicht lange bleiben, weil er am Nachmittag noch zur Arbeit musste. Das Wetter war herrlich sonnig und erst im Verlaufe des Nachmittags trübte es sich allmählich ein.

Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) eignen sich mitunter auch zur Verwendung in Gestecken. Standortfoto am 10.11.2021 im Wald bei Petersberg.

Buntstieliger Helmling (Mycena inclinata) heute im Wald bei Petersberg am Standort fotografiert.

Das Waldgebiet steht auf etwas besseren Böden und ist von Laub- und Nadelwaldbereichen zusammen gesetzt. Buchen, Eichen und Fichten sind neben Ahorn dominant. Wie viele, der kleineren Wälder, ist auch dieses Waldgebiet durch die umliegenden Agrarflächen beeinträchtigt und daher oft mit üppigerem Kraut – Bewuchs ausgestattet. Insbesondere Himbeeren und Brombeeren machen sich stellenweise breit. Monika sagte, es wäre nicht ihr Wald. Ein klassisches Pilzrevier sieht anders aus! Aber uns ging es ja im wesentlichen nicht darum, Speisepilze zu sammeln, sondern Kartieren stand auf dem Programm. Speisepilze gibt es hier selbstverständlich auch. So begann ich tatsächlich schon wieder Hallimasch zu schneiden. Zum Glück hielten sich die Mengen dann doch in Grenzen, so dass ich auch noch Platz für Moos und Deko – Pilzen im Korb hatte. Immerhin kamen wir wieder auf über 90 im Feld bestimmte Arten! Einiges fiel uns schnell wieder aus den Händen, so wie einige Helmlinge, Mürblinge u. s. w., da keiner Lust hatte, sich heute Abend noch mit Schlüsseln und Mikroskopieren die Zeit um die Ohren zu schlagen. Nur einige interessante Arten nahm sich Chris mit nach Lübeck, um sie doch noch etwas näher anzuschauen.

Wunderbar frische Büschel des Dunklen Hallimasch (Armillaria obscura) luden dann doch zum Einsammeln ein. 10.11.2021 im Wald bei Petersberg.

Der Bericht zu dieser Veranstaltung folgt später. Er muss sich ganz hinten an der inzwischen langen Warteschleife anstellen. In früheren Jahren war ich mit der Aufarbeitungen meiner Veranstaltungen wesentlich schneller und oft standen die Rückblicke bereits in der folgenden Nacht online. Seit dem ich die Mittwochsexkursionen als ordentliche Veranstaltungen in die Planung genommen habe und ich das Tagebuch auch etwas ausführlicher schreibe, ist derartiges kaum noch zu realisieren. Schließlich brauche auch ich einige Stunden Schlaf!   

Schwarzblauender Röhrling (Boletus pulverulentus). Dieser Maronen – ähnliche, aber wesentlich seltenere Röhrling, blaut von allen Röhrlingen am intensivsten. Natürlich ist er essbar, soll geschmacklich aber nicht die große Nummer sein. 10.11.2021 im Wald bei Petersberg.

Donnerstag, 11. November (Martinstag) – Heute habe ich nach längerer Zeit mal wieder eine kleine Pilzverkostung vorgenommen. Der gestern gesammelte Hallimasch wurde zusammen mit französischem Pfannengemüse auf den Mittagstisch gebracht. Natürlich im Info – Zentrum, denn zu hause wird allenfalls an 2 – 3 Tagen im Jahr mal der Herd bemüht. 

Unter dem Motto „Pilze braten und Symptome raten“ brutzelten heute Mittag die roh giftigen Hallimasch in 1a Qualität in meiner Pfanne. Natürlich ohne sie vorher abzukochen und das Kochwasser wegzuschütten. Es ist nun 20.00 Uhr und ich warte immer noch auf erste Symptome! Ausreichend erhitzen reicht also vollkommen aus!

Ansonsten habe ich heute begonnen, mit den Adventsgestecken ernst zu machen. Ich habe die ersten, älteren Exemplare aus dem Keller geholt. Sehr gut erhalten und kaum ausbesserungswürdig. Sie gelangten nach ihrer qualitativen Begutachtung sogleich in eines meiner beiden Schaufenster. Morgen geht es weiter. Ich muss allerdings vorher noch in entsprechende Märkte fahren, um vor allem Kerzen und deren Halter einzukaufen. Das wird morgen Vormittag der Fall sein.

Der schönste Fund unserer gestrigen Mittwochsexkursion waren diese lang bewimperten Schlauchpilze der Gattung Scutellinia an morschem, feuchten Holz.

Es handelt sich um Kleinwarzige Langhaar – Schildborstlinge (Scutellinia crinita). Sicher nicht selten, aber nur dort, wo entsprechende Mikroskopiker unterwegs sind, bereits häufiger nachgewiesen. Foto und Bestimmung Christopher Engelhardt. 10.11.2021 im Wald bei Petersberg.

Zur Wetterentwicklung: Winter – Fans müssen sich weiter gedulden. Die Modelle geben diesbezüglich nicht viel her. Höchstens das amerikanische GFS lässt im weiteren Verlauf mal von Norden etwas kältere Luft auf der Rückseite von Nordeuropäischen Tiefdruckgebieten einsickern. Die meisten Wettermodelle rechnen aber weiterhin bei uns im Norden mit einer eher zonalen Strömung, so wie wir sie nun schon eine ganze weile haben. Damit kommt die Luft vom Atlantik und der Nordsee und ist entsprechend moderat temperiert. So wird es wohl auch in den nächsten 10 Tagen nur selten mal für etwas Nachtfrost oder zumindest Bodenfrost reichen. Ganz anders in der Südhälfte Deutschlands. Die liegen meist näher am dominanten Hochdruckeinfluss, und hier können die Nächte sehr frisch werden. Hier gibt es bereits seit Tagen negative Nachttemperaturen.

Auch dieses besonders mastige Exemplar des Braunfleckenden Milchlings (Lactarius fluens) beeindruckte uns gestern im Wald bei Petersberg. Wegen seiner weißen, scharfen Milch. Ungenießbar.

Pilzfreundin Angelika aus Hagebök kann es jedenfalls kaum erwarten, die ersten Austernseitlinge in ihren Korb zu legen. So war sie dieser Tage in der Schlemminer Staatsforst entsprechend auf der Suche. Ohne Ergebnis! Dafür entschädigten jedoch noch drei Steinpilze.

Zwar keine Steinpilze, aber immerhin zwei schöne Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) gestern im moosigen Fichtenforst des Petersberger Waldes, am Standort fotografiert.

Weißmilchender Helmling (Mycena galopus). Der häufige Helmling tritt in verschiedenen Färbungen auf. Schwärzliche Fruchtkörper werden heute teilweise als eigene Art geführt. 10.11.2021 im Wald bei Petersberg.

Freitag, 12. November – Es sind inzwischen 32 Stunden nach meiner Hallimasch – Mahlzeit vergangen. Es stellten sich bis jetzt keinerlei unangenehme Symptome bei mir ein, obwohl ich die Pilze nicht blanchiert  und das Kochwasser zusätzlich weggeschüttet habe, wie es in vielen Pilzbüchern empfohlen wird. Vergessen wir derartigen Schwachsinn, es geht nur das Pilzaroma und damit der Genusswert verloren. Auf das richtige Durchgaren kommt es an. Und dieses kann durchaus sehr differenziert sein. Sind die Pilzstücke recht dünn und fein geschnitten, reichen bereits wenige Minuten erhitzen auf über 70 Grad aus. Bleiben die Stücke größer oder werden die kugeligen Hüte junger Pilze nicht zerschnitten, brauchen wir eine etwas längere Garzeit. Die 20 – Minuten, die ich sonst immer empfehle, sind schon fast übertrieben, aber sicher ist sicher! Man dürfte zu geringes Durchgaren auch schmecken, denn wer Hallimasch schon einmal roh durchgekaut hat, weis wie unangenehm zusammenziehend und seifig der Geschmack dann ist. Das kann jeder durchaus nachprüfen, man muss die Pilze ja nicht gleich runterschlucken, es sei denn, man möchte ihren „Heilwert“ nutzen.

Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) am 10. November 2021 im Wald bei Petersberg.

Hallimasche galten in früheren Zeiten in der Ostasiatischen Naturheilkunde als Vital- ,  b. z. w. Heilpilze. Sie wurden als Abführmittel benutzt, so zu sagen unter dem Motto „Heil im A…“ Daher soll sich auch ihr deutscher Name ableiten lassen. Das würde jedoch bedeuten, die Pilze möglichst roh zu verzehren, damit der gewünschte Effekt auch so eintritt. Mit anderen Worten, der Hallimasch ist roh verzehrt ein Heilpilz und wirkt Vital auf unseren Darm! Durch ausgiebiges Erhitzen reduzieren wir seine Vitalität auf den Genuss- und Sättigungswert!

Als Vital- und Heilpilz kann auch der roh giftige Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) betrachtet werden. Er soll Blutzuckersenkend wirken. Standortfoto am 10.11.2021 im Wald bei Petersberg.

Sonnabend, 13. November – November – Wetter heute vom feinsten. So wie es sich für diesen Trauermonat gehört. Dicht bewölkt und etwas dunstig, mit einigen Regentropfen. Dazu etwas frischer, als wie wir es an den zurück liegenden Tagen gewohnt waren. Leichtes Frösteln war zumindest bei mir angesagt, da ich heute mit meinem motorisierten Zweirad zum Zielgebiet der letzten, vom Steinpilz – Wismar organisierten Lehrwanderung des Jahres fuhr. Das war die Neukloster Forst, unweit des ehemaligen Waldhotels.

Die giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) waren heute die häufigsten Stockschwämme. Das die Pilze Galle – bitter schmecken, scheint der kleinen Schnecke nicht zu stören. 13.11.2021 in der Neukloster Forst.

Die düstere Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) ist essbar. Alle Lorcheln sollen roh giftig sein, daher gut erhitzen! 13.11.2013 in der Neukloster Forst.

Zur letzten Wanderung hatte sich nochmals eine ansehnliche Truppe von Pilzfreundinnen und Pilzfreunden (15) am Zweittreffpunkt eingefunden. Die Teilnehmer kamen beispielsweise aus Rostock und Berlin oder auch aus Wismar oder Neukloster selbst. Wir durchstreiften zunächst einen Buchenbereich zwischen Neukloster und Lübberstorf und wechselten in überwiegend sandigere Nadelwälder. An Frischpilzen herrschte kein Mangel, nur das die Artenvielfalt langsam aber sicher immer mehr ausdünnt. Dominant waren beispielsweise Horngraue Rüblinge und Nebelkappen. An Stubben und toten Stämmen oft Grünblättrige Schwefelköpfe und viele Porlinge und Schichtpilze. Auch einige, teils essbare Täublinge und Milchlinge waren dabei. Langstielige Knoblauch – Schwindlinge verströmten ihren würzigen Duft. Vereinzelt einige Röhrlinge (Derbes Rotfüßchen, Marone) und unter Kiefern Frostschnecklinge. Erst gegen Ende, nachdem wir fast schon verzweifelt nach ihm Ausschau gehalten hatten, einige frische, aber auch überständige Büschel vom Hallimasch.

Der schönste Fund war zumindest für mich der Orange – Seitling (Phyllotopsis nidulans) an einem liegenden Rotbuchenstamm. Ein Pilz, der sich anscheinend in M-V weiter auszubreiten scheint. 13. November 2021 in der Neukloster Forst am Standort fotografiert. Zwar essbar, aber viel zu schön. Wir sollten es beim Augenschmaus belassen.

Karbol – Champignon (Agaricus xanthodermus). 14. November 2021 auf dem Wismarer Ostfriedhof am Standort.

Sonntag, 14. November (Volkstrauertag) – Heute trauert also die deutsche Bevölkerung um nicht nur ihre Opfer durch Krieg und Gewaltherrschaft, sondern auch international. Dieser Tag gehört zu den sogenannten „Stillen Tagen“ und wird immer 2 Wochen vor dem 1. Advent begangen. Still war dieser Novembertag auch vom Wetter her. Grau in grau und kaum Wind. Und auch etwas milder als der Vortag. Eigentlich gutes Exkursionswetter, aber heute stand nichts offizielles auf dem Plan. Außerdem hatte ich heute meinen ganz persönlichen Gedenk- und Trauertag. Der Todestag meiner Mutter jährte sich zum 13. mal. Da wird einem gleich bewusster, dass unser Leben endlich ist und lange dürfte auch mir nicht mehr beschieden sein, diese schöne, bunte Welt zu erleben, oder sollte ich lieber schreiben, zu verleben. Viel meines Lebens ist eben schon verlebt und ein kleiner Rest mag mir noch vergönnt sein, bis ich mir die Radieschen, pardon, die Pilze von unten anschauen muss. 

Gemeiner Rettich – Fälbling (Hebeloma crustuliniforme) genau am Eingang des Wismarer Ostfriedhofs am Standort fotografiert. 14.11.2021.

Das Gebinde b. z. w. Gesteck war zwar nicht für die Champignons bestimmt, aber warum nicht auch ihnen mal einen kleinen, bunten Gruß zukommen lassen. 14. November 2021.

Wie dem auch sei, mein Weg führte mich heute auf den Friedhof, an das Grab meiner Mutter, um ein Gebinde dort abzulegen. Kaum hatte ich die ersten Schritte hinter mir gebracht, hieß es schon einen Kniefall einzulegen. Dem entsprechend sind meine Hosen in Kniehöhe ständig schmuddelig. Waldhose, wie auch Stadthose! Natürlich war nicht das Gedenken an die Opfer von Gewaltherrschaft der Anlass, das überlasse ich lieber den offiziellen Stellen, sondern Pilze. Ganz ordinäre und gemeine Rettich – Fälblinge. Danach in den Blumenladen und das Gebinde gekauft und ab zur Grabstelle. Ich kam nicht weit. Auf einer Wiese entdeckte ich einige Champignons. Wieder Kniefall und Kamera zum Einsatz gebracht. Auf dem Weg steht ein alter Stubben, der ist im Frühwinter gerne von zahlreichen Samtfuß – Rüblingen besetzt. Hier war leider noch nichts zu sehen. Es scheint einfach noch zu mild zu sein.

Dafür um einem anderen Stubben herum mehrere Büschel des Glimmer – Tintlings (Coprinus micaceus), die bereits etwas betagt oder besser, bestundet waren. 14.11.2021.

Endlich erreichte ich das Grab meiner Mutter, verweilte einen Moment und viele Erinnerungen gingen mir durch den Kopf. Vor allem aus der Kinderzeit und einem Friedhofsbesuch mit Mutter und Vater. Damals zog ein Gewitter auf und wir mussten uns an der Trauerhalle unterstellen. Das ist eine bleibende Erinnerung, die mir jedes mal in den Sinn kommt, wenn ich diesen Ort der Trauer besuche. Auf dem Rückweg dann noch Glimmer – Tintlinge, Graue Falten – Tintlinge und Gilbende Erdritterlinge. Friedhöfe sind, dass wissen wir nicht erst seit heute, durchaus eine gute Adresse für eine vielfältige Pilzflora!

Um so frischer zeigten sich diese Anti – Alkoholiker – Pilze. Grauer Falten – Tintling (Coprinus atramentarius) am Volkstrauertag auf dem Wismarer Friedhof.

Der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) gehört zu den Mykorrhiza – Arten. Nach dem viele Bäume ihre Blätter abgeworfen haben und in die Winterruhe eingetreten sind, wird  auch ihr Stoffwechsel herunter gefahren. Somit begeben sich auch ihre Pilz – Partner  allmählich zur Ruhe. Standortfoto am 13.11.2021 in der Neukloster Forst.

Montag, 15. November – Heute Mittag wurde der November geteilt. Die erste Hälfte des letzten Saison – Monats liegt nun auch schon wieder hinter uns. Was hat er uns gebracht? Wie schon fast den gesamten Herbst und Spätherbst über ein ausgeglichenes, wenig spektakuläres Frischpilzaufkommen. Es überwogen in der ersten Monatshälfte wie üblich die Streubewohner und Stubbenpilze. Mykorrhiza – Arten sind zwar weiterhin dabei, aber doch zurückhaltender als in den Vorjahren. Die konnten schließlich im Sommer und Frühherbst reichlich fruktifizieren, welches in den Vorjahren erst viel später möglich war. Die haben es also ohnehin kaum noch nötig. Günstig gelaufen ist es für die Spätherbstarten. Die kamen aufgrund des doch recht trockenen Septembers erst relativ spät in Gang, aber durchaus der Aspekt – Abfolge eines durchschnittlichen Pilzjahres folgend. So endet nun auch der Spätherbst – Aspekt (Mitte Oktober – Mitte November) und wir gehen in den Winter (Mitte November – Januar).

Viele Nebel- oder Graukappen (Clitocybe nebularis) sind inzwischen bereits überständig. 13.11.2021 in der Neukloster Forst.

Die Herbst- oder Derben Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) gehören zu den letzten Röhrlingen des Jahres. Sie wachsen bis zum Frost. 13. November 2021 in der Neukloster Forst.

Nun kommt also die Zeit für Austern – Seitlinge und Samtfuß – Winterrüblinge. Von beiden habe ich bisher kaum Anzeichen gesehen, so dass wir in den nächsten Tagen und vielleicht auch bis Monatsende weiterhin mit den Spätherbst – Arten vorlieb nehmen müssen. Es dürfte für kälteliebende Pilze immer noch viel zu mild sein. Und mild bleibt es auch mindestens noch eine Woche lang. Es wird in der 2. Wochenhälfte sogar noch etwas wärmer. Aber seit Tagen deuten die Wettermodelle eine Umstellung der Großwetterlage zum Monatsende und somit zum 1. Adventswochenende hin an. Zwischen einem starken Atlantik – Hoch und tiefem Luftdruck über Skandinavien könnte dann tatsächlich mal hochreichende Polarluft angezapft werden. Die Modelle rechnen in diesem Zusammenhang auch kräftige Niederschläge, die zunehmend bis ins Flachland in Schnee übergehen können. Steuern wir auf einen weißen 1. Advent zu?

Ausgereifte Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) am 13. November 2021 in der Neukloster Forst am Standort fotografiert.

Dieses Bild von einer interessanten Wachstumsstörung bei einem Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) sandte mir gestern mein alter Pilzfreund Klaus Warning aus Bützow zu.

Dienstag, 16. November – Heute war Treffen des Vereinsvorstandes der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V., so wie turnusmäßig immer am 3. Dienstag des Monats im TiL (Treff im Lindengarten) in Wismar. Zur Diskussion standen aktuelle Themen und erste Planungen für das kommende Jahr. Ganz aktuell ist dabei die Streichung unserer Weihnachtfeier der Pilzfreunde, die in diesem Jahr unter Vorziehung des Termins am 27. November im Kreis – Agrarmuseum Dorf Mecklenburg stattfinden sollte. Ursprünglicher Termin wäre der 4. Dezember im TiL gewesen. Da wir die dort herrschenden Corona – Auflagen nicht hätten einhalten können, dazu gehören nicht nur die Kontaktbeschränkungen und stark reduzierte Teilnehmerzahlen, sondern wir hätten auch keine Speisen und Getränke verzehren dürfen b. z. w. nicht die vorhandene Küche nutzen können, wurde Ort und Zeitpunkt geändert. Es wurden gesonderte Einladungen verschickt, mit der Bitte, die Teilnahme zu bestätigen oder abzusagen. Viele sagten ab. Auch ich hätte nicht Teil genommen, da ich den Sonnabend vor dem 1. Advent immer das Info – Zentrum ganztags geöffnet habe, um noch einige unserer Gestecke an die Frau oder den Mann zu bringen. Außerdem spitzt sich die Corona – Lage derart zu, dass allein aus diesem Grunde eine Absage der Veranstaltung vernünftig erscheint. So wird es leider auch in diesem Jahr keinen ordentlichen und gemütlichen Jahresabschluss in geselliger Runde geben.

Bei Irena und Jonas gibt es dieser Tage des öffteren Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus) zum Abendbrot. Standortaufnahme am 13.11.2021 in der Neukloster Forst.

Ein wenig Werbung für die diesjährige Steern – Wiehnacht, wie es auf Platt lauten sollte, darf an dieser Stelle erlaubt sein. 

Weitere Themen waren beispielsweise die Zulegung eines neuen, aber gebrauchten Laptops für den Steinpilz – Wismar, unser Vereinstreffen am Roten See und möglicherweise eine aktivere Teilnahme an der 4. Sternweihnacht im nächsten Jahr, die vom Brausekontor Wismar organisiert wird. In diesem Jahr findet der nostalgische Adventsmarkt am 27. November in der Zeit von 16.00 – 20.00 Uhr statt. Im Bereich St. Nikolai, Schweinsbrücke bis hoch zur ABC Straße. Wir könnten im nächsten Jahr einen kleinen Imbiss wie beispielsweise eine heiße, herzhafte Waldpilzsuppe anbieten. In diesem Jahr wird es leider nicht möglich sein, aber das Info – Zentrum wartet als stimmungsvolles Weihnachtstübchen auf Besucher, wie geschrieben, es gibt unsere ganz besonderen Adventsgestecke. Außerdem ist immer noch eine zwar reduzierte, aber dennoch sehenswerte und informative Echt- und Frischpilzausstellung zu besichtigen. Heißen Glühwein darf ich leider nicht anbieten, dass ist sehr schade, aber ich denke, dafür wird auf dem Nostalgischen Adventsmarkt sicher gesorgt sein.

Dieses wunderschöne Stimmungsfoto von einem Wald von Schopf – Tintlingen (Coprinus comatus) sandte mir gestern Familie Herbst aus Schleswig – Holstein zu.

Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) begrüßten uns gleich zu Beginn im Buchenwald. Die Schnecken haben schon mal vorgekostet. Standortfoto am 17.11.2021 im Rapenhorst.

Mittwoch, 17. November (Buß- und Bettag) – Büßen und Beten stand bei mir heute nicht auf dem Programm. Vielmehr ging es wieder in den Wald. Es ist ja Mittwoch und somit stieg heute wieder die obligatorische Mittwochsexkursion. Sie führte durch den Rapenhorst, im 4. und letzten Quadranten des Messtischblattes Schönberg – 2131/4. Aber sie war nicht nur die letzte Mittwochsexkursion in dieser Topographischen Karte, sondern auch die letzte des Jahres 2021. Im April soll es wieder los gehen. Ich habe mir vor geraumer Zeit noch einige südliche Messtischblätter im Maßstab 1:25 000 besorgt und mir alle Karten zwischen Lübeck und Rostock und bis zur südlichen Landesgrenze zugelegt und neu ausgelost. Also dem größten, nach Westen auslegenden Teil Mecklenburgs. Damit stehen für die kommenden 11 Jahre die Zielgebiete unserer mittwöchentlichen Kartierungsexkursionen fest. Ein ehrgeiziges Ziel und ich würde mich sehr freuen, dass es mir noch vergönnt sein möge, dieses Pensum abarbeiten zu dürfen. Sehr gerne auch weiterhin mit interessierten Gästen. Darin enthalten sind natürlich auch wieder die bereits abgearbeiteten Blätter, denn das Pilzwachstum ändert sich nahezu täglich und es macht immer wieder Sinn, auch in bereits besuchte Gebiet zu Gehen.

Immer wieder schön, die überaus häufigen und schwach giftigen Rosa – Helmlinge (Mycena rosea). 17.11.2021 Rapenhorst.

So fuhr ich heute morgen bei ungemütlich frischem Nieselwetter mit meinem Leichtkraftroller in Richtung Rapenhorst, zwischen Schönberg und Rehna. Dort traf ich mich gegen 10.00 Uhr mit unserer Vereinsfreundin Monika aus Lübeck und einem interessierten Gast aus Schwerin. Er wollte etwas tiefer in die Pilzkunde einsteigen und fotografierte viele unserer Fundstücke und beschriftete die Bilder sogleich auf seinem Handy. Schließlich konnte er sogar eine Mahlzeit neu kennengelernter Speisepilze mit nach hause nehmen.

Das Körbchen füllt sich allmählich.

An dieser moosigen Kannte eines Fichtenbereiches im Rapenhorst gab es einen beeindruckenden Spätherbst – Aspekt. Es wimmelte förmlich vor Frischpilzen.

Wir finden im Rapenhorst Buchenbereiche, Erlenbrüche, Lärchen und vor allem auch Fichtenforste auf besseren Böden vor. Am meisten Frischpilze gab am Rande eines moosreichen Fichtenforstes mittleren Alters. Hier gerieten wir zum Schluss der Exkursion in einen beeindruckenden Wachstumsaspekt einiger Saprophyten. Noch nie habe ich so viele und so wunderbare Kaffeebraune Scheintrichterlinge gesehen! Ein beeindruckender Aspekt! Tonfalbe Schüpplinge quasi als Bodendecker. Violette Rötel – Ritterlinge, Graukappen, Horngraue Rüblinge. Hallimasch, verschiedene Trichterlinge, Safran – Schirmpilze und andere Arten. Hier ging richtig die Post ab. Im Buchenwald noch einige Derbe Rotfüßchen und Semmelstoppelpilze, Milchlinge und Täublinge. Im Ahorn/Eichenmischwald teils wunderbar frische Mönchsköpfe. Wir konnten nach gut 4 Stunden zufrieden sein. 

Herrlich frische Mönchsköpfe (Clitocybe geotropa) heute im Rapenhorst. Passend zum Buß- und Bettag.

Ältere Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum) können bitter schmecken. Das linke Exemplar sollte keinesfalls mehr verzehrt werden, denn es geht bereits in Fäulnis über. 17.11.2021 im Rapenhorst.

Donnerstag, 18. November – Wie soll es mit dem Wetter b. z. w. der Witterung bis zum Monatsende weitergehen? Es deutet sich ja schon seit einigen Tagen ein erster Gruß des Frühwinters an. Auch die neuesten Modellrechnungen gehen weiterhin in diese Richtung. Zunächst hat uns heute im Gefolge einer Warmfront mit Regenschauern mildere Luft erreicht. So wird es zumindest bis Sonnabend nochmals ziemlich mild, bevor am Sonntag eine erste Kaltfront deutlich kühlere Luft heran transportiert. Dann kann es endlich des Nachts auch bei uns mal frostig werden und am Montag könnte dazu die Sonne von einem blauen Himmel  strahlen. Schnell soll sich aber schon wieder etwas mildere und vor allem feuchtere Luft von der Nordsee herein schieben, so dass wir wieder beim gewohnten Grau in Grau mit Nieselregen landen.

Safran – Schirmpilze (Macrolepiota rhacodes) sind teilweise mit Vorsicht zu genießen. Das gilt für Formen auf fetten Böden, in Gewächshäusern oder auch auf Wiesen. Die können unangenehme Verdauungsstörungen auslösen und gelten daher als giftig. Nicht der hier zu sehende Safran – Schirmpilz des Fichtenforstes, mit seinem dicht beschuppten Hut. Er ist ein guter Speisepilz. 17.11.2021 im Rapenhorst.

Spannend wird es dann zum 1. Adventswochenende. Tiefer Luftdruck über Skandinavien soll Verbindung mit dem Unwettertief über dem Mittelmeer aufnehmen. Ein großer Tiefdruckkomplex entsteht, der zum größten Teil  mit polarer Meeresluft angefüllt sein soll. Natürlich werden auch mildere Luftmassen mit einbezogen und es scheint sehr windig, ja sogar stürmisch zu werden. Derweil sollen auch weitere Tiefs vom Nordatlantik heran rauschen und zum Monatswechsel für sehr turbulentes Wetter sorgen. Ein richtiger Wintereinbruch scheint das aber nicht zu werden. Eher stürmisches, nasskaltes, sehr ungemütliches Wetter mit Regen, Graupel und Schnee im Wechsel.

Man achte auf den dicklichen, verschiebbaren Ring bei der Gruppe der Riesenschirmpilze. Ein giftiger Knollenblätterpilz hätte eine häutige Manschette, die abreißen würde. Die Stiele können heraus gedreht werden und es bietet sich an, die Hüte am Stück zu braten. Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) am 17.11.2021 im Rapenhorst.

Auf jeden Fall wird es aber der Jahreszeit entsprechend kälter und ein Hauch von Winter ist möglich. Nachtfröste werden dann hoffentlich die notwendigen Impulse für Austern – Seitling und Samtfuß – Winterpilz geben. In früheren Jahren um diese Zeit sind sie meist schon gut im Gange gewesen. Natürlich wird das derzeit noch recht vielseitige, spätherbstliche Frischpilzaufkommen einen ersten Dämpfer erfahren und nicht frostharte Arten werden sich bald verabschieden b. z. w. erfrieren. 

Ein beeindruckendes Vorkommen des Krausen Aderzählings (Plicatura crispa) gestern an einer umgestürzten Buche im Rapenhorst.

Wie nahezu jedes Jahr im November sind nun auch wieder die Schokoladenbraunen- oder Rötelblättrigen Mürblinge (Psathyrella sarcocephala) am Fuße einer Linde an der Wismarer St. Nikolai Kirche erschienen. Standortfoto 19.11.2021.

Freitag, 19. November – Das Mykologische Informationszentrum verwandelt sich immer mehr in eine märchenhafte Weihnachtsstube. Wäre nicht die immer währende, ständige Ausstellung, so könnte man meinen in einem Weihnachtswunderland des Erzgebirges zu verweilen. So fragte heute tatsächlich jemand, ob es hier erzgebirgische Volkskunst zu erwerben gäbe. Das musste ich natürlich verneinen, denn mit diesen höchst filigranen Schmuckstücken zur Advents- und Weihnachtszeit haben unsere Gestecke kaum etwas gemeinsam. Viel rustikaler, um nicht zu sagen derber und plumper sind unsere Adventsartikel hergestellt. Sicher kam er wegen einer beleuchteten Weihnachtsstadt, in Form einer Laubsägenarbeit darauf, die ich als zusätzliche Dekoration zu unseren Gestecken im Schaufenster habe. Aber das ist nur asiatische Billigware, wenn auch täuschend echt und sehr stimmungsvoll, denn echt Erzgebirge kann ich mir leider nicht leisten, welches ich durchaus bedauere. Auf jeden Fall füllt sich der Laden nun mit immer mehr unserer Adventsgestecke und die ersten Exemplare konnte ich heute auch schon verkaufen.

Die essbaren Horngrauen Rüblinge (Collybia asema) zählen derzeit zu den häufigsten Blätterpilzen in Laub- und Nadelwäldern und können unter günstigen Bedingungen bis in den Januar hinein wachsen. Standortfoto am 17.11.2021 im Rapenhorst.

Diese Pilze sind uns ja hauptsächlich aus dem Frühling bekannt. Trotz der späten Jahreszeit spricht vieles für den Haus – Tintling (Coprinus domesticus). Standortfoto im Rapenhorst am 17.11.2021.

Aber zwischendurch muss ich auch immer noch meiner eigentlichen Bestimmung nachkommen, nämlich mit Auskünften und Beratungen zum Thema Pilze. Vorgelegt wurden diese Woche beispielsweise Frost – Raslinge, Schiefe Schillerporlinge, Violette Rötel – Ritterlinge, Graue Faltentintlinge, Ansehnliche Scheidlinge, Lederbraune Mürblinge und Grünblättrige Schwefelköpf aus dem Außenbereich einer Kita. Hier herrscht immer große Angst, die Kinder könnten möglicherweise die Pilze in den Mund stecken. Und das kommt leider auch immer wieder vor, meist ist es jedoch nicht weiter tragisch, denn oft sind es sogar essbare Arten wie Nelkenschwindlinge oder leicht giftige wie Heu – Düngerlinge. Die heute vorgelegten Grünblättrigen Schwefelköpfe könnten aber tatsächlich zu Komplikationen führen, sollten sie verschluckt werden. Die Betonung liegt auf verschlucken, denn beim kauen würde der sehr bittere Geschmack doch eher zum Ausspucken der Kostprobe animieren.

Ich vermute zumindest, dass wir im Rapenhorst am vergangenen Mittwoch den Haus – Tintling (Coprinus domesticus) gefunden haben. Er wächst charakteristisch aus einem braunen Filz heraus, genannt Ozonium.

Eine ganz interessante Wuchsform hat dieser Mönchskopf (Clitocybe geotropa) entwickelt. 17.11.2021 im Rapenhorst am Standort abgelichtet.

Sonnabend, 20. November – Das Adventsgeschäft entwickelt sich allmählich. Da ich ja kein Florist bin, dauert es immer etwas, bis ich mit den neuen Gestecken nachkomme. Bisher hatte ich nur ältere aus dem Vorjahr teilweise ausgebessert, die ich im letzten Jahr bereits auf Vorrat gebastelt habe. Heute nun habe ich sämtliches Bastelmaterial aus dem Keller geholt, sondiert und die Bastelstube endlich eingerichtet. Der Anfang fiel allerdings ziemlich verkitscht aus und ich gelobe Besserung in den nächsten Tagen. Unterdessen haben wieder einige Gestecke den Besitzer gewechselt. Ein wenig stolz macht sich in mir breit, wenn die Leute sogar von weit her kommen, um sich bei uns mit Gestecken einzudecken. So beispielsweise aus Berlin. „Ich fahre extra jedes Jahr nach Wismar, um mir bei ihnen ein Gesteck zu kaufen“ sagte eine junge Dame im Beisein weiterer Kundschaft. Jemand anderes legte eine kleine Spende in die Spendenbox, die eigentlich für die weihnachtliche Straßenbeleuchtung an der Schweinsbrücke gedacht ist. Einfach so, ohne sich die Ausstellung anzuschauen. Einfach, weil die Schaufenster so schön weihnachtlich ausgestaltet sind und eine beleuchtete Weihnachtskrippe die Menschen bereits von der Eingangstür aus auf die  Advents- und Weihnachtszeit einstimmt. Einfach, „Weil es bei ihnen so schön aussieht“. Daran erfreuen sich nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder drücken sich an den Schaufenstern ihr kleinen Nasen platt. Vorfreude auf eine schöne Zeit!

Ein reichhaltiges Angebot von ganz individuellen Advents- und Weihnachtsgestecken ist auch dieses Jahr wieder im Steinpilz – Wismar erhältlich. Von kitschig, bis eher naturell gehalten dürfte für viele Geschmäcker etwas dabei sen.

Beim Wetter war es heute nochmals ziemlich mild, aber grau in grau. Am späteren Nachmittag fing es dann auch noch leicht an zu regnen. Die Kaltfront von Tief Wolfgang kommt von Nordwesten her näher. Mit etwas Glück ist sie bis morgen früh, zum Beginn unserer letzten Vereinsexkursion in diesem Jahr, durchgezogen. Dann wird es zwar schon etwas kühler werden, als Ausgleich könnte allerdings die Sonne heraus kommen und nochmals für einen freundlichen Jahresausklang unserer Exkursions- und Wandersaison sorgen. Die Nacht auf Montag könnte dann frostig werden, bevor wieder etwas mildere Nordseeluft einströmt.

Der „Pilz des Jahres 2022“, der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) ohne seine charakteristischen, weißen Hüllreste auf dem Hut. Fliegenpilze sind Glückssymbole und werden auch sehr gerne im Advents- und Weihnachtsschmuck verwendet. Natürlich keine echten und dann auch, wie es sich gehört, mit weißen Punkten. Standortfoto am 17.11.2021 im Rapenhorst.

Sonntag, 21. November (Totensonntag) – Nun, Totentrompeten konnten wir heute während der letzten Vereins- und Kartierungsexkursion leider nicht ausmachen. Sie führte durch den Rögebruch bei Pingelshagen. Auch hatten nicht viele Pilzfreunde Lust, dem spätherbstlichen Wald einen Besuch abzustatten. So war nur der härteste Kern der Gruppe der Pilzfreunde mit dabei. Außer meiner Wenigkeit waren dass noch Phillip und Christian, die auch während der gesamten Saison, von April an, kaum eine Wanderung oder Exkursionen ausgelassen haben.

Der Rögebruch heute im Licht- und Schattenspiel der tief stehenden Wintersonne.

Der Rögebruch wird vom Aubach tangiert und steht auf gehaltvolleren Böden. Der Baumbestand während unserer heutigen Exkursion, also in dem Bereich, den wir absuchten, bestand, und besteht auch weiterhin, meist aus Buchen und Fichten. Auch Ahorn und Eichen waren zahlreich vertreten. Im Grunde eher ein durchschnittliches Revier und so setzte sich auch das uns gebotene Artenspektrum zusammen. Nichts, was uns vom Hocker riss. Eher das Durchschnittliche, welches man von so einen durchschnittlichen Wald erwarten kann. Der Freund von Pfannen und Kochtopf – geeigneten Arten war mit Frost – Raslingen, einigen Erdritterlingen, Stockschwämmchen, Hallimasch, einzelnen Herbstrotfüßchen und dies uns jenes, welches durchaus Speisetauglich wäre, leidlich bedient gewesen.

Der Winter – Aspekt geht allmählich an den Start. Samtfuß – Winterpilz (Flammulina velutipes). Einer der schmackhaftesten Speisepilze und wohl der älteste Kulturpilz der Menschheit. Er soll in Ostasien bereits seit 2000 Jahren kultiviert werden (Enoki).

Das Wetter konnte für Ende November kaum schöner sein. Der Kaltfrontregen war durch und die Wolkendecke machte dem blauen Himmel Platz, so dass die Sonne das Übrige tat. Trotz Kaltfront – Durchgang war die Luft immer noch hinreichend mild. Erst zum Nachmittag und Abend kündeten einige dickere Quellwolken von der Ankunft Höhenkalter Luft. So kann es in den kommenden ein, zwei Nächten, falls der Himmel klar bleibt, leichten Frost geben. Übrigens fanden wir heute erste Anzeichen von Austern – Seitlingen und Samtfuß – Rüblingen. Die kühleren Temperaturen sollten sie in den nächsten Wochen immer mehr aus der Reserve locken.

Der 2. im Bund der wichtigsten Speisepilze des Winters ist der ebenfalls leicht kultivierbare Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus). Hier ungewöhnlicher Weise an der Schnittfläche von frisch gesägtem Fichtenholz. Die Bäume wurden erst kürzlich gefällt und dufteten noch nach frischem Nadelholz. In kürzester Zeit wurde der Holzstapel nicht nur vom Austernpilz, sondern auch vom Milden Zwergknäuling, der in zahlreichen Exemplaren aus den Schnittflächen heraus wuchs, besiedelt.

Montag, 22. November – Nochmals zu obigen Austern – Seitlingen. Es ist schon bemerkenswert, wie schnell sich an dem frisch eingeschlagenen Fichtenholz die ersten Pilze ansiedeln können. Die Austernseitlinge waren allerdings nur Miniaturausgaben, denn das Myzel ist nur sehr oberflächlich in das Holz eingedrungen. Die Stämme sahen gesund aus. Hier reicht wohl bereits die poröse Oberfläche der Schnittstelle (Sägemehl) aus, dass sich solch vitale Pilze wie der Austern – Seitling in so kurzer Zeit ansiedeln können und sogar schon Fruchtkörper ausbilden.

Richtig zahlreich waren am selben Fichtenholz – Stapel diese kleinen Gesellen zu Gange. Es handelt sich um den Milden Zwergknäuling (Panellus mitis). Er ist ein sehr häufiger Nadelholzbewohner und fruktifiziert in den Spätherbst- und Wintermonaten. Standortfoto am 21.11.2021 im Rögebruch.

Prächtige Herbstlorchel (Helvella crispa) am 21. November 2021 am Standort im Rögebruch fotogarfiert.

Nun ist der Austern – Seitling eher ausnahmsweise ein Fichtenbesiedler, denn wir finden ihn meist an Laubholz, allen voran an Buche und Pappeln. Anders sieht es jedoch mit einem weiteren, sehr schmackhaften Speisepilz aus, der ebenfalls die kalte Jahreszeit bevorzugt. Er ist nur an Nadelholz zu finden und hier vorzugsweise am Fichtenstubben. Gern aber auch Kiefer. Der Grau- oder Rauchblättrige Schwefelkopf. Seine große Zeit ist jedoch der spätere Herbst, wo er durchaus auch in ergiebigen Mengen eingesammelt werden kann. So besuchte unser Pilzfreund und frisch gebackene Pilzberater mit Doppelprüfung (LaGus und DGfM), Phillip Müller, vor wenigen Tagen seine Fichtengründe westlich der Landeshauptstadt Schwerin und konnte gut fündig werden. Auch gab es jetzt reichlich Dunklen Hallimasch, der ebenfalls großen Appetit auf Fichtenholz hat. Während der Hallimasch spätestens im Dezember seine Fruktifikationsperiode beendet, können wir den Rauchblättrigen Schwefelkopf in milden Wintern weiterhin finden. Allerdings werden die Erträge spärlicher. Gibt es einen knackigen Winter, so erscheint er nochmals zur Schneeschmelze und im Vorfrühling, bis in den April hinein. Sobald es im Frühling wärmer wird, zieht er sich bis zum nächsten Oktober zurück. Ich kann mich allerdings erinnern, dass ich den Rauchblättrigen Schwefelkopf auch schon einmal im Juni gefunden habe. Es war in einem der 1990er Jahre, mit einem sehr kühlen und verregneten Frühling b. z. w. Frühsommer.

Wunderbar frische Rauchblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma capnoides) von Phillip Müller am Standort fotografiert. Er zählt zu den leckersten Speisepilzen unserer Wälder. Aber was auch mir bei dem Bild nicht auffiel, was es eigentlich hätte müssen, obwohl die Farben auf den Fotos oft nicht optimal rüber kommen, links sehen wir giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) in Gegenüberstellung.

Sein giftiger Verwechslungspartner, der Grünblättrige Schwefelkopf, meidet eigentlich die frostigen Wintermonate und ist ansonsten ganzjährig zu finden. Da die Winter allerdings immer milder werden, legt er kaum noch eine Vegetationspause ein. Also auch im Winter die Schwefelköpfe ganz genau betrachten oder kosten, damit man keine bittere Überraschung erlebt.

Hier sehen wir eine weitere Pilzart, die es eher unterkühlt mag. Die recht seltene orange Ausgabe des Frostschnecklings (Hygrophorus hypothejus var. aureus). Das Bild sandte mir vor einigen Tagen Klaus Warning aus Bützow zu.

Das Wetter zeigte sich in der frisch eingeflossenen Kaltluft heute von seiner schönsten Seite. Ganz und gar kein Novembergrau, sondern einfach strahlend schön. Es war eine Wohltat! Ab morgen wird es wieder grauer, dafür aber auch etwas milder.

Auch dieses Foto aus dem Kiefernwald sandte mir Klaus Warning zu. Er war sich nicht sicher, ob es sich um Lacktrichterlinge handeln könnte. – Sieht ganz so aus, nur stört uns der gebuckelte Hut. Schließlich sind es Lack – Trichterlinge! Ich habe zur Zeit keine gute Idee, um was es sich sonst handeln könnte.

Dienstag, 23. November – Und nochmals zu den Austern – Seitlingen an Fichtenholz im Rögebruch. Phillip Müller merkte dazu noch an, dass die Fichten möglicherweise bereits seit einiger Zeit abgestorben waren und sich auch schon der Buchdrucker an ihnen zu schaffen machte. Immerhin sind ja viele Fichten der Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen. Daher haben Pilze auch leichtes Spiel, in das geschädigte Holz einzudringen. Ist ja auch ihre Arbeit, Totholz aufzufressen. Trotzdem waren es nur Miniatur – Austernseitlinge und das Pilzgeflecht noch nicht weit in das Holz eingedrungen. Außer dem ist Fichte auch durch ihre Harze nicht gerade die Leibspeise des Austernpilzes. Er bevorzugt eben Laubgehölze.

Der Gefleckte Helmling (Mycena maculata) ist ebenfalls ein Holzbewohner. Wir finden ihn im Herbst an alten Eichenstubben. Als Speisepilz kommt er jedoch nicht in Frage. 21.11.2021 im Rögebruch.

Vor vielen Jahren hatte ich einmal einige Baumstämme von Laubholz mit Dübel – Brut des Austernseitlings beimpft. Nur angebohrt und die Dübel reingeschlagen und das Bohrloch etwas versiegelt. Ich weiß nicht mehr um welches Holz es sich gehandelt hat. Auf keinen Fall war es jedoch Buche oder Pappel, welches ideal gewesen wäre. So kam es, dass sich das Myzel kaum im Holz ausgebreitet hat. Fruchtkörper erschienen nur um die Bohrlöcher herum und blieben winzig. Daran musste ich auch am Sonntag denken, als wir die Pilze am besagten Holzstapel fanden. 

Der Braune Rasling (Lyophyllum fumosum) ist jedoch ein guter Speisepilz und dazu meist auch recht ergiebig. Standortfoto am 21.11.2021 in Pingelshagen.

Mittwoch, 24. November – Ein wenig merkwürdig ist es schon. Es ist Mittwoch, aber es geht nicht hinaus in die Wälder zur obligatorischen Mittwochsexkursion. Eigentlich ist ja noch Saison, aber die Woche vor dem 1. Advent möchte ich lieber unser Info – Zentrum öffnen, schließlich stehen nun die Adventsgestecke im Mittelpunkt. Aber auch die verkleinerte Ausstellung ist noch recht sehenswert mit einigen Frischpilzen und wird tatsächlich auch von einigen Pilzliebhabern besucht. Auch Pilzberatungen gibt es noch nahezu täglich.

Diese farbenfrohen Gebilde gehören zum recht häufigen Birkenblättling (Lenzites betulinus). Er kommt keineswegs nur an Birke vor, hier ist es ein Buchenstubben, auf dem er gerne mit der Buckel- und Striegeligen Tramete konkurriert. Man erkennt ihn aber an den Lamellen auf der Unterseite und seiner meist farbenfroheren Oberfläche. 21.11.2021 im Rögebruch.

Immer wieder ein schöner Anblick in besseren Buchenwälder ist der Specht – Tintling (Coprinus picaceus). 21.11.2021 im Rögebruch.

Zum Wetter. Der Frost hielt sich bisher in unseren Breiten wirklich sehr in Grenzen. Anders in den mittleren und südlichen Landesteilen. Dort sind frostige Nächte teilweise schon seit längerem an der Tagesordnung. Gestern und heute war es bei uns auch wieder milder, aber das angekündigte Dauergrau mit Nieselregen war nur vorübergehend mal dabei. Es war meist recht freundlich und auch die Sonne ließ sich hin und wieder blicken. In den nächsten Tagen wird es aber auch bei uns wieder kühler und zum Wochenende hin nimmt auch die Niederschlagswahrscheinlichkeit zu. Ich betone ausdrücklich Niederschlag, denn dieser könnte in gemischter Form fallen. Einige Wettermodelle rechnen für Nordwestmecklenburg zum Sonnabend/Sonntag sogar mit einer dünnen Schneedecke. Warum auch nicht, ist doch 1. Advent und daher ist gegen eine vorweihnachtliche Stimmung nichts einzuwenden. Aber ich bin diesbezüglich doch eher skeptisch. Falls Schnee fällt, dürfte er, wenn überhaupt, wohl nur in der Nacht oder morgens kurzzeitig liegen bleiben. Ein richtiges Einwintern bei uns an der Küste ist auch in der Mittelfrist nicht zu sehen. Eher ein Gemischtwaren – Laden. Etwas anders könnte es in den südöstlichen Landesteilen werden. Dort kann es zumindest in den Mittelgebirgen schon mal ganz ordentlich Schnee geben. Ein Wettermodel rechnete heute sogar im Zuge eines neuen V – b Tiefs mit massiven Schneefällen bis in tiefe Lagen. Demnach könnte teilweise mehr ein halber Meter Schnee fallen. So gab es gestern bereits eine Schlagzeile im Netz mit der Ankündigung einer Schneebombe!

Der essbare Grüne Anis – Trichterling (Clitocybe odora) kann mitunter stark ausblassen. Sein intensiver Anis – Duft verrät ihn aber in jedem Fall. Allerdings gibt es einen giftigen Gegenspieler, den blasseren und kleineren Duft – Trichterling, der ebenfalls, wenn auch dezenter, nach Anis riecht. 21.11.2021 im Rögebruch.

Herbstliche Pilzdekoration im Schaufenster von Brillen Frank. Bis Oktober 1993 stellte ich hier echte Pilze aus. Wie doch die Zeit vergeht!

Donnerstag, 25. November – Gestern bin ich mal auf Abwegen in Wismars Innenstadt unterwegs gewesen. Das heißt, abseits der normalen Wege im Infozentrum zur Post oder Sparkasse. Da wird einem gleich wieder bewusst, wie schnelllebig die heutige Zeit geworden ist. Vor allem aufgrund neuer Läden. Aber ich entdeckte auch eine herbstliche Schaufensterdekoration mit Pilzmotiven. Und das ausgerechnet in dem Schaufenster, in dem es bis zum Jahre 1993 echte Pilze in der Auslage zu bewundern gab. Damals Lübsche Straße, heute Rudolf Karstadt – Platz, direkt vor dem Stammhaus der Karstadt AG. Hier befand sich seit mindestens der 1970er Jahre die städtische Pilzberatungsstelle und die Ausstellungsobjekte wurden u. a. von mir dort ins Schaufenster gebracht, natürlich ordentlich geordnet und mit Namenschildern versehen. Zunächst residierte dort meine Lehrerin und Stadtbekannte Pilzfrau Annalotte Heinrich. Im Jahre 1981 stieg ich mit ein und zusammen mit Siegrid Steinbrecher betrieb ich nach dem Ausscheiden von Fräulein Heinrich die Beratungsstelle bis zur Wende. Ab dem Jahre 1990 nur noch alleine und im Oktober des Jahres 1993 bekam ich die Kündigung vom damaligen Hausbesitzer, einem Uhrmacher, der im selben Haus seine Filiale betrieb. Diese hatte er gerade in West – Manier auf Hochglanz renoviert und da war ihm natürlich so etwas schmuddliges wie eine Pilzberatungsstelle, in der mit wertlosem Moos, möglicherweise sogar mit Spinnen und Ameisen verseucht, hantiert und zur Auslage in das Schaufenster gelangte, ein Dorn im Auge. Und welches noch schlimmer ist, sogar mit echten Pilzen und dazu auch noch giftige! Das kann nun nicht mehr toleriert werden. Er stellte mir ein Ultimatum. Innerhalb von drei Tagen habe ich die Pilzberatungsstelle zu räumen! Welch ein Glück, dass ich damals schon dem Umweltamt angegliedert war, das sich schließlich nach einem anderen Objekt umsah.

Die Innenstadt – Filiale von Optiker Brillen Frank auf dem Rudolf Karststadt Platz am Abend des 24. November 2021. Hier befand sich bis Ende 1993 die städtische Pilzberatungsstelle.

In der Nachbarschaft gab es einen Optiker – Brillen Frank – , der kurz nach der Wende ebenfalls seine Filiale renovierte. In der wilden Zeit, es war Winter und die Pilzberatungsstelle von Ende November bis Ende März nicht besetzt, fragte er mich, ob er während dieser, für mich damals toten Zeit, die Beratungsstelle während des Umbaus für seine Geschäftsverpflichtungen nutzen könnte. Selbstverständlich habe ich ihm die Möglichkeit eingeräumt. Inzwischen ist er umgezogen und heute befindet sich eine seiner Filialen genau in der damaligen Lübschen Straße 2. Vielleicht erinnerte er sich an diese Zeit und gestaltete seine beiden Schaufenster entsprechend aus. 

Auch diese leckeren Speisepilze waren damals sicher des öfteren in gezeigtem Schaufenster zu sehen. Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) am 21.11.2021 im Rögebruch am Standort.

Freitag, 26. November – Inzwischen scheinen Winter – Klassiker wie der Austern – Seitling allmählich im Vormarsch zu sein. Jedenfalls hat unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach in den letzten Tagen schon gute Erfolge diesbezüglich verzeichnen können. Dabei fand er an einer ihm bekannten Lokalität auch noch 11 Steinpilze, von denen, so Andreas, nur noch einer verwertbar war. Damit wird jetzt aber definitiv Schluss sein, denn es wird zunehmend winterlicher.

Hier sehen wir die sehr häufige Steife Koralle (Ramaria stricta) am Standort im Rögebruch fotografiert. 21.11.2021.

Das Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) ist oft gelbstielig, mit kaum einer Spur von rot. Es wächst zwar noch sehr spät im Jahr, ist aber nicht frosthart. 21.11.2021 im Rögebruch.

Schon heute Nacht können Niederschläge aufkommen, die teils als Regen, teils als Schnee fallen. Klickt man das hochaufgelöste Wettermodel des Super HD bei http://www.kachelmannwetter.de an, wird außerhalb der Berglagen auch in Mecklenburg – Vorpommern für morgen und am Sonntag gebietsweise mit der Ausbildung einer Schneedecke von bis zu 5 cm gerechnet. Das ist aber nur möglich, wenn alla Parameter passen. Dass heißt, dass es dafür kalt genug werden muss. Das könnte schwierig werden, ist es bei uns in Ostseenähe um diese Jahreszeit manchmal einfach noch zu warm. Nun. wir werden sehen. Die Schneebombe, die vor wenigen Tagen von einigen Medien angekündigt wurde, wird wohl eher östlich von Deutschland, also in Polen detonieren. Kann sein, dass die Gebiete in Oder nähe noch von Schneefällen erfasst werden können, vor allem auch vom Erzgebirge nordwärts bis Berlin/Brandenburg.

Auch der Hallimasch (Armillaria obscura) kann bis in den Winter hinein auftreten und ist auch derzeit noch sehr häufig. Auch er verträgt keinen Frost und wird dann glasig und weich.  Standortfoto am 21.11.2021 im Rögebruch.

Ich hoffe nicht, dass der Schnee bei uns in Wismar liegen bleibt. Dann bleibt der Roller stehen und ich muss entweder die 5 Km von meiner Wohnung bis zum Info – Zentrum zu Fuß zurücklegen, oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Aber bei den nun verschärften Corona – Regeln, auch für Geimpfte, einen tagesaktuellen Corona- Test vorzuweisen, nur um mal für 10 Minuten den Bus nutzen zu können, geht eindeutig zu weit! Überhaupt sind diese Anordnungen kaum zu kontrollieren und daher weltfremd. Allmählich sollten die Behörden mal Vernunft walten lassen. Es reicht, es ist eine Zumutung! Wenn ich am Testzentrum am Wismarer Holzhafen die langen Schlangen sehe, die sich seit Mittwoch dort bilden, kann ich nur sagen: ohne mich! Man hätte schon viel früher eine allgemeine Impfpflicht einführen müssen. Und diese muss unbedingt kommen!

Bis in den Januar hinein kann der essbare Horngraue Rübling (Collybia asema) gefunden werden. Am Standort im Rögebruch am 21. November 2021 fotografiert.

Sonnabend, 27. November – Heute wäre die vorgezogene Weihnachtsfeier der Pilzfreunde im Kreis – Agrarmuseum in Dorf Mecklenburg angesagt gewesen. Ursprünglich sollte sie am 04. Dezember im Treff im Lindengarten stattfinden. Aber die dortigen Corona – Auflagen hätten es uns kaum möglich gemacht. Inzwischen ist der TiL aufgrund der brisanten Corona – Lage gänzlich geschlossen worden. Auch in Dorf Mecklenburg wäre es nun kaum noch möglich gewesen. Wie lange wohl wird uns dieses Virus mit all seinen Mutationen wohl noch auf die Nerven gehen? Ich denke, es wird bleiben und wir werden damit Leben und auch Sterben müssen.

3. Steern -Wiehnacht heute Abend zwischen Schweinsbrücke und der ABC – Straße.

Heute stand aber bei uns im Nikolai – Viertel, zwischen der mächtigen Backsteinkirche St. Nikolai, der Schweinsbrücke, die den mittelalterlichen Bachlauf Frische- und Mühlengrube überspannt, bis hoch zur Ecke Mühlenstraße, Krönkenhagen und ABC – Straße, ein weiterer Termin an. Nämlich die nostalgische Steern – Wiehnacht, organisiert vom Brausekontor Wismar. Auch hier hatte Corona die ursprüngliche Planung durcheinander geworfen, so dass nur eine abgespeckte Variante möglich war. Dennoch war einiges los und viele bunte Lichter und rote Herzen aus Lichter – Schläuchen sorgten zwischen 16.00 und 20.00 Uhr für zauberhafte Stimmung. Es gab Punsch zum Aufwärmen, Straßenmusik und einiges mehr. Natürlich hatte auch der Steinpilz – Wismar bis 20.00 Uhr seine Pforte geöffnet.

Das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar heute Abend zur Steern – Wiehnacht 2021.

Immerhin war es die 3. Steern – Wiehnacht, die die rührige Inhaberin des Brausekontors organisierte. Leider spielte das Wetter in den ersten Jahren verrückt. Es stürmte und durch den wuchtigen und hohen Kirchenbau sogar um so mehr, da der Wind regelrecht zwischen den Häusergassen kanalisiert wurde. Im vergangen Jahr lief Corona – bedingt gar nichts und dieses Jahr war es leider regnerisch. Wenn doch wenigsten Schneeflocken vom Himmel gefallen wären, die kamen aber in Schleswig – Holstein und in Richtung Vorpommern gerieselt. Im nächsten Jahr soll es in die 4. Runde der Stern – Weihnachten gehen. Angedacht ist, dass wir uns eventuell mit einer heißen und herzhaften Pilzsuppe oder Pilzpfanne daran aktiver beteiligen. 

Der Steinpilz – Wismar wünscht allen Tagebuch – Leserinnen und Lesern einen schönen 1. Advent!

Sonntag, 28. November (1. Advent) – Da habe ich wohl doch einigen Tagebuch – Lesern auf die Füße getreten, dass ich mich zur Einführung einer Impflicht bekenne. Und dazu stehe ich auch! Ich werfe den Verantwortlichen in Regierung nicht die Manipulation und Verdummung der Massen vor, sondern nur eines, dass die Impfpflicht nicht schon viel früher in die Wege geleitet wurde. Diesbezüglich ist es schon fünf nach 12! Nun sitzen wir wieder voll in der Krise. Viel schlimmer als vorher. Zum großen Teil denen zu Danken, die sich Quer stellen. Ich bin kein Mediziner und Naturwissenschaftler, aber eines ist klar. Die Impfstoffe sind entwickelt worden, um Menschenleben zu retten. Natürlich bergen sie Risiken, die wir zum Teil noch nicht kennen, aber sie helfen zunächst die Pandemie einzudämmen. Ich darf doch wohl mal die Frage stellen, ob sich jeder die Beipackzettel auch schon der einfachsten Medikamente mal genau durchgelesen hat? Was dort bereits alles für mögliche Nebenwirkungen aufgeführt werden. Nichts in unserem Leben ist ohne Risiko. Jeder, der sich der Impfung verweigert, darf sich die Frage gefallen lassen, ob ihm andere egal sind. Und das ist auch keine Frage des Alters! Sohn Jonas (16) fragte mich in der vergangenen Woche, ob ich wohl zustimmen würde, dass er sich Impfen lassen kann. Da gab es keinen Moment des Zögerns. Selbstverständlich, war meine Antwort.

Ich weis nicht, wo überall diese Querdenker ihre Erkenntnisse her nehmen? Sicher wohl kaum aus seriösen Kreisen oder Medien. Dort, wo es die meisten von ihnen gibt, sind in der Regel auch die Fallzahlen am höchsten. Sind die Krankenhäuser überfüllt. Es wird Zeit, das hier mal gerade aus gedacht wird! 

Karbol – Champignon (Agaricus xanthodermus) am 28. November 2021 auf dem Wismarer Ostfriedhof. Sein Verzehr kann zu unangenehmen Begleiterscheinungen führen, die aber für einen gesunden Menschen ungefährlich bleiben.

Montag, 29. November – Gestern bin ich noch kurz zum Friedhof, um auf dem Grab meiner Mutter ein Adventslicht anzuzünden. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, den mir bekannten Stubben zu inspizieren, an dem oft reichlich Winterpilze fruktifizieren. Am Volkstrauertag (14.11.), war bis auf Geweihförmige Holzkeulen nicht das Geringste zu sehen. Gestern leuchtete der Stubben bereits von weitem. Dicht besetzt von den herrlichsten Winterpilzen. Das wäre eine satte Mahlzeit gewesen. Ich begnügte mich aber damit, Bilder zu machen. Es soll ja Menschen geben, die auch auf Friedhöfen ihre Speisepilze sammeln. Ich würde diese aber wohl kaum mit dem nötigen Appetit verzehren können.

Das feuchte und kühle Wetter derzeit scheint auch „meinen“ Schokoladenbraunen Mürblingen (Psathyrella sarcocephalla) unter den Linden an der Nikolai – Kirche in Wismar zu gefallen. Nachwuchs hat sich angekündigt. Standortfoto am 29.11.2021.

Zum Wetter. Als ich heute morgen bei leicht nebligem Wetter vor die Haustür trat, hatte ich wohl wettertechnisch den schönsten Moment des Tages erwischt. Der Nebel lichtete sich gerade ein wenig und die Sonne schien milchig hindurch und vor ihr auch noch einige Wolkenfetzen. Sehr stimmungsvoll, zumal ihr Schein auf der gegenüber liegenden Seite zur Ostsee dicke und dunkle Quellwolken beleuchtete, die später als kräftige Schneeregenschauer ins Landesinnere zogen. Ich dachte mir, wenn das kein Pilzwetter vom feinsten ist. Pilzwetter für Winterpilze auf jeden Fall! 

Ist das nicht ein Gedicht? Der älteste Kulturpilz der Menschheit in freier Wildbahn satt! Samtfuß – Winterpilz (Flammulina velutipes) sowohl quantitativ, wie qualitativ überzeugend, aber leider nicht von der Lokalität her sehr einladend zum Verzehr. Standortfoto am 28.11.2021 auf dem Wismarer Friedhof.

Dienstag, 30. November – Das war heute bei uns an der Küste schon mal ein sehr ungemütliches Wetter mit teils kräftigen Regen- und Graupelschauern, in denen der starke Höhenwind auch in sehr ruppiger Art und Weise heruntergemischt wurde. So heftig, dass meine traditionell vor der geöffneten Tür des Info – Zentrums stehenden Pflanzenkübel und Aufsteller teilweise durch die Gegend gewirbelt wurden. Ich musste sie schließlich rein hohlen und in den Keller, sowie die Pflanzenkübel auf den Hinterhof bringen. Dort bleiben sie nun auch bis zum Saison – Start am 01. April 2022.

Dieser kleine und auch essbare Blätterpilz wird in den nächsten Wochen und Monaten einer der häufigsten Frischpilze in Wald und Flur sein. Der Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea). 21.11.2021 im Rögebruch.

Und morgen kann es noch turbulenter werden. Eine sehr seltene „Shapiro – Keyser – Zyklone“ soll uns direkt mit ihrem Zentrum überqueren. Das sind sehr gefährliche und unberechenbare Sturmtiefs! Ein schwerer Sturm steht uns also bevor. An den Küsten, insbesondere an der Nordsee, ist wohl mit einer schweren Sturmflut zu rechnen, da die Flutwelle mit brachialer Wucht an die Küste gedrückt werden soll. Betroffen ist vor allem die Nordseeküste, aber auch von der Ostsee bis nach Berlin kann sehr heftig werden. Hier vor allem in der Nacht auf Donnerstag. Insbesondere bei uns an der Ostsee, in Verbindung mit starken Schnee- und Graupelschauern, die teils sogar von Gewittern begleitet sein können und bis in den Freitag anhalten sollen. Soviel noch zur aktuellen Wetterentwicklung.

Hier sehen wir eine Pilzart, die mit ihrem leuchtenden Gelb wieder  etwas Farbe in das triste Wintergrau unserer Wälder bringen dürfte. Goldgelber Zitterling (Tremella mesenterica). Standortfoto am 13.11.2021 in der Neukloster Forst.

Das Wetter, oder besser, die Witterung in der nun endenden Pilzsaison 2021, war in diesem Jahr zumindest in Mecklenburg für unsere Zwecke sehr zuvorkommend. Aus meiner Sicht liegt eine gute Saison hinter uns. Die Kochtopf – Mykologen sehen das teils aber ganz anders. Die von ihnen geliebten, starken Wachstumsschübe von Röhrlingen blieben oft recht flach und fanden in ihrem Maximum bereits zu einem Zeitpunkt statt, an dem die allgemeinen Sonntagssammler noch gar nicht daran dachten, auf die Pilzpirsch zugehen, nämlich im Juli und August. Insbesondere Sommersteinpilze waren im Hochsommer teilweise wild zu Gange, allerdings mit reichlich Proteinbeigabe. Immerhin ist verstärkter Madenbefall eines der wichtigsten Bestimmungsmerkmale dieses wärmeliebenden Dickröhrlings.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) erlebten vor allem im Juli, während einer sehr warmen Witterungsphase, einen beeindruckenden Wachstumsschub. Standortfoto in den Kobander Tannen.

Aber auch der Frühling war durchaus zufriedenstellend. Der Pilzherbst startete wie schon erwähnt früher und ging gemächlich in den Spätherbst über. Viele Arten zeigten keine Stresserscheinungen in Form überbordender Fruchtkörperproduktion. Besonders deutlich zeigte sich dies beim Hallimasch, der von Mitte September an ständig irgendwo in unseren Wäldern aktiv war und meist aber kein übermäßiges Massenwachstum zu Stande brachte. Von vereinzelten Hotspots mal abgesehen. Das meist günstige Feuchteangebot bereits im Sommer ließ dafür die Leistlinge kräftig erwachen. Deutschlandweit, vielleicht mit Ausnahme der traditionell trockenen Regionen Ostdeutschlands, gab es eine regelrechte Pfifferlings – Schwämme. Auch Herbsttrompeten waren gut zu Gange. Lange Rede, kurzer Sinn, ein gutes Pilzjahr liegt hinter uns und es ist natürlich in der Natur noch nicht zu Ende. Der Winteraspekt hat gerade Fahrt aufgenommen und der versierte Kochtopf – Mykologe kann auf sehr schmackhafte Mahlzeiten in den kommenden Wochen hoffen.  

Lieber Phillip, viel Glück in deinem 2. Beruf – Pilzsachverständiger/ Pilzberater des Landkreises Nordwestmecklenburg und vielleicht auch darüber hinaus!

Nordwestmecklenburg ist nun um einen Pilzsachverständigen reicher geworden. Quasi im Turbo – Gang hat sich Phillip Müller in die Materie eingearbeitet und sich in den zurück liegenden 2 Jahren zu einem der besten Pilzkenner in Mecklenburg – Vorpommern entwickelt. Das ist schon eine bewundernswerte wie anerkennenswerte Leistung und der Steinpilz – Wismar gratuliert an dieser Stelle nochmals ganz offiziell und sehr herzlich! Und die diesjährige, gute Saison, kam ihm da wie gelegen. Er hatte sich Anfang des Jahres eine persönliche Liste von Pilzarten zusammen gestellt, die er gerne mal finden und in ihrem natürlichen Umfeld kennen lernen wollte. Heute schrieb er mir, dass er nun auch die letzte Art dieser Liste abarbeiten konnte. Schön, dass sich auch jüngere Menschen für die Welt unserer Großpilze begeistern können.

Pünktlich zum Saison – Ende hatte Phillip noch das Glück die letzte Art von seinem Wunschzettel zu streichen. Lilastieliger Rötel – Ritterling (Lepista personata). Der Kult – Speisepilz in Wismar in den 1970er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts! Heute eher ein seltener Glücksfund. Foto: Phillip Müller.

Was mich betrifft, so hat die Beschäftigung mit Pilzen mir den Sinn meines Lebens gegeben. Eine Initialzündung in frühester Kindheit, die mich nicht mehr losgelassen hat. Was wäre ich ohne diese Geschöpfe? Sie haben mir Freude und Schönheit gegeben und mir in schwierigen Lebensphasen Trost gespendet, waren für mich da, wenn es mir nicht gut ging. Was wäre ich ohne sie? Sicher hätte ich schon das Zeitliche gesegnet. Jeder Mensch braucht schließlich einen Sinn in seinem Leben.

Stichpunkt Leben. Der Artikel, den ich an dieser Stelle mal zitieren möchte, sprang mir heute morgen beim Frühstücks – Kaffee auf der Titelseite der Wismar – Zeitung ins Auge:

Impfen gehen!

Solidarität zeigen für die Jüngsten,

für die Unternehmen, für die Gemeinschaft!

Die Grete und der Kasper waren kerngesund, ein hübsches Mädchen und ein gesunder Bub.

doch vor einem halben Jahr da fingen beide an zu schreien: „Wir lassen uns nicht Impfen, Nein!“

Und jedes Mal, wenn ein Aufruf kam, dann fingen sie wieder an zu schreien: „Wir lassen uns nicht Impfen! Nein!“

„Derzeit gibt es in Deutschland fast 100.000 Tote, die an Corona verstorben sind. Prognosen sagen, dass es in diesem Winter noch einmal so viele werden.“

„Danke also an Grete, Kasper und all die anderen, die sich bis heute nicht impfen ließen und nun Deutschland in den 4. Corona – Lockdown gebracht haben!“

„Wir sind das Volk“ – nein, sie sind das Völckchen, all die anderen sind das Volk, die seit Monaten diszipliniert die Pandemie durch ihr Verhalten bekämpfen möchten, damit es auf allen Ebenen endlich keine Einschränkungen mehr gibt.“

Die Wismar – Zeitung, als Informations- und Anzeigenblatt für die Hansestadt Wismar und Umgebung, wird herausgegeben vom Verlag „Koch & Raum, Wismar OHG.

„Koch & Raum“ hat auch das Outfit dieser Homepage, des Steinpilz – Wismar, entworfen und dieser Auftritt wird auch weiterhin vom Verlag in technischen Fragen unterstützt. Das Brett „Der Steinpilz“ stammt übrigens von unserer Pilzfreundin Angelika Bonikowski aus Hagebök.

Mit dieser wunderschönen Besonderheit, die Christopher Engelhardt am 18.11.2021 in Näßlichbachtal Freigericht-Horbach gefunden und am Standort fotografiert hat, möchte ich auch bildtechnisch unser Tagebuch 2021 schließen. Wir sehen den Veilchen – Ellerling (Chromosera viola). Bis gestern wusste auch ich nicht, dass es diesen Wachsblättler überhaupt gibt.

Liebe Pilzfreundinnen und Pilzfreunde! Ich bedanke mich für das Interesse und wünsche allen eine besinnliche Advents- und Weihnachtzeit sowie einen guten Rutsch in das neue Pilzjahr 2022!

Dieses Bild hätte ich doch fast noch vergessen, obwohl ich mir eine Erinnerung in meinen Planer gesetzt hatte. Interessiert zwar nicht die Mykophagen, da nicht lecker, aber doch erwähnenswert. Die Schlanke Ahornholzkeule (Xylaria longipes) trat in ganz unauffällig auffälliger Weise in diesem Jahr in unser Blickfeld und das vom Frühling bis in den Spätherbst. Ihr Massenwachstum zog sich wie ein Roter Faden durch die gesamte Saison 2021. Für mich persönlich der Pilz des Jahres 2021. Das Bild sandte mir Andreas Herchenbach kürzlich zu.

Wenn mich Corona nicht dahin gerafft hat oder mir anderweitig etwas in die Quere gekommen ist, startet das Tagebuch wieder wie gewohnt unter dem Motto:

„Wetter und Pilze im April 2022“