22. – 24. Oktober 2021 – Pilzseminar bei Parchim
Ein Pilzwochenende in Mecklenburg
Inmitten der Pfifferlingstannen bei Parchim
In der Internationalen Freizeit- und Bildungsstätte lüttpütt
22.10.2021 – ab 14.00 Uhr Theorietag
23.10.2021 – Exkursionen und Fundauswertungen
24.10.2021 – weitere Bestimmungsübungen und Abschlussexkursion
Das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar lud an diesem Herbstwochenende zu einem kleinen Pilzseminar mitten im Herzen Mecklenburgs ein. Das Objekt des Jugendfördervereins Parchim/Lübz e. V. befindet sich unweit der Kreisstadt Parchim, in einem ausgedehnten Waldgebiet mit dem verheißungsvollen Namen Pfifferlingstannen. Auch das vielseitige Wockertal oder das Buchholz standen u. a. als Exkursionsgebiet zur Verfügung. Wir waren hier bereits im Jahre 2019 zu einem Frühlingsseminar zu Gast.
Das Pilzwochenende gliederte sich in einen Theorieteil am Freitag, Ganztagsexkursionen am Sonnabend, mit anschließender Bestimmungsarbeit in gemütlicher Runde, und am Sonntag weitere Bestimmungsübungen mit anschließender Abschlussexkursion.

Nach den Vorträgen am Freitag starteten wir zunächst am Sonnabend Vormittag zu einer Exkursion durch die Pfifferlingstannen, die teils aus ehemals militärisch genutzten Flächen bestehen.

An einem Fichten – Stubben einige Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura). Diese Hallimasch Art wächst meist an Nadelholz.

Fleischroter Gallertbecher der Gattung Asccoryne. Zur genaueren Bestimmung müssen sie mikroskopisch untersucht werden.

Trotz des nicht gekrümmten Stieles sehen wir hier den Krummstiel – Schüppling (Phopliota tuberculosa). Der Stiel neigt bei Reibung zu röten.

Gerne unter Zitterpappeln findet sich auf sandigen Böden im Herbst nicht selten der Pappel – Ritterling (Tricholoma pololinum). Er bildet gerne Individuen reiche Hexenringe aus.

An selbigen Standorten kann mitunter der Gestielte Schütterzahn (Sistotrema confluens) in großen Ansammlungen und Hexenringen auftauchen.

Vorsicht beim Sammeln von Stockschwämmchen! Dabei sollten diese Pilze nicht mit in den Korb wandern. Die beiden bringen natürlich noch niemanden um sein Leben, aber eine größere Portion des Gifthäublings (Galerina marginata) vermögen es durchaus zu bewerkstelligen.

Irgendwie scheint dieser Baum nicht hier her zu gehören. Ein Apfelbaum mitten im Wald. Wahrscheinlich zu Zeiten der militärischen Nutzung gepflanzt.

Die Aromastoffe des Veilchen – Rötel – Ritterlings (Lepista irina) verleihen diesem guten Speisepilz ein etwas süßliches Aroma.

Dehnbarer Helmling (Mycena epiterygia). Der Pilz ist überaus schleimig und mit einer gummiartig dehnbaren Huthaut überzogen.

Diese Langstieligen Mürblinge (Psathyrella cotonea) hat Phillip Müller entdeckt. Die Stielbasis ist meist von gelblichem Myzel – Fasern umsponnen.
Als Unterkunft stand uns das Haus 3 (Gästehotel) zur Verfügung. Der Seminarraum (Lübz) ist für 15 Teilnehmer ausgelegt und verfügt auch über eine Kücheneinrichtung.

Die Nachmittagsexkursion führte wir auf dem Gelände von lüttpütt durch. Und das war eine gute Entscheidung. Hier sehen wir einen seltenen, ritterlingsähnlichen Vertreter, dessen Identität wir noch nicht eindeutig klären konnten.

Es wimmelte hier praktisch vor verschiedensten und teils höchst interessanten Arten. Foto: Beatrice & Christian Petzka.

Dagegen ist die Bestimmung dieser Ritterlinge schon eher ein Kinderspiel. Geruch und die Neigung zum röten geben schon wesentliche Hinweise auf den leicht giftigen Seifen – Ritterling (Tricholoma saponaceum).

Der Mehlpilz (Clitopilus prunulus) schärfte unsere Blicke bezüglich des Herrenpilzes. Und tatsächlich schoben in unmittelbarer Nähe einige Mini – Steinpilze.

Hier sehen wir die Ockergelbe Koralle (Ramaria eumorpha). Wir finden sie in der Streu von Kiefern und Fichten.

Mit seinem intensiven Anis – Geruch und den grünlichen Färbungen ist der Grüne Anis – Trichterling (Clitocybe odora) bestens charakterisiert.

Braunknollige Sklerotien – Zwergrüblinge (Collybis tuberosa). Die Pilze wachsen bei alten, mumifizierten Großpilzen und bilden knollige und verhärtete Dauerformen aus.

Eine saprophytische Lebensweise weist der Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) auf. Er ist ein guter Speisepilz und soll auch Blutdruck senkend wirken.

Im basischen Buchenwald ist im Herbst häufig der Bittere Schleimkopf (Cortinarius infractus) vertreten.

Der essbare und höchstens mittelgroße Milde Wachstäubling (Russula puellaris) neigt stark zum gilben.

Es handelt sich um Schneeweiße Ellerlinge (Cuphophyllus niveus). In derartigen Mengen habe ich diese nicht sehr häufigen Wachsblättler bisher noch nie angetroffen. Wir waren begeistert.

Unter Koniferen, meist Fichte, findet sich nicht selten der Kleine Kakao – Fälbling (Hebeloma truncatum).

Der Weinrote- oder Starkriechende Heringstäubling (Russula graveolens) ist meist unter Eichen zu finden. Heringstäublinge neigen stark zum bräunen ihres Fleisches.

Kalkhaltiger, grobsandiger Untergrund und als Baumpartner die Kiefer braucht der Graue Erdritterling (Tricholoma terreum).

Der Trockenrasenstäubling (Lycoperdon lividum). Auch Kastanienbrauner Stäubling genannt. Er wächst auf armen, sandigen Standorten und ist, solange jung innen weiß und fest, essbar.

Hier hat jemand großen Hunger gehabt, und sich dabei gerade auch einen Roten Fliegenpilz (Amanita muscaria) ausgesucht. Tierfrasstellen sind für uns Menschen kein Zeichen für essbar oder giftig!

Es gab einen Bereich zum angrenzenden Wald mit zahlreichen Büscheln des Weißen Raslings (Lyophyllum connatum). Mit seinem typischen Geruch nach Lerchensporn ist er gut von ähnlichen Arten abgrenzbar. Als Speisepilz wird er nicht empfohlen.

Beatrice hat das Prachtstück gefunden und durfte es auch fachgerecht ernten. Im Bild festgehalten von Christian Petzka.

Nach der sehr erfolgreichen Grundstücksexkursion laufen die Vorbereitungen zum Abendessen. Verschiedene Pilzarten sollen verkostet werden.

Nach dem Abendmahl ging es an die Aufarbeitung unserer Funde. Phillip hatte Zettel von den unterschiedlichen Gattungen und Verwandtschaften vorbereitet und die Teilnehmer sollten nun in erklärender Weise die richtigen Zuordnungen vornehmen.

Bei dem etwas ungewöhnlich deformierten Rauhfuß – Röhrling von oben handelt es sich um den Wollstiel – Rauhfuß (Leccinum cyanobasileum).

An einer Ecke des Parks, neben dem Gebäude von lüttpütt, eine größere Ansammlung von Bewimperten Erdsternen (Geastrum fimbriatum).

Die Abschlussexkursion am Sonntag führte uns in Die Wälder um das kleine Örtchen Kiekindemark. Studium der Geländekarte mit ihren Sehenswürdigkeiten.

Falscher Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca). Weich und biegsam, kein Aprikosen – Geruch und kein pfefferiger Geschmack beim rohen Pilz. Essbar, aber minderwertig.

Ein Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) schiebt sich zwischen Sägespäne eines durchforsteten Buchenwaldes empor.

Die weißlichen Lamellen des Frauen – Täublings sind geschmeidig und brechen nicht, sie verkleben eher.

Inselweise schieben Gruppen des Herbstrotfußes oder auch Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) genannt. Ihre Stiele sind jung oft ohne Spur von rot.

Der Anis – Zähling (Lentinellus cochleatus) verströmt in der Regel einen deutlichen Anis – Geruch, kommt aber nicht selten auch in einer geruchlosen Form vor.

Der Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweintzii) wächst aus dem Wurzelbereich heraus. Nicht nur von Kiefern, auch von anderen Koniferen.

Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus). Die, unter Nadelbäumen vorkommenden Hautköpfe gehören zu einer recht homogenen Gruppe, dessen Bestimmung mitunter nicht ganz einfach ist.

Tonfalbe Schüpplinge (Pholiota lenta) wachsen meist in Gruppen an Laubholzresten. Ihre Fruchtkörper sind mit einer dicken Schleimschicht überzogen.

Zwei essbare Stockschwämmchen haben sich zu den Giftzwergen gesellt.(Kuehneromyces mutabilis/Galerina marginata).

Ein nicht häufiger Holzbewohner ist der Geschichtete Zähling (Lentinellus ursinus). Im Gegensatz zum Anis – Zähling entwickeln sich ihre Fruchtkörper – Konsolen nicht aus einer Tüte heraus, sondern ähnlich einem Seitling.

Mit dem Steinpilz – Kuchen überraschte mich Phillip ganz unverhofft und bedankte sich dafür, dass er vom Steinpilz – Wismar so viel gelernt hat. Es ist aber vor allem seinem großen Interesse an den Pilzen und seinem Zugang zu ihnen zu verdanken, die es ihm ermöglichte, innerhalb von nur 2 Jahren seinen Pilzberater – Zertifikat zu erlangen.
Seminargebühren 80.00 € p. P., zuzüglich Unterkunft und Verpflegung.