Jahresbericht 2011 der Pilzberatungsstelle Wismar
Jahresabschlußbericht der Pilzberatungsstelle Wismar für das Jahr 2011 (Stand: 31.12.2011)
Berichterstatter: Reinhold Krakow
Berichtszeitraum: 01.01. – 31.12.2011
Hansestadt Wismar
Beratungen und Bestimmungen
Beratungen: 128
Bestimmungen: 397
Teilnehmer: 199
Besucherzahl unserer Ausstellungen: ca. 2000
Aussortierte, stark giftige Arten: Gift – Riesenschirmpilz: 1 Exemplar
Außerdem zahlreiche schwach giftige oder ungenießbare Pilzarten
Ausstellungen: 1 ständige Dauerausstellung unter dem Motto „Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten mit 50 – 150 aktuellen Frischpilzarten
2 Ausstellungen am Roten See mit ca. 120 Arten
1 Dauerausstellung im Verwaltungsgebäude der Egger – Holzwerke in
Wismar mit 10 – 15 Holzbewohner
19. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar vom 23. – 25.09.2011 im
mykologischen Informationszentrum „Steinpilz – Wismar“ mit ca. 250 Arten.
Unterstützung der 11. Tage der Pilze in Rehna vom 30.09. – 02.10.2011.
Bei mir bekannt gewordenen Vergiftungsgeschehen: 2
1. Eine vorsorgliche Klinikaufnahme eines Kindes in Eutin (Schleswig Holstein). Das Kind soll beim Spielen mit weiteren Kindern „Zubereitung einer Hexensuppe“, von einem Pilz gekostet haben, der auf dem Grundstück der betroffenen Familie auf Holzhäcksel wuchs. Der Vater des Kleinkindes brachte mir in der Nacht Reste des Pilzes nach hause. Am faserigen Stiel waren Fragmente von Velumresten zu erkennen. Außerdem war noch etwas graue Huthaut vorhanden. Vom Fruchtkörper wurden mir also nur noch Bruchteile vorgelegt. Da der Pilz auf Holzresten wuchs und keine für Wulstlinge in Frage kommenden Begleitbäume vorhanden sein sollen, konnte es meiner Meinung und Erfahrung nach nur ein Ansehnlicher Scheidling (Volvariella speciosa) gewesen sein. Von dieser Art gehen keine nennenswerten Gefahren aus und er gilt sogar als essbar.
2. Am 01.11.2011 wurde ich in die Wismarer Kinderklinik gerufen, da ein 6 – jähriger Junge ein Stück eines Pilzes gegessen haben soll, das ihm sogar gut schmeckte. Hier war noch nahezu der ganze Fruchtkörper vorhanden, aber ich konnte ebenfalls Entwarnung geben. Es handelte sich um einen Grauen Faltentintling (Coprinus atramentarius). Dieser gilt als jung essbar, kann aber in Verbindung mit Alkohol zu Komplikationen führen (Anthabus – Reaktion). Im zarten Alter von 6 Jahren kann man Alkoholgenuss in der Regel ausschließen.
Öffentlichkeitsarbeit
ca. 50 Pressemitteilungen, ein kleiner Radiobeitrag auf NDR 1 – Radio MV von einer unserer Pilzlehrwanderungen, ein Beitrag aus dem „Steinpilz – Wismar“ im NDR – Fernsehen in der Sendereihe „Land und Leute“, ein Sendebeitrag im Wismar – Fernsehen zur 19. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar und ständig aktuelle Internet – Präsenz unter www.steinpilz-wismar.de
Veranstalltungen
17 Öffentliche Pilzlehrwanderungen
10 Vereinsexkursionen
6 Individuelle Pilzwanderungen
11 Vereins- und Vortagsabende
1 Vortrag vor etwa 30 Schülern
5 Pilzausstellungen mit Imbissangebot
1 Pilzwanderung im Forst Ritzerau in Schleswig Holstein
Wichtiger Hinweis: Die errechneten Summen der Pilzberatungen und Bestimmungen beziehen sich ausschließlich auf schriftlich dokumentierte Beratungen während der Sprechzeiten in unserer Pilzberatung. Die Zahl weiterer Beratungen und Bestimmungen während unserer ständigen Pilzausstellungen sowie von Wanderungen und Exkursionen, liegt um ein vielfaches höher und erreicht auf jedenfall eine vierstellige Summe.
Wie war das Pilzjahr 2011?
Das Pilzjahr 2011 kann für die Region Nordwestmecklenburg insgesamt als recht bescheiden eingeschätzt werden. Das Frühjahr war viel zu trocken, so dass Lorcheln, Morcheln und Maipilze nur sehr verhalten wuchsen. Ausnahmen bildeten allerdings feuchtigkeitsbegünstigte Standorte wie z. B. Seeuferbereiche. So gab es am Schweriner See trotz der trockenen Witterung reichlich Speisemorcheln. Maipilze blieben in ihrer Entwicklung meist stecken oder erschienen erst gar nicht. Der regenreichste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als hundert Jahren, brachte zwar ein stetiges und recht gleichmäßiges Pilzaufkommen, aber die starken und beliebten Wachstumsschübe blieben meist aus oder fielen nur sehr dezent aus. Dafür gab es, wie für verregnete Sommer typisch, sehr viele Pfifferlinge und das noch bis in den Winter hinein, so fanden wir auf einer Exkursion am 28. Dezember neben vielen Leberbraunen Milchlingen und einer Bischofsmütze sogar noch eine Handvoll Pfifferlinge. Der Herbst schloss in punkto Trockenheit wieder an den Frühling an. Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen soll ein Herbst jemals so trocken ausgefallen sein! Nach den rekordverdächtigen Niederschlägen im Sommer, herrschte nun eine Rekord Trockenheit. Anders als im Frühling oder Sommer, kann der Herbst, zumindest wenn im Sommer genügend Regen gefallen ist und ruhige, windschwache, zu Tau und Nebel neigende Großwetterlagen vorherrschen, trotzdem verhältnismäßig viele Pilze hervorbringen. Für den durchschnittlichen Pilzsucher, der vor allem auf Röhrlinge spezialisiert ist, war auch jetzt meist nicht viel zu holen. Dieser Umstand spiegelt sich auch deutlich in den offiziellen Zahlen der Pilzberatungen und Bestimmungen am Anfang dieses Berichtes wieder. Die Leute gingen weit weniger oft in die Pilze als zum Beispiel während der wochenlangen Pilzschwämme im Herbst des Vorjahres. Trotzdem gab es zwischendurch vorübergehend recht gut Maronen oder Derbe Rotfüßchen. Außerdem verlängerte und verschleppte das trockene Herbstwetter das Pilzwachstum noch bis in den Winter hinein. So gab es von Ende September bis Anfang Dezember z. B. immer wieder frische Graukappen, Stockschwämmchen und Hallimasch. Der Verlauf der gesamten Saison von April – November ist im einzelnen ausführlich in unseren Tagebüchern „Wetter und Pilzwachstum“ nachzulesen.
Besonders erwähnenswerte Funde des Jahres waren:
Böhmische Verpel (Verpa bohemica) – Andreas Okrent bei Graal – Müritz
Becher – Koralle (Artomyces pyxidatus)
Wurzelnder Champignon (Agaricus romagnesii)
Rötender Ritterling (Tricholoma orirubens)
Leberbrauner Ackerling (Agrocybe erebia)
Stinkende Leder – Koralle (Thelephora palmata)
Grünscheitliger Rißpilz (Inocybe corydalina)
Gestielter Schütterzahn (Systrotrema confluens)
Amethyst Koralle (Clavulina zollingerii) Andreas Okrent im Haushalt Forst
Moor – Röhrling (Suillus flavidus) Andreas Okrent bei Graal – Müritz
Riesen – Scheidenstreifling (Amanita ceciliae)
Schafporling (Albatrellus ovinus)
Igel – Stachelbart (Hericium erinaceum) Andreas Okrent bei Graal – Müritz
Kiefern – Habichtspilz (Sarcodon imbricatum) Andreas Okrent bei Graal – Müritz
gez.: Reinhold Krakow