Öffentlich im Schildetal

17. April 2021 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Grünlings

Sie führte in die Gemeinde Schildetal

Die 2. Lehrwanderung des Jahres führte in die Gemeinde Schildetal, westlich der Landeshauptstadt Schwerin. Ich war hier vor einigen Jahren bereits im Rahmen der Mittwochsexkursionen unterwegs, aber eine vom Steinpilz – Wismar organisierte Lehrwanderung stellte für dieses Gebiet eine Prämiere dar. Das langgezogene Waldgebiet nördlich der Ortschaft Renzow wird von der L 05 im Osten und des Flüsschens Schilde im Westen begrenzt. An Frischpilzen waren vor allen Glimmer – Tintlinge, Frühlings – Mürblinge, Österreichische Kelchbecherlinge und giftige Frühjahrs – Lorcheln   vertreten. Das Wetter war bestens und die Corona – bedingt maximal möglichen fünf Teilnehmer erlebten eine wunderschöne Frühlingswanderung. Ein besonderes Dankeschön gilt unserem Pilzfreund Phillip Müller, der uns durch dieses landschaftlich sehr reizvolle Gebiet führte. Hier einige Impressionen:

Start- und Zielpunkt der Wanderung am Ortsausgang Renzow.

Ein alter Laubholz – Stubben am Wegesrand erweckte unser Interesse. Er war von zahlreichen Konsolen verschiedener Porlinge besetzt. Hier ist es die Striegelige Tramete (Trametes hirsuta).

Hier ein Fruchtkörper der Buckel – Tramete (Trametes gibbosa).

Ein offenes, fast schon parkartiges Waldareal.

Dort fanden sich auf totem Birkenstamm einige Fruchtkörper des Winter – Stielporlings (Polyporus brumalis). Aufgrund seiner zähfleischigen Konsistenz ungenießbar.

Auch dieser Tennisball fand sich auf einem alten Birkenstamm. Es ist ein kugeliges Exemplar des Birken – Zungenporlings (Piptoporus betulinus). Der Wuchsform wegen wohl eher Birken – Kugelporling.

So kennen wir ihn schon eher, den Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus).

Es geht hinunter in das Schildetal.

Das Blasige Eckenscheibchen (Diatrype bullata) findet sich dicht gedrängt an trockenen Ästen von Weide und Erle, besonders im Winter und Frühling.

Wir erreichen einen moosreichen Fichtenforst.

In Gedanken hoffte ich auf den Fund eines ganz speziellen, schwarzen Ascomyceten und es dauerte nicht lange, bis wir ihn tatsächlich fanden, den Glänzenden Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella.

Dieses Foto stammt vom Vorsitzenden des Rahnaer Pilzvereins, Torsten Richter, dem wir zufällig hier im Schildetal zusammen mit seiner Frau Katrin begegneten. Auch Torsten war begeistert von diesem Fund!

Und es kam noch besser. Niemand hatte hier mit Frühjahrs – Lorcheln (Gyromitra esculenta) gerechnet, da die Böden nicht zu den sandigsten Mecklenburgs gehören und dazu noch im reinen Fichtenforst.

Frühjahrs – Lorchel (Gyromitra esculenta). Mehr oder weniger giftig! Von nahezu giftfrei bis tödlich kann ihre toxische Dosierung ausfallen!

Obwohl zu den Porlingen zugehörig, besitzt der Eichen – Wirrling (Daedalea quercina) lamellenartiges, labyrinthisch angeordnetes Hymenophor, welches den Pilz praktisch unverwechselbar macht. Er findet sich ausschließlich an totem Eichenholz.

Rechts noch Fichten – Monokultur, links entwickelt sich eine vielseitigere Waldgesellschaft.

Eine besondere Vorliebe für Birkenholz hegt offensichtlich die Ockergelbe Zonentramete (Trametes ochraceum).

Einen weiteren Höhepunkt unserer Pilzwanderung bildete ein Areal mit zahlreichen, leuchtend roten Farbtupfen.

Da es mindestens drei optisch kaum zu unterscheidende Arten dieser prachtvollen Becherlinge gibt, waren wir froh, dass uns Torsten Richter diesen Fund unter sein Mikroskop legte. Es handelt sich ganz eindeutig, so Torsten, um den bei uns mit Abstand häufigsten Vertreter dieser Gattung, dem Österreichischen Kelchbecherling (Sarcascypha austriaca). Ein herzliches Dankeschön geht nach Rehna!

Alte, von Wind und Wetter bereits ausgeblasste Konsolen der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Immer an totem Eichenholz, der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

Die essbaren Frühlings – Mürblinge (Psathyrella spadiceogrisea) gehören zu den hygrophanen Pilzarten, die bei Feuchtigkeit deutlich dunkler gefärbte Hüte aufweisen. Hier trocknen sie unterschiedlich ab, weshalb sie so gescheckt aussehen.

Und hier könnte man fast meinen, Stockschwämmchen vor sich zu haben.

Am Fuße einer mächtigen Baumruine brechen zahlreiche Büschel mit unzähligen Fruchtkörpern des Glimmer – Tintlings heraus.

Da sie jung und ohne Alkohol essbar sein sollen, entschied sich ein Teilnehmer der Wanderung zu einem Speiseversuch und nahm die jüngsten Büschel mit nach hause. Sofortiges Zubereiten ist aber Pflicht, genauso wie der Verzicht auf alkoholische Getränke mindestens drei Tage lang!

Anemonen – Becherlinge bei Scharbockskraut?

Torsten Richter klärt uns auf!

Es müssen ja nicht immer Pilze sein. Torsten ist Diplom – Biologe zum Thema Moose. Also eigentlich ein Moos – Fachmann. Aber so weit sind die Moose ja nicht von den Pilzen entfernt und gehören ebenfalls zu den Sporenträgern. Hier sehen wir das Linealblättrige Geradzahnmoos (Orthodontium lineare).

Und hier Plagothecium succulentum von Torsten Richter bestimmt und fotografiert. Eine in Wäldern nicht selten vorkommende Laubmoosart.

Und nun wieder etwas pilziges und ausgesprochen exotisches, welches offensichtlich zu finden ist, wenn man mit Gummistiefel ausgestattet durch die Schilde schreitet und mit Kennerblick ausgestattet ist. Blassgelbes Spinnwebbecherchen (Arachnopeziza aurata). Foto und Bestimmung Torsten Richter. Die Natur hält so viele Wunder bereit und nur die wenigsten Menschen bekommen davon etwas mit!

Und zum Schluss noch ein Blick in die Glaskugel. Das Pilzjahr steht noch am Anfang, wie mag es wohl werden? Foto und zugehörige Gedanken von Torsten Richter.

Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!