Tagebuch September 2019

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze September 2019

Mit diesem tollen Fund von Christian Ehmke wollen wir in den September starten. Wir sehen hier einen etwas verspäteten Eichhasen (Polyporus umbellatus), den er heute im Wald finden und ablichten konnte. Der sehr schmackhafte Speisepilz ist meist zwischen Ende Juni bis Mitte August anzutreffen, gehört aber nicht zu den häufigen Großpilzen.

Sonntag, 01. September – Heute ist meteorologischer Herbstbeginn. Der Tag vereinte sowohl den Sommer, wie auch den Herbst. Am Vormittag starteten wir aus Worin in Brandenburg bei hochsommerlichen 30 Grad und landeten vier Stunden später bei etwa 22 Grad und herbstlich bewölktem Wetter in Wismar. Wir fuhren praktisch vom Sommer in den Herbst. Frühherbstlich soll es nun bis auf weiteres weitergehen. Dazu wird auch der Wind etwas lebhafter wehen, aber es soll zunächst überwiegend trocken bleiben. Erst zum kommenden Wochenende könnte ein kräftiges Tief zumindest dem Norden nennenswerten Regen bringen. Auch in der Folgewoche könnten weitere Tiefs teils viel Regen im Gepäck haben. Ich habe heute mal die 16 – tägige Niederschlagsprognose bei Wetter – Online für Wismar zusammen gerechnet. Demnach könnten bis zum 17. September zwischen 29 und 65 Liter auf den Quadratmeter fallen. Das wäre doch schon einiges und sollte es so kommen, dürfte einem guten Pilzherbst kaum etwas im Wege stehen. Aber das ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Es ist nur eine Tendenz aus heutiger Sicht.

Auf unserer Fahrt durch Teile Brandenburgs und Mecklenburgs gab es heute nicht nur größere Unterschiede beim Wetter, sondern auch beim Erscheinungsbild der Landschaft zu beobachten. Während in den knochentrockenen Wäldern Brandenburgs noch der Sommer regierte, hatte  augenscheinlich bereits der Oktober Einzug gehalten. Aufgrund der Trockenheit werfen viele Bäume ihr Laub ab oder haben sich golden verfärbt. Welch ein krasser Gegensatz zu Teilen Mecklenburgs. Als wir die Regionen um Ludwigslust durchfuhren, wechselte das Landschaftsbild radikal. Die Wiesen, Straßenränder und Wälder bestachen durch ihr sattes grün. Hier gab es am Mittwoch hohe Regensummen und spätestens ab dem kommenden Wochenende gilt hier der Ausspruch Pilz – Heil!

Hier noch einmal der Eichhase von Christian. Er gehört zu den Porlingen, genau genommen zu den Stielporlingen – Polyporus.

Montag, 02. September – Das Wetter hat sich nun deutlich in Richtung Herbst gewandelt. Frische Luft und reichlich Wind und ganz vereinzelt ein leichter Schauer. Stärker fielen die Schauer im nördlichen Schleswig – Holstein aus. Hier kamen oft ergiebige Mengen zusammen. Auch im südlichen Bayern hat es wieder viel Regen gegeben. Hier ist anscheinend auch der Pilzherbst schon voll im Gange, denn es werden Hallimasch und Herbsttrompeten gefunden. Auch in Richtung Westen und in Dänemark hat es in letzter Zeit viel geregnet. Dort dürfte dem Pilzherbst nichts mehr im Wege stehen. In Mecklenburg wird es nach der Hitzewelle in den Gebieten, die von den starken Gewittern in der vergangenen Woche bedacht worden sind, ab dem kommenden Wochenende los gehen. Heute war bei Kachelmann – Wetter eine Farbkarte eingestellt, die die Niederschlagsverteilung im Monat August darstellte. Im Westen Mecklenburgs sind etwa zwischen 40 – 100 Liter, im Großraum Schwerin zwischen 80 – 160 Liter, Rund um Rostock 40 – 120 Liter, großräumig um Ludwigslust 100 – 160 und östlich/südöstlich von Wismar 40 – 80 Liter auf den Quadratmeter zusammen gekommen. Ein Großteil der Niederschläge in der vergangenen Woche. Das sind unsere Pilz – Erwartungsgebiete. Gleichzeitig habe ich am Abend nochmals die mögliche Niederschlagssumme für Wismar für die nächsten 16 Tage multipliziert. Diese hat sich im Vergleich zu gestern auf 26 – 54 l/qm reduziert.

Dieser häufige Bauchpilz, auf und an grasigen Wiesen- und Waldwegen, zählt zu den ersten Frischpilzen, die einen neuen Wachstumsschub ankündigen und etwa eine Woche nach den auslösenden Niederschlägen erscheint. Es handelt sich um den Bleigrauen Bovist (Bovista plumbea). Jung essbar. Standortfoto im Woriner Wald im Landkreis Märkisch – Oderland.

Dienstag, 03. September – Ab der 2. Nachthälfte zogen verbreitet Regenfälle über M-V. Sie haben zwar allgemein keine großen Regenmengen gebracht, aber immerhin stützen sie die Entwicklung dort, wo  etwas in Arbeit ist. Das sind die Gebiete mit den Niederschlags – Hotspots in der vergangenen Woche. Besonders kräftig hatte es am Nachmittag und Abend noch auf einer Linie Rerik – Kühlung geregnet. Hier zog eine schmale Schauerlinie entlang, die über der warmen Ostsee reichlich Feuchtigkeit tanken konnte und diese dann über dem Festland abregnete. Die Kühlung wurde also wieder gut gewässert. In den Regionen, wo es noch zu trocken ist, wird zunächst nichts großes möglich sein, aber weiterer Regen ist in Sicht. Besonders viel wird für den Nordwesten Deutschlands berechnet, wie auch für den Südosten. In der Mitte, wo die größte Trockenheit herrscht, ist auch weiterhin nicht viel zu erwarten. So können wir in Mecklenburg noch von Glück reden, da wir von den besonders nach Nordwesten hin ausgeprägten Tiefausläufern gestreift werden. Wetter – Online rechnet für Wismar bis zum 19.09. mit 23 – 44 Liter. Es fällt auf, dass die prognostizierten, möglichen Regenmengen, jeden Tag etwas nach unten korrigiert werden. Aber diese Werte sind ohnehin mehr Spielerei als Realität. Die Großwetterlage soll in den nächsten zwei Wochen von Tiefs über dem Nordatlantik und Skandinavien sowie dem immer wieder dagegen haltenden Ableger des Azorenhochs bestimmt werden. So ist der Norden Deutschland oft den Tiefs am nächsten und sie können uns immer wieder mit ihren Regengebieten streifen. Dabei ist es meist moderat, teils auch eher kühl temperiert. Das Wetter spielt also ganz gut mit und ab der kommenden Woche sollte der Pilzherbst 2019 zumindest in Teilen Mecklenburgs mit Macht anlaufen können.

Wo es am heftigsten los geht, weiß dieser Troll wohl am allerbesten. Sein Riecher glüht bereits und schelmisches Grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. Den richtigen Riecher wünsche ich auch allen Pilzfreunden, die auf eine reiche Ernte hoffen. Die Chancen stehen jedenfalls nicht schlecht.

Mittwoch, 04. September – Meine heutige Mittwochsexkursion führte mich wieder in die Region Lübz. Der Fahrenhorst an der Elde – Müritz – Wasserstraße war mein Zielwald. Laub- und Nadelforste säumen die bei Touristen beliebte Wasserstraße. Ich wanderte zunächst am Flusslauf entlang und schließlich durch Buchen-, Eichen- und Fichtenforste wieder zurück zum Ausgangspunkt am Bermuda – Dreieck, einem beliebten Wasserwanderer – Rastplatz. Ähnlich der Strecke, die wir im vergangenen Jahr während einer Vereinsexkursion absolviert haben. Damals war es sehr trocken, wir konnten aber zumindest einige ansehnliche und frische Großpilze entdecken. Heute war es hier staubtrocken und von Frischpilzen, sieht man einmal von winzigen Schwindlingen und einigen Trichterlingen in der Grasnarbe eines geschützten Waldweges ab, keine Spur. Es ist hier so trocken, dass auch in absehbarer Zeit nichts zu erwarten ist, denn die Regenprognosen werden inzwischen immer weiter herunter gerechnet. Zumindest für Wismar. Hier werden mit Stand heute Abend bis zum 20. September nur noch zwischen 13 und 22 Liter erwartet. Der Bericht zur heutigen Exkursion folgt in wenigen Tagen.

Der Top – Fund des Tages erwartete mich gleich zu Beginn. Letztmalig fand ich diesen Porling am 13.07.2013 in der Neukloster Forst. Es handelt sich um den Blassgrünen Knorpelporling (Ceriporiopsis pannocinta). Die resupinat wachsende Art griff hier vom liegenden Buchenstamm sogar auf das darunter liegende Buchenlaub über. Bei der Bestimmung ist sein markanter Geruch nach Rotrandigem Baumschwamm sehr hilfreich. Auf jeden Fall ein Erstnachweis für 2538/2!

Donnerstag, 05. September – Allmählich rücken die großen Pilzausstellungen im Land, so auch in Norddeutschland, in den Focus. Hier einige Termine und Lokalitäten im hohen Norden:

  • Greifswald, im Arboretum am 21.09./22.09.
  • Rostock, im Botanischen Garten am 28.09./ 29.09.
  • Rehna „Tage der Pilze“ in der Klosteranlage am 28.09./29.09.
  • Kiel in den Schaugewächshäusern am 05.10./06.10.
  • Und natürlich auch in Wismar am 04.10./05.10./06.10./07.10. 2019 in der ABC Straße

Der Zeitpunkt ist meist um den Monatswechsel September/Oktober herum gelegt, da die höchstmögliche Artenvielfalt abgeschöpft werden soll. Oft ist es aber auch eine Zitterpartie, ob die Witterung dieses auch entsprechend ermöglicht. Und das kann man aus heutiger Sicht durchaus mit gemischten Gefühlen betrachten. Die Kieler Pilzfreunde dürften wohl kein Problem haben, da es in Richtung Dänischer Grenze und besonders auch zur Nordseeküste hin immer wieder ergiebig regnet. Die Greifswalder könnten zum Sonntag/Montag eventuell an ein großes Regengebiet angedockt werden, dass aus den Ostalpen heraus in Richtung polnischer Ostseeküste zieht. Ansonsten ist es aus derzeitiger Sicht sehr differenziert in M-V. In den Gebieten, mit den Starkniederschlägen Mitte letzter Woche, wird es wohl bis dahin immer noch einiges geben können. Schlechter sieht es hingegen aus, wo bisher kein nennenswerter Regen gefallen ist. Für Mecklenburg ist bis Mitte des Monats wohl nicht mehr viel in Sicht. Die Regenprognose für Wismar bis zum 21. September: 16 – 25 Liter. Hoffen wir, das Petrus sich eines besseren besinnt und doch noch die Himmelsschleusen reichlich öffnen möge. Heute habe ich unsere ständige Ausstellung mit vier Frischpilzarten vervollständigt. Das erste mal in diesem Jahr zu sehen: Blassgrüner Knorpelporling und Zweifarbiger Knorpelporling. Es liegen 72 Arten auf der Fläche. Wir waren schon deutlich besser!

Der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) ist mit dem Blassgrünen Knorpelporling verwandt. Beide Arten gehören nicht zu den häufigsten und waren die Spitzenfunde meiner gestrigen Exkursion. Gezeigte Art wuchs hier an einem trockenen Totholzast von Eiche. 04.09.2019 im Fahrenhorst.

Freitag, 06. September – Heute haben gleich mehrere Pilzfreunde (Christian Ehmke, Andreas Herchenbach und meine Wenigkeit) Stippvisiten in verschiedenen Wäldern Mecklenburgs unabhängig voneinander unternommen, alle mit dem selbem Ergebnis – Tote Hose. Absolut nichts los! Kein Vergleich mit dem verhaltenen Aufbruch von Mitte – Ende August! Was ist los? Schuld daran ist zunächst die gut einwöchige Hitzewelle. Die dürftige Oberflächenfeuchtigkeit, von der aus sich schon einiges entwickeln konnte, ist bei diesen Temperaturen verdunstet und die Frischpilze waren ebenfalls schnell dahin. Immerhin hatte sich das Aufflackern in der eher unterkühlten Witterungsphase der ersten drei August – Wochen und den Regenschauern zwischendurch entwickeln können. Da im Boden aber kein Feuchtespeicher mehr vorhanden ist und dieser bis in größere Tiefen ausgetrocknet ist, kann einfach nichts mehr nachkommen. Ich war heute kurz im Haushalt Forst bei Zickhusen, im Schlosspark Wiligrad und am Rande des Schweriner Schlossgartens, sowie auf einem Trockenrasen bei Ventschow. Nicht einmal Kleinarten, die eigentlich nach den Regenfällen von letzter Woche hätten da sein müssen, konnte ich finden. Das kann auch an dem kühlen und vor allem sehr windigen Wetter der letzten Tage gelegen haben. Nur im Schweriner Schlossgarten war ganz vereinzelt ein Frischpilz zu sehen. Außerdem ist es noch zu früh, in den von den Starkniederschlägen der letzter Woche betroffenen Regionen schon Erfolge erwarten zu können. Die Faustregel lautet nach 10 – 14 Tagen startet ein möglicher Schub durch. Heute sind es erst 9 Tage her. Ein solides Pilzwachstum setzt aber erst zwei bis drei Wochen nach den auslösenden Niederschlägen ein, sofern genügend Substanz im Boden ist und/oder die Nachfolgewitterung es möglich macht. Und gerade diese läßt sehr zu wünschen übrig.

Von den noch Anfang der Woche bei Wetter – Online gerechneten Niederschlägen sind wir inzwischen weit entfernt. Waren am Montag noch bis Mitte des Monats für Wismar bis zu 65 Liter berechnet worden, sind davon, Stand heute Abend, nur noch 7 – 12 Liter übrig geblieben. Damit ist kein Staat zu machen. Regenfronten, die über der warmen Nordsee reichlich Feuchtigkeit aufnehmen, ziehen meist nordwestlich an M-V vorbei und regnen sich an der Nordseeküste, über dem nördlichen Schleswig – Holstein und Dänemark ab. Dort ist sehr viel Regen in der letzten Zeit zusammen gekommen. Allerdings gibt es noch ein Hoffnungsschimmer. Die ergiebigen Regenfälle, die gestern auch bei Wetter – Online für die Osthälfte von Deutschland in den nächsten Tagen berechnet wurden, könnten nach einem Berechnungsmodell, das heute bei Kachelmann – Wetter eingestellt wurde, doch noch etwas Hoffnung aufkeimen lassen. Es ist allerdings nur die für uns günstigste Variante, die die Wettercomputer derzeit berechnen. Akkumuliert könnten demnach bis zum 16. September besonders im staubtrockenen Bundesland Brandenburg bis zu 80 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen. Und das nicht nur punktuell,  so wie bei einzelnen Gewitter – Hotspots, sondern auf der Fläche. Für M-V sind nach diesem Modell immerhin noch zwischen 30 und 60 Liter möglich. Selbstverständlich auch flächig. Das wäre der Durchbruch. Ist aber lange noch nicht sicher und derzeit eher hoffnungsvolles Wunschdenken.

Der bemerkenswerteste Fund meiner kleinen Rundtour erwartete mich im Schlosspark Wiligrad. Genau vor dem Objekt, wo unser diesjähriges Herbstseminar stattfinden soll, wuchs am Rande einer Wiese auf Holzunterlage der Rötende Saftwirrling (Abortiporus biennis). Kein alltäglicher Fund. Aufgrund unserer Intensiv – Kartierungen seit den 1990er Jahren haben wir ihn in Westmecklenburg schon recht oft finden können. In Richtung Vorpommern scheint er selten zu sein? Ich denke eher, hier fehlen die motivierten Experten, um die Lücken zu schließen.

Sonnabend, 07. September – Eine gut besuchte Pilzwanderung führte heute durch den Hütter Wohld bei Bad Doberan. Das abwechslungsreiche Waldgebiet auf teils schweren Mergelböden mit Kalkeinlagerungen bildet den südöstlichen Ausläufer des Höhenzuges der Kühlung. Im Gegensatz zu den Wäldern, denen ich gestern einen Kurzbesuch abstattete, lebte der Wald, was Frischpilze anbelangt. Nur auf den Hügelkuppen waren die Böden leicht abgetrocknet. In den Tälern und Senken war als klatschnass und teils sogar morastig. Die Kühlung hat den ganzen Sommer immer mal kräftige Schauerniederschläge abbekommen und auch die Gewitterlagen von Mitte letzter Woche haben hier reichlich Regen abgeladen. So erwartete uns eine überraschend hohe Artenvielfalt, wobei die volkstümlichen Klassiker weitestgehend fehlten. Aber es war ja eine Lehrwanderung und der Fachmann stand Rede und Antwort. Wer also wollte, konnte durchaus eine Mahlzeit mit nach hause nehmen und wer seinen Horizont erweitern wollte, dürfte fast schon überfordert bei der respektablen Artenvielfalt gewesen sein. Der Wald mit seiner Pilzflora erinnerte mich heute an ein Szenario, welches wir oft in regenreichen Sommern beobachten können. Von vielem etwas da, aber kein Massenaufkommen von volkstümlich beliebten Speisepilzen, sieht man mal von stellenweise reichlich Stockschwämmchen und Herbsttrompeten ab.

Und zum Wetter: Hier und da regnete es heute geringfügig, also nichts nennenswertes. Das könnte sich nun doch noch Anfang nächster Woche ändern. Wie gestern schon angedeutet, scheint das Regentief zu kommen und könnte bis Mittwoch den östlichen Bundesländern reichlich Wasser bringen. Das kleine Tief soll dann zur Ostsee ziehen und sich mit samt seinen Regenbändern über M-V und Schleswig – Holstein einkringeln. Länger anhaltender, teils ergiebiger, schauerartiger und von Gewitter durchsetzter Regen könnte dann in M-V bis Mittwoch früh zwischen 15 und 30 Liter pro Quadratmeter bringen!

Damit habe ich heute absolut nicht gerechnet – Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides). Sollte dieser sehr launische und jahrelang ausbleibende Edel – Pilz reichlich erscheinen, braucht es in der Regel regenreiche Sommer. Ihr Erscheinen ist Beweis genug, dass hier in den zurückliegenden Wochen und Monaten immer mal nennenswerte Niederschläge zusammen kamen. Getrocknet ein hervorragender Würzpilz. Vor zwei Jahren gab es eine Massenernte. Vorgestern hatte ich das letzte Glas getrockneter Trompeten nach Bayern verkauft! Nun ist Nachschub in Sicht, aber sicher nicht überall!

Sonntag, 08. September – Während im letzten Jahr die inzwischen schon fast traditionelle Pilzwanderung mit der DOGS – Hundeschule Martin Rütter Schwerin der Trockenheit zum Opfer gefallen ist und niemand bei hochsommerlichen Temperaturen Interesse zeigte, hatten sich zu unserer diesjährigen Wanderung so viele Menschen mit ihren Vierbeinern angemeldet, dass wir einigen absagen mussten.  Um 10.00 Uhr trafen wir uns in Weberin und starteten bei wunderbarem Frühherbstwetter unsere Tour durch die moosreichen und sandigen Nadelwälder. Pilzreviere, wie es sich die meisten Mykophagen wünschen. Allerdings wären diese meist mit einer äußerst bescheidenen Ausbeute Heim gekehrt. Aber zum Glück war ein Fachmann zur Stelle, so dass am Schluss doch einiges in den Körben landete. In den dicken Moospolstern hatten offensichtlich noch einige Primordien die Hitzewelle überlebt und auch neues startete durch. Von den Klassikern gab es nur eine Handvoll sehr schöner und großer Pfifferlinge oder ganz vereinzelt mal eine Krause Glucke. Röhrlinge waren nur in Form einzelner Gallen – Röhrlinge vertreten. Dafür gab es doch eine recht bunte Vielfalt an Täublingen, recht viele Scheidenstreiflinge oder auch mal ein frischer Perlpilz. Trupps von Lilablättrigen Mürblingen kündigten zaghaft den neuen Wachstumsschub an. Auch ein bereits gesichteter Parasol und neue Rosablättrige Egerlings – Schirmpilze dürften ein Anzeichen sein. Ansonsten war diesbezüglich nichts zu sehen. Es herrscht also noch die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Wahrscheinlich war die Nachfolge – Witterung in den von den Gewittern betroffenen Regionen nicht optimal.

Das könnte sich ab morgen ändern. Ein 5b – Tief zieht von Norditalien zur Ostsee. Derartige Tiefs sind meist sehr unwetterträchtig, vor allem durch ihre oft massiven Regenfälle und haben schon häufig für Schlagzeilen und Überschwemmungen gesorgt. Kalte Luft strömt über Westeuropa zum Mittelmeer. Das Wasser ist hier sehr warm und es entstehen mächtige Gewitter und der Luftdruck sinkt stark. Die Luft pumpt sich mit Wasserdampf voll und wenn die Höhenströmung es zulässt, ziehen diese Unwettersysteme nach Nordosten, meist über Polen zur Ostsee. Dieses mal erhält das Tief aber einen nordwestdrall zur mecklenburgischen Ostsee und dreht sich hier ein. So sind ab morgen bis Mittwoch früh teils hohe Regenmengen möglich. Am Nachmittag wurden bei Kachelmann – Wetter in der Akkumulation bis Mittwoch früh 5 – 30 Liter für Mecklenburg berechnet. Nach einer Aktualisierung der Berechnungen am heutigen Abend wird nun von 60 – 80 Litern in unserem Einzugsbereich ausgegangen. Das wäre dann unwetterartiger Starkregen und das durchaus flächiger als bei den örtlichen Gewitterzellen zuvor. Auch Wetter – Online hat am Abend die möglichen Regenmegen für Wismar auf 26 – 60 l/qm für Montag bis Dienstag herauf gesetzt! Hoffen wir, dass ordentlich Wasser vom Himmel kommt, denn danach soll für lange Zeit Schluss mit Regen sein. Eher dürfte sich der sonnige und warme Spätsommer breit machen.

Auch einige Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) konnte ich heute im Kaarzer Holz entdecken. Von möglichen Körnchen – Röhrlingen oder Butterpilzen, die einen neuen Wachstumsschub einläuten würden, keine Spur! Aber die Edel – Reizker stehen ohnehin Klassen über den banalen Schlabber – Röhrlingen, eben deliciosus!

Montag, 09. September – Seit heute morgen dreht nun das Regentief seine Kreise über M-V. In Richtung nordöstliches Vorpommern kam auch in der Nacht schon einiges an Regen zusammen. Für ein 5b – Tief ist das alles noch eher moderat. Während es tagsüber meist nur unwesentlich regnete, intensivierte sich der Niederschlag im laufe des Nachmittages und es fing teils richtig an zu schütten. So kann es nach den aktuellen Berechnungen noch bis Mitternacht weitergehen. Dann soll sich der Regen in Richtung Vorpommern zurückziehen. Gleichzeitig frischt der Wind stark auf und beginnt schon wieder abzutrocknen. Ich denke auf die Fläche sollten wir bis zu 20 Liter hinbekommen. Vielleicht auch noch etwas mehr.

Der ganz große Durchbruch zu einem überwältigendem Pilzherbst wurde damit nicht gelegt. Aber dennoch können wir hoffnungsvoll sein, dass sich die Lage an der Pilzfront bessert. Besonders in den Regionen mit den Starkniederschlägen von Ende August kann es sogar richtig üppig werden, während die allermeisten mit einer moderaten Verbesserung vorlieb nehmen müssen. Grund ist die suboptimale Nachfolge – Witterung, in der weit und breit kein nennenswerter Niederschlag mehr in Sicht ist. Hochdruck soll sich für längere Zeit über Europa breit machen und der trockene Altweibersommer steht in den Startlöchern. Es wird dann wohl wieder sonnig und warm. Hoffen wir, dass nach einigen windigen Tagen in dieser Woche ruhe einkehrt und die spätsommerliche Witterung windschwach wird. So kann sich in den Nächten reichlich Tau niederschlagen und zumindest in lichten Wäldern und Wiesen mit ihren Gräsern und Moosen reichlich Wasser auf die Oberflächen – Myzelien tropfen lassen. In den belaubten Buchenwäldern könnte es leider wieder zu trocken werden. Wie dem auch sei, wir sind jedenfalls dankbar für den Regen und er wird nicht umsonst gewesen sein. Es hat auch ein gutes, wir können uns auf einen längeren, durchaus interessanten Pilzherbst freuen, ohne das gleich alles megamäßig in wenigen Wochen auspowert. Auch beginnt jetzt die große Zeit der Stubben – Pilze. Wir erinnern uns an den letzten Herbst, es war noch viel trockener als in diesem Jahr. Es gab durchaus Speisepilze in sehr ergiebigen Mengen. Und das über Wochen und Monate hinweg. Dafür sorgte vor allem auch der sehr schmackhafte Hallimasch. Es wird also ab jetzt immer etwas für die Pfanne geben, zumindest bis zum Jahreswechsel. Und natürlich werden vorher noch die beliebten Röhrlinge zulegen und das kann durchaus ab sofort geschehen, also Augen auf!


Heute habe ich meine Ausstellung wieder erneuert. Es liegen 112 Arten auf der Fläche. Das erste mal in dieser Saison dabei: Steife Koralle, Ziegelroter Schwefelkopf, Rötender Saftwirrling, Rosenroter Schönkopf, Herbsttrompete, Nadel – Scheidling, Gemeiner Wirrkopf, Kerbrandiger Trichterling, Narzißengelber Wulstling, Rotbrauner – Milchling, Zedernholz – Täubling, Sonnen – Täubling, Grüngefelderter Täubling, Mandel – Täubling, Stink – Täubling, Ockerblättriger Zinnober – Täubling, Dickblättriger Schwarz – Täubling, Säufernase, Strubbelkopf, Kuhroter Schönkopf, Edel – Reizker, Rotbrauner Flämmling, Kegelschuppiger Schirmpilz, Weißschuppiger Blut – Champignon, Brandiger Ritterling, Purpurfilziger Holzritterling, Rotschuppiger Rauhkopf, Wohlriechender Gürtelfuß und Schwarzfuß – Stielporling.


Auch wenn es die letzten Tage meist recht spärlich an der Pilzfront aussah, dennoch habe ich immer wieder teils recht seltene Arten gefunden. Insbesondere der Hütter Wohld scheint ein fast unermessliches Raritäten – Kabinett zu sein. Diese Kuhroten Schönköpfe (Calocybe civillis) habe ich allerdings gestern am Rande der Demener Räumde gefunden und fotografiert. Eine sehr markante Art, die hin und wieder mal in sandigen Kiefernwäldern auftaucht und schwer bestimmbar ist, weil kaum in einem Buch oder im Netz beschrieben. Natürlich ein leicht kenntlicher Pilz, wenn man ihn erst zugeordnet hat. Ein Verwandter des Maipilzes, wie zu erahnen ist. Speisewert unbekannt, wahrscheinlich essbar.

Dienstag, 10. September – Die Hochsaison hat für mich längst begonnen, obwohl es an der Pilzfront vielfach noch sehr bescheiden ist. Jedenfalls haste ich derzeit von Veranstaltung zu Veranstaltung. Und das wird auch noch bis Ende Oktober so weiter gehen. Dazu die Pilzberatung öffnen, Ausstellung erneuern, die Berichterstattung der letzten Termine usw. Letzteres enthält schon einiges in der Warteschleife. Wenn Zeit ist, muss das auch noch nach dem normalen Feierabend ab 21.00 Uhr in Angriff genommen werden. Heute Vormittag stand eine Pilzwanderung mit Schülern auf dem Programm. Danach Sprechstunde im Info – Zentrum und am Abend Vorbereitungstreffen der Pilzfreunde im Steinpilz – Wismar für unsere Großpilz – Ausstellung Anfang Oktober. Morgen geht es schon wieder zur Mittwochsexkursion und am Sonnabend steht das Vereinstreffen mit den Rehnaer Pilzfreunden am Roten See auf dem Programm. Die Zeit läuft einfach weg. Die Schülerwanderung führte uns heute durch den Forst Farpen bei Neuburg. Der Wald war gut nass mit großen Pfützen auf den Waldwegen. Ich habe mal die Bodendurchfeuchtung unter einer großen Buche getestet. Etwas 2 cm Oberflächenfeucht, darunter staubiger Sand.

In Mecklenburg kamen gestern zwar verbreitet zwischen 10 und 30 Liter zusammen (in Wismar 12), aber  in Regionen mit den geringeren Werten (die höheren nordöstlich von Wismar) wäre dringend mehr von Nöten gewesen. Verhaltene Aufbruchstimmung! Dennoch war der Regen die Rettung, denn der Pilzherbst dürfte jetzt ganz gut in Gange kommen. Die Mond – Theoretiker werden allerdings schon verzweifelt sein, denn am Sonnabend ist dieser voll. Wo bleiben die Steinpilze? Das weiß nur der Mond alleine, oder der Regen? Der nun gefallene, flächendeckende Landregen, wird frühestens in 10 – 14 Tagen  etwas bewirken können. Geht es nach dem Mond, dürfte es aber erst in drei Wochen soweit sein, denn dann beginnt er wieder zu zunehmen. Auch die 10 – 14 Tage – Regel scheint nicht mehr so verlässlich wie in früheren Zeiten zu sein, da die Böden keinerlei Tiefenfeuchtigkeit mehr besitzen. So hilft uns nur die forstschreitende Jahreszeit, in der nicht mehr so viel verdunstet. Bis Ende November ist es noch weit hin. Bis dahin sollte noch so manches Bedürfnis befriedigt werden können. Wie dem auch sei, in den Regionen mit den Gewitter – Hotspots kann es jeden Tag soweit sein, falls Primordien vorgebildet wurden. Die werden sich nach dem Regen alsbald strecken. Heute war davon nichts zu merken. Es herrschte eine verhungerte Pilzflora vor, die durch den Regen aufgefrischt, aber nicht frisch war. So fanden die Kinder zwar laufend Pilze (Rüblinge, Trichterlinge, Helmlinge usw.), aber selten wirklich frische und kaum Speisepilze, bis auf einige Pfifferlinge oder einen Schwefelporling. Eine Kindergarten – Truppe, die uns entgegen kam, hatten ebenfalls nur wenige Pfifferlinge im Körbchen, es sollen aber noch viele kleine nachkommen. Wo, das wollte uns ihr erwachsener Begleiter nicht verraten!

Wenigstens dieser Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) war frisch und landete im Körbchen. Hoffentlich schmeckt er nicht allzu herb, denn er wuchs an einem Eichenstubben!

Mittwoch, 11. September – Natürlich stand heute wieder meine obligatorische Mittwochsexkursion auf dem Programm. Dazu traf ich mich am Vormittag mit einer Mitarbeiterin der Coraxfilm Gmbh im Kreiener Holz, südlich von Lübz, im MTB: 2538/3. Die Gesellschaft produziert in Zusammenarbeit mit dem NDR für den deutschen und internationalen Markt ganz tolle Naturfilme und ist aus der Naturfilmabteilung Nebelsiek des NDR hervor gegangen. Ich weiß, dass ich unter dem Produktionsname Nebelsiek besonders in den 1990er Jahren tolle Beiträge des NDR auf Video – Kassette aufgenommen habe. Großartige und stimmungsvolle Filme liefen im deutschen Fernsehen, so beispielsweise Wildes Deutschland und vieles mehr. Heute ging es um Pilze, die am Standort abgelichtet und für einen neuen Film Verwendung finden sollen, der u. a. mystisches und märchenhaftes aus dem Reich der Teufel und Hexen beinhalten soll. Und diesbezüglich liefern Pilze auch einige spannende Beispiele aus früherer Zeit, in denen sich die Menschen an sich völlig natürliche Vorgänge in der Natur nicht anders erklären konnten, als das dort Hexerei mit im Spiel zu sein scheint. Hexen – Röhrling, Satans – Röhrling, Teufels – Urne oder auch die altbekannten Hexenringe. Leider war das Angebot im Kreiener Holz sehr bescheiden, aber das Hexenei der Stinkmorchel oder auch sehr interessante, wie mystische Teuerlinge waren willkommene Objekte, die dem Thema schon sehr nahe kamen. Der Hexenring von Knopfstieligen Rüblingen war leider unterbrochen, aber das sollte uns noch gelingen, einen schönen in den nächsten Wochen vor die Kamera zu bekommen. Ebenfalls Hexenröhrlinge und vielleicht sogar den Satan! Ganz herzlichen Dank auch für die Spende zum Erhalt des Steinpilz – Wismar!

Auch diese Gestreiften Teuerlinge (Cyathus striatus) haben etwas geheimnisvolles an sich. So soll in früheren Jahren, je nach Anzahl der im Nest befindlichen Peridiolen, über ein gutes oder teures Jahr orakelt worden sein. Standortfoto im Kreiener Holz.

Auf der Rücktour schaute ich nochmal im Wald bei Weberin rein, den wir am Sonntag schon zu unserer Hundewanderung besuchten. Von einem neuen Wachstumsschub nicht das geringste Anzeichen, sieht man mal davon ab, dass es jetzt die Pfifferlinge noch einmal wissen wollen. Bereits Sonntag fanden wir schöne Exemplare und heute, nach dem Landregen, leuchteten mich doch immer wieder sehr schöne Exemplare an. Teils auch in größeren Gruppen längst der moosigen Waldwege, insbesondere dort, wo Feuchtigkeit gut einwirken konnte. Also im tiefen Moos und hier waren sie richtig groß, oder dort, wo sich Pfützen an den Wegrändern nach den Schauern bilden konnten. Die beliebten Speisepilze konnten im vergangenen Jahr so gut wie keine Fruchtkörper ausbilden und dort wo es möglich ist, legen sie aus Verzweiflung noch so spät im Jahr los. Da zur Zeit noch wenige Pilzsucher wegen der allgemeinen Pilzarmut die Wälder durchstreifen, kann man derzeit, natürlich mit reichlich Glück, die herrlichsten Eierschwämme finden. Ich nahm einige für die Ausstellung mit, der Rest dürfte den nächsten Pilzsucher erfreuen und ich habe schön stehen gelassen.

Große und kräftige, leuchtend gelbe Eierschwämme (Cantharellus cibarius) heute in den tiefen Moospolstern des sauren Kiefern-, Fichten-, Birken – Hochwaldes im ehemaligen Staatsforst Turloff.

Donnerstag, 12. September – Während auf meiner Mittwochsexkursion im Kreiener Holz nur sehr wenige Kleinarten im Vergleich zu meiner Schülerwanderung bei Neuburg vertreten waren, konnte man im Bereich Weberin neben Pfifferlingen auch sehr schöne, frische und wohlschmeckende Orangerote Graustiel – Täublinge einsammeln. Leider werden diese guten und ergiebigen Speisepilze aus Unkenntnis meist verachtet, lieber werden beispielsweise minderwertigere Rotfüßchen eingesammelt, so denn vorhanden. Aber auch diese machen sich derzeit rar. Einzig im Kreiener Holz fanden wir ein frisches Exemplar im moosigen Fichtenforst. Ansonsten verdichten sich allmählich die Zeichen des Aufbruchs. Heute morgen hing eine Tüte mit Anis – Champignons an der Ladentür. Eine junge Dame legte mir den Rosablättrigen Egerlings – Schirmpilz vor. Wir hatten ihn im August bereits sehr reichlich, während eines ersten Aufflackerns an der Pilzfront. Bei ihrer Mutter auf einer Wiese im Garten stehen viele von ihnen. Das ist bei Rostock, also eine Region, die einiges an Regen bereits Ende August abbekommen hat. Wir stellten den Vorsprung im Großraum Rostock schon am letzten Sonnabend, während unserer Pilzwanderung, fest. Hier sollte es jetzt merklich bergauf gehen. In anderen Regionen wird es zunächst kümmerlich weiter gehen, aber der Daumen zeigt überall nach oben.


Übrigens habe ich heute die Ausstellung erneuert. Es liegen 101 Arten auf den Flächen. Das erste mal in diesem Jahr dabei: Spaltblättling, Gestreifter Teuerling, Echter Pfifferling, Apfel – Täubling, Orangeroter Graustiel – Täubling, Chromgelber Graustiel – Täubling und Großsporiger Anis – Champignon.


So tauchen in der Rostocker Heide nun auch die ersten Steinpilze (Boletus edulis) auf. Die Regel lautet frühestens ab 10 – 14 Tage nach ergiebigen Regenfällen. Es sind 15 Tage her! Das Foto hat Christian Ehmke heute für uns aufgenommen.

Freitag, 13. September – Am morgen zog eine schwache Kaltfront mit kurzzeitig mal kräftigem Regen durch. Am Wochenende wird es nochmal etwas wärmer und freundlicher, bevor ab Montag der Herbst richtig zuschlägt. Ein Tief über Skandinavien zapft für die Jahreszeit sehr kalte Luft an und führt sie mit viel Wind direkt aus polaren Breiten zu uns. Das erste mal wird wohl frösteln angesagt sein und in ruhigen, klaren Nächten ist schon mal etwas Bodenfrost nicht ausgeschlossen. Aber der soll uns nicht weiter stören, allerdings könnte der starke Wind dem Aufbruch an der Pilzfront entgegen wirken.  Möglicherweise sind damit bei uns an der Küste auch einige Schauer zu erwarten, die sich über dem warmen Ostseewasser bilden können und dann die Abtrocknung in Grenzen halten.

Die seit dem letzten Jahr ungewöhnlich trockene und teils viel zu warme Witterung zaubert uns inzwischen immer neue Überraschungen, sprich Seltenheiten, auf den „Teller“.

So fand unsere Pilzfreundin Monika Peter in der vergangenen Woche bei Jesendorf diesen in M-V sehr seltenen Schwarzfuß – Porling (Polyporus melanopus).

Er gehört der Gattung der Stielporlinge an und ist mir erst das zweite mal in meinem Leben unter die Augen gekommen. Toller Fund!

Aber es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten. Dieser holzbewohnende Blätterpilz hat nähmlich bei uns im Flachland nichts zu suchen. Ich kenne ihn aus dem norwegischen Gebirge und aus dem Harz. Es handelt sich also um eine montane Art. Gestern hat Christian Ehmke ihn im Hütter Wohld an Nadelholz entdeckt. Der Hütter Wohld gehört zum Höhenzug der Kühlung und besitzt daher zumindest ansatzweise montane Verhältnisse. Das spiegelt sich auch in der Pilzflora wieder. Das Waldgebiet dürfte noch viele Überraschungen zu bieten haben. Olivgelber Holzritterling (Tricholoma decora).

Aber es kommt noch besser und hier bin ich mit meinem Latein fast schon am Ende. Diese (wahrscheinlich) Ritterlinge wurden mir heute aus dem Wismarer Stadtgebiet vorgelegt. Graubraun beschuppter, auffällig niedergedrückter Hut und beringter Stiel. Zwischen Stiel und Lamellen ein tiefer Burggraben. Er gehört aber sehr wahrscheinlich einer anderen Gattung an. Vermutlich handelt es sich um einen Leucoagaricus.

Der Falsche Krokodil – Ritterling (Tricholoma caligatum) ist es wohl nicht, dafür ist der Ring nicht optimal ausgebildet und auch der Stiel kaum schuppig gemustert. Er soll bitterlich herb schmecken und daher als Speisepilz minderwertig sein. Dieser schmeckt mild und riecht angenehm pilzartig. Der echte Krokodil – Ritterling ist in Japan hoch verehrt und gilt dort als bester Speisepilz überhaupt. Krokodil – Ritterlinge suchen ist dort nationaler Volksport und es werden sogar ergiebige Areale in der Pilzsaison für sicher nicht wenig Geld verpachtet, da der Pilz auch sonst teuer gehandelt wird. Der Echte Krokodil – Ritterling hört auf den wissenschaftlichen Namen Tricholoma matsutake und der Falsche Krokodil – Ritterling auf Tricholoma caligatum. Der Echte soll recht hell und weniger geschuppt sein sowie mit nur einem flüchtigen, aufsteigendem Ring versehen sein. Das würde auf die gezeigten Exemplare schon eher zutreffen. Wie dem auch sei, der Pilz dürfte irgendwo in dieser etwas unübersichtlichen Gruppe der beringten Ritterlinge hinein gehören und so oder so in Deutschland extrem selten sein. Leider konnten die Finder keine konkreten Angaben über den vorhandenen Baumbestand machen. „Nur am grasigen Straßenrand in der Poeler Straße in Wismar, wo die Wildschweine gewühlt haben“. Da die genannten Ritterlinge aber unter Kiefern wachsen und ich diese in der Poeler Straße noch nicht bemerkt habe, könnte es sich möglicherweise auch um eine ganz andere Gattung handeln, so deutete Chef – Kartierer Benno Westphal an, dass es auch ein Leucoagaricus sein könnte. Das ist gut möglich, denn zumindest einige Arten diese Gattung treten in diesem Jahr außergewöhlich häufig auf. Insbesondere der Rosablättrige Egerlings – Schirmpilz.

Und noch kurz zur Entwicklung an der Pilzfront. Wie Chrstian Ehmke schon gestern mit ersten Steinpilzen in der Rostocker Heide per Foto belegen konnte, startet der Pilzherbst nun in den von den Gewitter – Hotspots Ende August betroffenen Gebieten allmählich durch. Auch im Schweriner Umland, mit den damals hohen Niederschlägen, herrscht nun Aufbruchstimmung. Heute wurden im Wald auf Schelfwerder schöne Steinpilze und Gold – Röhrlinge gefunden! In den anderen Regionen dürfte sich der Regen von Anfang der Woche dann gegen Ende des Monats bemerkbar machen. Es wird also weiterhin differenziert sein und der richtige Riecher ist von nöten.

Bei meiner kleinen Tour am Mittwoch im Wald bei Weberin waren neben Pfifferlingen diese Orangeroten Graustiel – Täublinge (Russulla decolorans) die häufigsten Speisepilze. Dieser große und festfleischige Täubling ist ein guter Speisepilz, der oft mit dem roten und ebenfalls essbaren Apfel – Täubling zusammen in alten Kiefern und Fichtenwäldern vorkommt, in denen gerne nach Maronen Ausschau gehalten wird. Standortfoto am 11.09.2019.

Sonnabend, 14. September – Zum 14. mal trafen sich heute Mitglieder des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V. und der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V., sowie interessierte Gäste gegen 10.00 Uhr am Roten See bei Brüel. Nach kurzer Begrüßung und einem Interview für die Schweriner Volkszeitung brachen wir bei herrlichem Frühherbstwetter in die waldreiche Umgebung auf. Da am 28. August über dieses Gebiet heftiger Gewitterregen niederging, konnten wir heute deren Ergebnisse  besichtigen. Der dadurch ausgelöste Pilzschub war voll im Gange, hielt sich aber eher in Grenzen. Längst der Waldwege teils seltene Kleinarten, in den Buchen und Nadelwäldern erfreute ein Schub von Rotfüßchen die anwesenden Mykophagen. Körnchen – Röhrlinge waren punktuell bereits schon überständig. Einige Schlanke Riesenschirmpilze, auch mal eine Krause Glucke und mit ganz viel Glück auch ein Steinpilz. Insgesamt ein schwaches Ergebnis, aber immerhin waren die meisten Pilzfreunde mit ihrer Ausbeute recht zufrieden. Die Hobby – Mykologen um Torsten Richter und Chris Engelhardt haben einiges zum Aufarbeiten gefunden und ich konnte Material für meine Pilzausstellung sicher stellen. Gegen 13.00 Uhr kehrten wir zum gemütlichen Beisamensein und zu Mittag an der dortigen Blockhütte ein.

Zu den guten Speisepilzen, die wir heute im Deichelseegebiet finden konnten, gehörten auch diese wunderbaren Würzigen Tellerlinge (Rhodocybe truncata). Sie ähneln habituell nicht nur den Maipilzen, sondern kommen auch gerne in ihren Revieren vor. Standortfoto oberhalb des Hohlsees am 14.09.2019.

Sonntag, 15. September – Die Wiesen und Weiden sowie die Rasentriften längst der Straßen und Wege weisen nun wieder zahlreicher weiße Tupfen auf, die das nun wieder satte Grün schmücken. Wie schon im August starten zahlreiche Champignons und Egerlings – Schirmpilze durch. Gleichzeitig wird es in einigen Wäldern immer bunter. Zumindest in den Regionen mit den hohen Regenmengen von Ende August. So hatte ich mich heute zu einer individuellen Pilzwanderung in Weberin verabredet. Die umfangreichen Wälder zwischen Jülchendorf, Venzkow und Weberin sind ein klassisches Pilzsammler – Revier wie es im Buche steht. Während die Vielseitigkeit bisher auch hier zu wünschen übrig ließ, hat sich das Artenaufkommen im Vergleich zu meinem letztmaligen Besuch am vergangenen Mittwoch auf dieser Runde deutlich verbessert. Orangerote Graustiel – Täublinge und Apfel – Täublinge, die hier bisher dominierten, haben etwas nachgelassen, dafür kommt auf anderer Ebene Bewegung in` s Spiel. Längst der Waldwege standen heute Gruppen frischer Körnchen – Röhrlinge, Butterpilze, Goldröhrlinge und Kuhmäuler. Vereinzelt auch mal ein Steinpilz und natürlich weiterhin Pfifferlinge. Die ersten Fliegenpilze machen sich bereit. Mehlpilze weisen auf Steinpilz – Erwartung hin. In den sauren, moosreichen Kiefern- und Fichtenhochwäldern mußte man ein wirklich gutes Auge haben, denn hatte man erst einmal ein Nest von Mini – Maronen entdeckt, zeigte sich einem schnell, was hier in den Startlöchern sitzt. Hier bahnt sich für die nächsten Tage offensichtlich großes an!   Aber bitte bedenken, der Wald ist riesig und es muss nicht überall so sein, je nach gefallener Regenmenge ist es auch hier noch differenziert. Der richtige Riecher ist weiterhin von Nöten.

So hatte Christian Ehmke heute mit zahlreichen, weißen Tupfen seinen Korb überfüllt. Die Wiesen – Champignons sind in Top – Qualität und werden sicher vorzüglich munden.

Hoffen wir, dass die Witterung in der nächsten Zeit auch mitspielt. Heute Abend zog eine schwache Kaltfront durch. Mit weiteren Kaltluftstaffeln kann es in der ersten Wochenhälfte sehr ungemütlich werden. Ein stürmischer Wind wird immer wieder Regenschauer über das Land peitschen. Besonders in Richtung Vorpommern können auch nennenswerte Mengen zusammen kommen. Die Luft wird sehr frisch und durch den starken Wind dürfte es sich schon richtig herbstlich anfühlen. Aber so wie es aus heutiger Sicht aussieht, beruhigt sich das Wetter in der zweiten Wochenhälfte wieder und zum Wochenende soll dann der Altweibersommer vorbei schauen. Kräftige Atlantik – Tiefs pumpen dann feuchtwarme Subtropikluft auch bis nach M-V hoch. Auch die Nächte werden wieder sehr lau. Dazu kann es auch gelegentlich regnen. Aus heutiger Sicht liegt die Regenprognose für Wismar bis zum Monatswechsel zwischen 21 und 41 Liter. Das wäre zumindest nicht schlecht! 

Die heutige Pilzwanderung war ein Geburtstagsgeschenk für eine junge Dame. Und mit der Wahl unseres Revieres haben wir goldrichtig gelegen. Sie war begeistert und hat sich riesig gefreut und auch viel dazu gelernt. So bunt hätte das essbare Sammelsurium ohne fachmännische Begleitung sicher nicht ausgesehen. Am 15.09.2019 im ehemaligen Staatsforst Turloff erbeutet. Übrigens wird der Fund unter sechs Personen aufgeteilt.

Montag, 16. September – Auch in die Pilzberatung werden jetzt wieder Champigons gebracht. Vor allem Wiesen- und Anis – Champignons. Insbesondere den Wiesen – Champignons haben die trockenen Verhältnisse und die Hitzewellen in den Sommermonaten seit dem letzten Jahr gut getan. Sie mögen das einfach und treten dann einige Tage nach Regenfällen stellenweise in Massen auf kurzgrasigen Wiesen auf.

Zum Wetter: Morgen besteht Unwettergefahr und von Pilzwanderungen durch die Wälder sollte Abstand genommen werden. Ein kleines Randtief zapft eisige Luft von bis zu minus 30 Grad in 5,5 Km Höhe an. Wenn diese über die warme Ostsee gelangt, bilden sich natürlich mächtige Schauer- und Gewitterwolken. Diese können sich zu Staffeln organisieren und bis nach Berlin und Brandenburg hinein ziehen. An diesen Gewitterfronten ist mit schweren Sturmböen zu rechnen und diese haben mit den belaubten Bäumen dann ein leichtes Spiel.


Heute habe ich unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 128 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr sind folgende Pilzarten zu sehen: Krause Glucke, Weißer Polsterpilz, Klebriger Hörnling, Weicher Täubling, Hainbuchen – Täubling, Gold – Röhrling, Zweifarbiger Lacktrichterling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Blutblättriger Hautkopf, Porphyrbrauner Wulstling, Riesenschirmpilz, Kuhmaul, Butterpilz, Buckel – Täubling, Rosascheckiger Milchling und Riesen – Krempentrichterling.


In einigen Revieren des ehemaligen Staatsforst Turloff und möglicherweise auch in entsprechenden Wäldern, die Ende August von dem starken Gewitterregen getroffen wurden, starten derzeit die Maronen – Röhrlinge mit Macht durch. Zumindest in dem Areal, in dem ich gestern unterwegs war, steckte einiges in den Startlöchern.

Dienstag, 17. September – Heute Vormittag hatte ich Schüler der Astrid Lindgren Schule aus Wismar zu Gast. Eine Unterrichtsstunde in punkto Pilze im Steinpilz – Wismar. Die Ausstellung war durchaus attraktiv und viel wissenswertes zur Bedeutung dieses Naturreiches habe ich versucht zu vermitteln. Es ist sehr wichtig, dass schon Kindern die eigentliche Bedeutung dieser Organismen nahe gebracht wird, ohne das Pilze nur auf den Gesichtspunkt essbar oder giftig herab gestuft werden. Das ist eigentlich eher belanglos im Vergleich zu ihrer eigentlichen Daseinsberechtigung. Aber ich muss natürlich als Pilzberatungsstelle in erster Linie den Focus auf diese Problematik richten, denn es kommt leider immer wieder auch zu schweren, lebensbedrohlichen Vergiftungen. So auch dieser Tage in Vorpommern, wo hochgiftige Knollenblätterpilze gegessen wurden. Die beiden betroffenen wurden in einer Spezialklinik in Kiel behandelt und konnten gerade noch gerettet werden.

Zum Wetter. Der erste Herbststurm fegte heute über M-V hinweg und trieb teils kräftige Regenschauer vor sich her. So konnten wir dem Sturm noch etwas positives abgewinnen. Er ließ einige Liter des wertvollen nass niederprasseln. Dazu wurde es schon richtig kühl. Die unterkühlten Verhältnisse sollen sich bei nachlassendem Wind noch bis Freitag halten. Danach dreht die Ströhmung auf Süd und es wird wieder sommerlich warme Luft in`s Land geweht. Im weiteren Verlauf soll die südwestliche bis westliche Anströmung erhalten bleiben und feuchtemilde bis warme Luftmassen mit zeitweiligen Regenfällen heran führen. Die Modelläufe deuteten heute bis Anfang Oktober recht warmes Wetter an. Selbst an unseren Sammeltagen (01./02.10.) in Vorbereitung unserer diesjährigen Großpilzausstellung könnte es nochmal richtig sommerlich werden. Und bis dahin sollte sich auch allgemein ein solides Pilzaufkommen entwickelt haben.

Die Serie der Raritäten reißt in dieser Saison nicht ab. Während wir uns noch die Zähne an den beringten Ritterlingen weiter oben im Tagebuch ausbeißen, landete heute schon wieder der nächste super seltene Fund auf meinen Beratungstisch. In dichten Büscheln entfalten viele weißliche Pilze ihre Pracht. Und zwar auf altem Stroh. Meiner Meinung nach kann es sich nur um den sehr seltenen Treibhaus – Trichterling (Clitocybe augeana) handeln. Ich hatte ihn in ähnlicher Form bereits in den 1990er Jahren als Massenpilz auf einem alten Misthaufen am Feld- und Waldrand bei Krusenhagen studieren können. Er soll essbar sein, aber durch seine nahe Verwandtschaft zu hochgiftigen und sehr ähnlichen Vertretern seiner Gattung sollte er auf jeden Fall gemieden werden. Tritt sicher in Gewächshäusern als Unkrautpilz in Champignon – Kulturen öfters auf, aber in freier Wildbahn kaum mal anzutreffen. Gefunden bei Welzin.

Mittwoch, 18. September – Heute galt es die letzte Runde im Messtischblatt Lübz abzuarbeiten. Hier standen vier Waldgebiete zur Auswahl. Die Kreiener Tannen, Im Notstall, die Schlemminer Tannen und die Vietlübber Tannen. Wir entschloßen uns für die Kreiener Tannen, südöstlich von Lübz. Wir, das war außer meiner Wenigkeit noch ein Pilzfreund aus Bützow, der das Angebot einer exklusiven Pilzführung nutzte. So trafen wir uns gegen 10.00 Uhr in Benzien und fuhren zum nahen Wald. Laub- und Nadelforste mit vereinzelt kleinen Mooren oder Waldtümpeln auf sandigen Böden. Endlich hatte es  auch in der Region Lübz geregnet, wovon große Pfützen auf den Waldwegen zeugten. Natürlich kam der Regen für unsere Exkursion zu spät, so dass er kaum Auswirkungen auf das aktuelle Frischpilzaufkommen hatte. Diesbezüglich gab es also kaum etwas zu holen, bis auf Krause Glucken, die den Korb meiner Begleitung an seine Kapazitätsgrenze brachten. Der Bericht wird demnächst nachgereicht.

Im Anschluß war Putzen angesagt. Glucken und einige Lacktrichterlinge. Die Familie ist groß, es soll für alle reichen, der Rest wird getrocknet.

Da es auf dem Wege lag, unternahm ich im Anschluss noch einen Rundgang bei Weberin. Die nunmehr schon altbekannte Strecke. Der Röhrlingsschub wird hier derzeit in erster Linie von Maronen dominiert. Insbesondere in Kiefern- Fichtenmischwäldern mit reichlich totem Geäst, Moos und Drahtschmiele. Hier sind immer wieder Inseln dieser beliebten Speisepilze zu finden und das in einer selten gekannten Qualität. Nicht eine überständige, kaum Schimmel oder Madenbefall. Es war eine Freude diese schönen, schwarzbraunen Hutträger zu suchen und einsammeln zu dürfen. Die hohe Qualität wird auch durch die derzeit sehr kühle Witterung gestützt. Ansonsten einzelne Birkenpilze oder auch mal ein Butterpilz, was Röhrlinge angeht. Auch weiterhin hier und da Pfifferlinge und verschiedene Täublinge usw. Steinpilze fand ich keine mehr. Das wird seinen Grund in der nicht ausreichenden Tiefendurchfeuchtung der Waldböden haben. Die Waldböden müssen tiefgründig durchwässert werden. Maronen, Rotfüßchen und andere haben offensichtlich Oberflächen – Mycelien, die viel schneller Wasser aufnehmen können. Es wird zwar für die nächsten Tage reichlich Regen berechnet, aber hauptsächlich für Westdeutschland. M-V muss für die kommenden 10 Tage mit 5 – 10 Liter in der heute veröffentlichen Akkumulation vorlieb nehmen.

Die Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) waren heute von aller erster Güte. Fest und kernig, Maden- und Schimmelfrei und nicht eine einzige Überständige. Der Trockner kann das erste mal mit diesen Edelpilzen bestückt werden. Standortfoto im ehemaligen Staatsforst Turloff im Sternberger Seenland am 18.09.2019.

Donnerstag, 19. September – 10 Tage sind es seit dem flächendeckenden Landregen her, der zwar nicht schlecht war, aber keinen wirklich großen Grundstock legen konnte. Dennoch sind jetzt die ersten, zaghaften Auswirkungen zu spüren. Wiesenpilze haben ja schon teils heftig darauf reagiert, in den Wäldern wird es verhaltener sein. Die Böden sind tiefgründig ausgetrocknet. Hätten wir dieses große Wasserdefizit nicht, hätten auch die zurückliegenden Niederschläge viel mehr bewirken können. Dennoch wird es nun allgemein etwas besser werden. So wurden mir heute aus dem Raum Warin junge Gold – Röhrlinge vorgelegt und im Jamelner Forst gibt es frische Rotfüßchen.

Auch andere Röhrlinge tauchen zunehmend auf der Bildfläche auf, so wie beispielsweise Birkenpilze (Leccinum sabrum). Dieses junge Exemplar hat Christian Ehmke für uns im Bild festgehalten.

Beim Wetter geht es jetzt wieder mit den Temperaturen bergauf. Zunächst müssen wir in M-V morgen noch einen trüben und regnerischen Tag hinter uns bringen und dann schaut am Wochenende kurz mal der Altweibersommer vorbei. In der kommenden Woche soll sich dann eine klassische Westwetterlage einstellen. Mehrere Tiefs werden mit ihren Regenfronten über Deutschland hinweg schwenken und regional viel Regen bringen. Zu den nassesten Regionen sollen wir aber nicht gehören. Bei Wetter – Online wird bis zum 3. Oktober für Wismar mit 20 – 34 Liter gerechnet. Wie dem auch sei, es wird feuchter und recht mild. Das sollte Pilzwetter sein und es dürfte auf jeden Fall den Pilzherbst weiter voran bringen.

Und es müssen ja nicht immer nur die Sporenträger für den Kochtopf sein. Auch das Auge kann sich durchaus mal satt sehen und uns mit schönen Anblicken erfreuen. Erfreut über diesen Tränenden Schillerporling (Inonotus dryadeus) wird die alte Eiche am Görslower Ufer des Schweriner Sees sicher nicht sein. Aber Eichen können ihren widersachern lange standhalten. Bereits in den 1990er Jahren konnten wir den Pilz dort feststellen. Ob es noch der selbe Baum ist, lassen wir mal dahin gestellt. Ein herzliches Dankeschön an Konrad Goeritz für diesen tollen Schnappschuss!


Heute wurde auch die Ausstellung erneuert. Es liegen 116 Arten auf den Flächen. Das erste mal in diesem Jahr zu sehen: Buchen – Schleimrübling, Pfeffer – Röhrling, Mäuseschwänzchen, Dunkelscheibiger Fälbling und Treibhaus – Trichterling.


Freitag, 20. September – Heute habe ich mich um 08.00 Uhr mit einem Wismarer Pilzfreund getroffen und wir starteten in Richtung Sternberger Seenland, in die Wälder des ehemaligen Staatsforst Turloff. Also wieder in die Ecke, in der ich in der letzten Zeit des Öfteren unterwegs war. Vor knapp einer Woche deutete sich, wie ich im Tagebuch vom letzten Sonntag bereits erwähnte, in Bezug auf Maronen großes an. Heute war es soweit. Maronen über Maronen und das alles in einer außergewöhnlich guten Qualität. Dazu Butterpilze, Rotfüßchen, große Pfifferlinge leuchteten hier und da im Moos und als Krönung einige kapitale Fichten – Steinpilze, ebenfalls in einer Qualität, wie man es nur selten sieht. Ich denke, insbesondere für meine Begleitung ein Pilzgang, der so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis zu streichen ist. Außer uns war noch eine junge Dame im Gelände und sie meinte: „Das ist heute ja kein Suchen mehr, sondern nur noch ein einsammeln“. Man konnte sich drehen und wenden und die selbe Strecke zurück gehen, es nahm einfach kein Ende. Meine Trockner bekommen nun endlich wieder zu tun.

Es gab im Vergleich zu den ebenfalls ganz tollen Maronen zwar nur recht wenige Steinpilze (Boletus edulis), aber diese konnten sich sehen lassen!

Noch kurz zum Wetter: Zum Pilze suchen war es heute geradezu ideal. Bewölkt und moderat temperiert. Wolkiger soll es auch morgen noch sein und dann schaut für die nächsten zwei Tage noch einmal der Spätsommer vorbei. Ab Dienstag könnte es auch bei uns wieder wechselhafter werden. Atlantik – Tiefs versuchen auch bis M-V durchzubrechen. Ob es ihnen gelingt, ist nach dem neuesten Stand der Dinge noch nicht sicher. Ein Hoch hält dagegen und nennenswerte Regenfälle können maximal bis zur Elbe voran kommen. Im schlimmsten Fall bildet sich eine Ostwindlage aus und das wäre fatal für den gerade beginnenden Aufbruch an der Pilzfront. Davon wird heute zwar noch nicht ausgegangen, aber man weiß ja nie. Hoffen wir, die Tiefs haben genug Energie, um auch bis zu uns durchzubrechen. Aber auch dann wird wohl nicht all zu viel Regen bei uns ankommen.

Ich glaube, bei diesem Anblick schlägt wohl das Herz eines jeden Pilzfreundes höher. Ich wünsche den Lesern des Tagebuches in den nächsten Tagen und Wochen ähnliche Erfolge. Es scheint jetzt allgemein besser zu werden, aber hier spielte immer noch der richtige Riecher eine Rolle. Die Familie dürfte satt werden.

Sonnabend, 21. September – Eine vom Steinpilz – Wismar organisierte Lehrwanderung führte heute bei schönem Frühherbstwetter durch die Wälder um Jülchendorf. Eigentlich standen die Jülchendorfer Buchen auf dem Programm. Da es aber in den sandigen und etwas offeneren bzw. moosreicheren Nadelwäldern zur Zeit vielversprechender ist, schlug ich vor, lieber in das Kaarzer Holz auszuweichen. Beide Waldbereiche grenzen an den Ort, so dass wir von Jülchendorf gleich loswandern konnten. Das Kaarzer Holz gehört zu den DBU – Flächen, die wir über zwei Jahre lang mykologisch, im Auftrag der Bundesstiftung Umwelt, auf ausgewählten Flächen untersucht haben. Das vielseitige und teils bereits jetzt recht urwüchsige Gebiet soll längerfristig in ein Naturschutzgebiet umgewandelt werden und schon heute ist nur noch im begrenzten Umfang forstwirtschaftliche Nutzung erlaubt. Auch hat sich in diesem Revier eine Wolfsfamilie mit Nachwuchs niedergelassen. Den Wolf bekamen wir heute zwar nicht zu Gesicht, aber trotzdem wurde unser Besuch von einem großen Pilzreichtum belohnt.  Am Waldrand und den angrenzenden Trockenwiesen begeisterten vor allem unzählige Parasol – Riesenschirmpilze. An den Wegrändern Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge und Rotfüßchen. Im Fichtenforst große Mengen an jungen Maronen – Röhrlingen, so dass es kein halten mehr gab. Aus einer Lehrwanderung wurde eine Pilzsammlung. So wurde es in jeder Hinsicht eine erfolgreiche Tour. Sowohl als Lehrwanderung, wie auch im Hinblick auf Speisepilze. Kommt es doch relativ selten vor, das wir gerade einen beginnenden Wachstumsschub abgepasst haben. Die sonntägliche Pilzpfanne war bei allen Teilnehmern, außer meiner Wenigkeit, gesichert. Ich nahm in erster Linie Pilzarten mit, die lieber nicht in den Kochtopf hinein gelangen sollten.

Riesen – Schirmpilze und Maronen – Röhrlinge waren heute der Hit. In einem monotonen Fichten – Stangenforst nahm es kein Ende mit diesen leckeren Speisepilzen, bis die Körbe überquollen. Wir haben noch reichlich für andere Pilzsucher stehen gelassen. 21.09.2019 im Kaarzer Holz.

Sonntag, 22. September – Bei traumhaft schönem Spätsommer – Wetter brachen Irena, Jonas und meine Wenigkeit heute nach Schleswig – Holstein auf. Zielort Ritzerau. Im dortigen Lübschen Forst organisierte der BUND im Herzogtum Lauenburg wieder seinen traditionellen Pilztag mit Verköstigung. Um die 80 Menschen haben sich gegen 10.00 Uhr am alten Forsthof, an der Köhlerhütte versammelt, um in mehreren Gruppen zu Pilzwanderungen durch diesen naturnah bewirtschafteten Wald aufzubrechen. Auch ich übernahm wie immer eine Gruppe und die knapp 3 stündige Wanderung verlief wie im Fluge. Wissbegierige Naturfreunde folgten aufmerksam meinen Erläuterungen zu den jeweiligen Fundstücken, und das waren nicht wenige. Allerdings hielt sich das Angebot für die Bratpfanne eher in Grenzen. Aber der Koch hatte zuvor schon reichlich Edelpilze aus dem Großhandel mitgebracht, so dass in anschließender, gemütlicher Runde auch jeder satt werden konnte. Irena übernahm eine Gruppe mit vielen Kindern und auch Jonas hat zusammen mit dem Chef – Organisator Hans – Heinrich Stamer erstmals eine eigene Gruppe übernommen.

Im Anschluss fuhren wir noch zu einer kleinen Exkursion in die Palinger Heide. Hier gab es zwar durchaus auch Maronen, Steinpilze, Birkenpilze oder Riesenschirmpilze, aber man musste doch schon etwas suchen. Die eigentlich in diesem Gebiet recht hohe und durchaus interessante Artenvielfalt ließ noch zu wünschen übrig.

Zu den interessantesten Arten im Lübschen Forst gehörten heute auch diese Grüngelben Gallertkäppchen (Leotia lubrica). Standortfoto.

Montag, 23. September (kalendarischer Herbstanfang) – Während auf dem Kalender bei heute eher sommerlichem Wetter der Herbst beginnt, läuft er an der Pilzfront bereits auf vollen Touren. Zumindest regional und in Bezug auf einige Speisepilze, allen voran Maronen – Röhrlinge. Aber noch hat sich die große Artenvielfalt des Herbstes nicht voll entfaltet. Wir brauchen nach den trockenen und recht warmen und sonnigen Tagen dringend wieder Regen. Der ist zunächst eher für den Nordwesten zu erwarten. Nordöstlich der Elbe hält ein Hochdruckgebiet dagegen und anlaufende Wetterfronten hungern auf dem Wege zu uns größtenteils aus. Sie werden im Wochenverlauf zwar immer stärker, aber viel Regen ist zunächst für uns nicht zu erwarten. Erst in Richtung Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche kann es turbulenter werden. Dann dürfen wir einen ehemaligen Tropensturm erwarten und der könnte auch für Mecklenburg einiges an Regen im Gepäck haben, allerdings auch viel Wind. In der Akkumulation, die heute bei Kachelmann – Wetter einzusehen war, können bis zum Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) in Mecklenburg zwischen 40 und 60 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen. Ob danach, zu unseren Sammelexkursionen anlässlich unserer Großpilz – Ausstellung, polare Kaltluft angezapft wird, steht noch in den Sternen.


Heute wurde die Ausstellung wieder auf Vordermann gebracht. Es liegen 136 Arten auf den Flächen. Das erste mal in diesem Jahr dabei: Schmarotzer – Röhrling, Lederbrauner Mürbling, Graugrüner Milchling, Leberbrauner Milchling, Gefleckter Rübling, Keulenfuß – Trichterling, Fleischroter Lacktrichterling, Grüner Anis – Trichterling, Grüner Knollenblätterpilz, Safran – Schirmpilz, Widerlicher Ritterling, Rillstieliger Weichritterling, Rosa – Helmling, Gallen – Täubling, Roter Fliegenpilz und Maggipilz.


Endlich schmücken auch wieder diese schönen Glückssymbole unsere Wälder und Parkanlagen. Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria). Standortfoto am 23.09.2019 in der Palinger Heide.

Montag, 24. September – Die Ausstellung ist derzeit sehr sehenswert und das ist auch gut so, da ich heute Vormittag eine Schulklasse der Wismarer Rudolf Tarnow Schule zu Gast hatte. Eine Unterrichtsstunde zum Thema Pilzkunde. Wer gut zugehört hat, konnte im Anschluss bei einem Pilz – Quiz sein Wissen testen. Morgen früh darf ich eine weiterte 4. Klasse der genannten Schule begrüßen.

Die Ausstellungsfläche mit der aktuellen Auslage. Nicht nur Schulklassen, sondern jeder interessierte darf sie sich für ein kleines Eintrittsgeld anschauen.

Irena rief mich am frühen Abend aus dem Wald an und war ganz Happy über viele Maronen und auch zunehmend Steinpilze. Während des Gespräches direkt aus dem Wald begann sie zu zählen, wie viele Steinpilze gerade wieder vor ihr standen. Dieses mal war es in einem Buchenwald bei Schwerin. So starten jetzt auch die Steinpilze etwas zahlreicher durch. Das ist das Ergebnis des Landregens der heute vor genau zwei Wochen über Mecklenburg niederging. Und das alles bei abnehmenden Mond! Das kann und darf also, glaubt man den Mond – Theoretikern, so nicht sein. Die Niederschlags – Intervalle machten es möglich, nicht der Mond!

Hoffen wir also auf weiteren Regen und der dürfte im laufe der Woche auch bei uns im Nordosten etwas ergiebiger niedergehen. Derzeit befinden wir uns allerdings noch im Fronten – Friedhof. Das war heute gut zu beobachten, als eine ursprünglich kräftige Regenzone mit letzten Regentropfen über M-V regelrecht starb. Weitere Fronten dürften etwas besser zu uns durchstoßen. Besonders in der Nacht von Donnerstag auf Freitag könnte es in Mecklenburg aus heutiger Sicht auch nennenswerten regnen. Das ist sehr wichtig um die derzeit überaus positive Entwicklung zu stützen und den Artenreichtum zu fördern, denn es gibt derzeit zwar viele volkstümliche Speisepilze, aber am übernächsten Wochenende ist unsere große Ausstellung geplant und da brauchen wir Vielfalt.

Soweit mein heutiger Eintrag und nun, am Abend, muss ich noch nach Keez fahren, um Irena zu entlasten. Mit anderen Worten: Maronen und Steinpilze für meine Trockner holen, da in Keez die drei vorhandenen schon seit Tagen auf Hochtouren laufen. Das Imbissgeschäft und auch Bestellungen zu Weihnachten müssen gesichert werden.

Steinpilze (Boletus edulis) werden nun auch immer häufiger und zahlreicher. Wir finden sie vor allem unter Fichten und Buchen. Aber auch mit Eichen und Kiefern geht er gerne eine Lebensgemeinschaft ein. Dieses Foto hat Christian Ehmke am vergangenen Wochenende in der Rostocker Heide aufgenommen.

Mittwoch, 25. September – Da heute keine offizielle Mittwochsexkursion mit festgelegtem Zielgebiet im Programm war, hatte ich Luft und konnte entscheiden, in welche Region ich fahren möchte. Zunächst hatte ich am morgen wieder eine Schulklasse zu Gast in der Ausstellung. Danach mussten die Trockner mit weiteren Maronen – Röhrlingen bestückt werden und am Nachmittag startete ich dann in den Wald. Da wir in wenigen Tagen in verschiedenen Wäldern mit mehren Leuten unterwegs sein werden, um Frischpilze für unsere Großpilz – Ausstellung zusammen zu tragen, interessierte es mich, wie es in den Buchenwäldern derzeit aussieht. Ich wählte das Paradies aus, mit seinem an sich abwechslungsreichen Artenaufkommen und seinen Steinpilz – trächtigen Altbuchenbeständen. Keine große Artenvielfalt, aber es tut sich allmählich auch dort etwas. Frische Steinpilze und einige junge Flockenstielige Hexenröhrlinge gab es nur an vereinzelten Stellen. Die Steinpilze füllten immerhin einen halben, recht großen Weidenkorb. Vielleicht sollten wir doch lieber in Richtung Kühlung in der nächsten Woche fahren, denn beispielsweise im Hütter Wohld gab es bereits vor Wochen ein deutlich erhöhtes Artenspektrum. Im Anschluss fuhr ich wieder in die Wälder bei Weberin, mit der Absicht, weitere Maronen zum trocknen einzusammeln. Inzwischen steht der gesamte Wald voller Maronen und man weiß nicht wo man anfangen soll. Eine gigantische Schwämme dieser Edel – Pilze, wie ich es das letzte mal vor einigen Jahren in der Kalißer Heide erlebt habe. Bei Weberin gibt es auch einen besonders geschützten und etwas versteckten Bereich mit Staunässe. Ein Märchenwald schon vom Anblick her, obwohl vor einiger Zeit viele Jungbirken abgeholzt wurden. Altkiefern und Fichten, Birken, aber auch Jungfichten und moosreich. Ein Wald – Typ, den wir in Mecklenburg in absehbarer Zeit nicht mehr vorfinden werden. Aber heute war es das eigentliche Paradies. Hier bin ich selbst in Dürre – Jahren auf der Suche nach Ausstellungspilzen für unsere Großpilzschau fündig geworden, wenn wo anders praktisch nichts wuchs. Ein Wachstumsaspekt wie in alten, russischen Märchenfilmen erfreute mich heute. Maronen überall, an den Wegen einiges an Butterpilzen. Dazwischen die herrlichsten Steinpilze, wie die Soldaten. Bunte Täublinge und Fliegenpilze. Es wimmelte vor Frischpilzen! Dabei wanderten nur die besten Maronen und Steinpilze in meine Körbe. Butterpilze und Birkenpilze hatten keine Chance. So ging es sogleich nach Keez und die dortigen Trockner wurden erneut aktiviert, weil meine vier Dörrgeräte in Wismar noch belegt waren.

Eine besonders schöne und dunkelhütige, oft stark gerunzelte Form des Echten Steinpilzes (Boletus edulis). Diese Variante kann teilweise gelblich durchfärbtes Hutfleisch aufweisen. Diese Form, mit teilweise fast violettschwärzlichen Schattierungen auf dem Hut, ist deutlich seltener als die nussbräunliche Normalausgabe des gemeinen Steinpilzes. Standortnahes Foto am 25.09.2019 im Paradies.

Donnerstag, 26. September – Nun geht es auch in allen anderen Bereichen mit Macht los. Es greifen nämlich die Niederschläge vom 09. des Monats. In der Pilzberatung herrschte heute ein kommen und gehen. Wie bei neuen Wachstumsschüben üblich, dominierten die giftigen Karbol – Champignons und nach wie vor die Rosablättrigen Egerlings – Schirmpilze. Ich kann mich wirklich an kein Jahr erinnern, dass wir ein derartiges Massenwachstum dieses Champignon ähnlichen, weißen Blätterpilzes hatten. Die Ratsuchenden dieser beiden Arten sind meist keine klassischen Pilzsammler, sondern stolpern zufällig über diese Pilze, die teils in Massen außerhalb der Wälder auftreten. Wer dennoch heute in den Wald aufgebrochen war, konnte mit reichlich Erfolg wieder nach hause fahren. So wurden mir unabhängig von einander aus den Panzower Tannen und aus den Wäldern um Ventschow wahrhaft edle, knackig junge Maronen, Steinpilze und Birkenpilze vorgelegt. Der Pilzherbst erlebt nun seinen machtvollen Höhepunkt und es ist ganz klar zu erkennen, welches Defizit viele Pilzarten besitzen, das jetzt mit voller Wucht losbricht. So sind derzeit auch unübersehbar viele Parasole auf Wiesen, Straßenrändern und lichten Wäldern zu beobachten und das in Ausmaßen, die ich so noch nie erlebt habe!

Trotz der relativen Artenarmut gestern im Paradies, habe ich mich über Massenbestände dieses Strohgelben Schüpplings (Pholiota gummosa) gefreut. Durchaus eine Art, die nicht zu den häufigsten Schüpplingen zählt. Standortfoto am 25.09.2019 im Paradies. Ungenießbar.

Freitag, 27. September – Das Pilzjahr 2019 hat definitiv seinen Höhepunkt erreicht. Zumindest bezüglich Champignons, Riesenschirmpilzen und den beliebten Röhrlingen. Die Ratsuchenden geben sich derzeit  die Klinke in die Hand. Ich komme kaum dazu, meine Vorbereitungen zur Großpilzausstellung am ersten Oktober – Wochenende in die Finalphase zu bringen. Der absolute Renner sind Karbol – Champignons. Sie haben, wie beispielsweise auch die Röhrlinge, fast zwei Jahre Stagnation aufzuholen und treten jetzt epidemisch auf. Offenere Wälder und Wiesen sind nun zu Pilz – Paradiesen geworden. In den schattigeren und beschirmten Laubwäldern tut es sich noch etwas schwerer. Aber auch hier dürfte in den nächsten Wochen noch die Post abgehen, denn es sind immer wieder Regenfälle in Aussicht. Der Herbst startet nun mit Wind und Regen durch. Ein Tief folgt dem nächsten. Dabei wird im Wechsel polare Kaltluft und feuchtmilde Subtropikluft herangeführt. Am Sonntag und Montag besteht sogar das Potential eines Herbststurms! So brauchen wir in diesem Jahr nicht mit bangen Erwartungen unserer großen Pilzausstellung entgegen fiebern. Es gibt mehr als reichlich und ich befürchte nur, das unsere Vereinsmitglieder, die in den nächsten Tagen ausschwärmen wollen, um Ausstellungspilze zu beschaffen, anstatt sich um Artenvielfalt zu kümmern, dem Sammelrausch von Marone, Steinpilz und Co. anheim fallen. So werde ich es wohl sein, der sich um eine möglichst breit gefächerte Vielfalt kümmern muss.

Das ist natürlich ein traumhaft schöner Anblick mit den tollsten Speisepilzen und dazu auch noch sauber gesammelt. So sollte ein vorbildlicher Sammelkorb aussehen. Das Bild sandte mit Christian Ehmke zu. Schön und gut, aber für unsere Pilzausstellung sollten dazu noch schöne Fliegenpilze, Grüne Knollenblätterpilze und überhaupt alles, was uns an Frischpilzen begegnet, in den Körben landen. Vielfalt ist angesagt und je giftiger die Arten, um so willkommener und wertvoller werden sie für uns sein.

Sonnabend, 28. September (Europäischer Pilztag) – Wer heute in den Pilzen war, dürfte es sicherlich zu aller erst wegen dem vor wenigen Jahren von Karin Montag in` s Leben gerufenen Ehrentag der Pilze gewesen sein. Auch Irena und meine Wenigkeit waren unterwegs, allerdings in erster Linie um Moos für meine erweiterten Ausstellungsflächen zu besorgen und nach Wismar zu transportieren. Diesbezüglich fündig wurden wir in den umfangreichen Wäldern im Dobbertiner Seenland. Die pilzreichen Reviere dümpeln hier noch ein wenig vor sich hin. Wir waren in einem Bereich, in dem es bei günstigen Bedingungen besonders viele Steinpilze und Maronen gibt. Von ersterem keine Spur und Maronen hier und da die eine oder andere. Man musste hier wirklich suchen, aber Irena `s Augen entgeht kaum etwas, so dass trotzdem wieder ein Trockner voll zusammen kam. Oberflächlich war das Moos recht nass, darunter war der sandige Boden einfach nur staubig. Keinerlei Tiefenfeuchtigkeit! Kein Wunder, dass Steinpilze und viele andere Arten hier derzeit wenig Chancen haben. Das wird sich noch ändern. Es sind ergiebige Regenfälle im Anmarsch und Mitte Oktober dürfte auch hier noch einiges zu erwarten sein! Auf der Rücktour schauten wir noch kurz an einem Sonderstandort nach, von dem Irena schon oft mit reicher Beute heimkehrte. Hier treffen zwei vollkommen unterschiedliche Biotope aufeinander. Stark eutrophierter Niederwald mit Brennnesseln, Holunder und anderen Stickstoff – Zeigern und gleich daneben lichter, Jungkiefernwald auf Kiesboden mit Birken, Weiden und Espen in der Umrandung. Hier geht außer Irena nie jemand Pilze sammeln, so dass sie diesen Bereich für sich alleine hat. Was heute hier wieder geboten wurde, kann niemand alleine beherrschen. Ganze Wiesen von Schopf – Tintlingen. Ein Hexenring von etwa 50 m Durchmesser mit hunderten Riesenbovisten.

Riesenboviste ohne Ende und in allen Altersstadien! Auch außerhalb des Hexenrings.

Dicht büschellige Inseln mit Kompost – Champignons und Büschel – Raslingen. Birkenpilze und Rotkappen und, und, und! Ein atemberaubendes Pilzparadies. In den Kiefern Butterpilze u. a. Bodendecker. Am Straßenrand viele kapitale Fahle Röhrlinge! Natürlich nahmen wir schon einige Pilze für unsere Großpilzschau mit. Im Kühlschrank gelagert, sollten sie durchhalten.

Unter Eichen dick – mastige Fahle Röhrlinge (Boletus impolitus). Auch Ungenetzter Steinpilz genannt. Der aufdringliche Phenol – Geruch ist nicht jedermanns Sache. In Michael – Hennig – Kreisel steht geschrieben: „Einer der vorzüglichsten Speisepilze, von besonderem Wohlgeschmack. Ergibt eine gelbliche Brühe mit Fleischbrühgeschmack. Dem Steinpilz mindestens ebenbürtig! Am Standort fotografiert am 28.09.2019.

Sonntag, 29. September – Der 29. September, wie auch der 28., gelten gemeinhin als Stichtage für das Erscheinen der Wenzelspilze. Und in diesem Jahr halten sie sich bei uns peinlich genau an dieses Datum, denn mir sandte heute eine Pilzfreundin aus Heidekaten, bei Wismar, ein Foto mit jungen Exemplaren zu. Im vergangenen Jahr hatte er es eiliger und war stellenweise schon ab Mitte des Monats in großen Mengen vertreten, um noch bis Mitte November durchzuhalten. Gemeint ist selbstverständlich der Hallimasch. Ihn wird es am kommenden Wochenende im Rahmen unserer Großpilz – Ausstellung zur Verkostung und zum satt essen geben. In Form einer herzhaften Waldpilz – Suppe, als Pilzpfanne oder vielleicht sogar als Pilz – Gulasch. Das werden unsere Köchinnen kurzfristig entscheiden. Auf jeden Fall ein sehr herzhafter und ergiebiger Herbstpilz.

Ergiebig hat es heute auch geregnet. Das machte die Sammelexkursion dreier unserer Pilzfreunde zu einem feuchten Erlebnis. Die Artenvielfalt, die sie anlieferten, war leider nicht sonderlich hoch, dafür aber ihre Erfolge in punkto Maronen und Steinpilze. Während dessen traf ich im Laden weitere Vorbereitungen für unsere Ausstellung. Ich belegte alle drei Flächen mit frisches Moos. Es duftet wie im Wald. Wer übrigens morgen in diesen möchte, sollte es zumindest zwischen 09.00 und 15.00 Uhr in M-V unterlassen. Während dieser Zeit gelangen wir auf die Rückseite des derzeit wetterbestimmenden Sturmtiefs. Es ist mit schweren Sturmböen, vieleicht sogar Orkan – Böen zu rechen! Besonders beim Eintreffen der Höhenkaltluft, welche in kräftigen Schauern und Gewittern herunter gemischt werden kann. Schon heute hat es im Nordwesten Deutschlands sogar einige Tornados gegeben! Wer also nicht lebensmüde ist, sollte die Wälder morgen meiden!

Unmittelbar vor Einsetzen des Regens schaute ich heute morgen kurz in der Parkanlage am Seeblick vorbei, mit dem Hintergedanken, einige Ausstellungexponate zu ergattern. Sie zeigte sich fast pilzleer. Diese Gilbenden Erdritterlinge (Tricholoma sculpturatum) stellte ich für die Ausstellung sicher und fotografierte sie am Standort, in unmittelbarer Strandnähe. Essbar.

Montag, 30. September – Mit starkem Regen und Sturmböen überquerte uns heute das Sturmtief ostwärts. Am Dienstag folgt Regentief Nils. Lange haben wir auf derart ergiebige Niederschläge gewartet, aber morgen kommt der Regen mehr als ungelegen. Ich bin nämlich den ganzen Tag unterwegs um Frischpilze für unsere große Ausstellung zu organisieren. Da wird wohl Waldbaden angesagt sein. Aber das ist ja ohnehin ein neuer Modebegriff, für etwas, welches wir schon immer tun.

Der Monat liegt hinter uns. Er begann denkbar verhalten und endete gebietsweise in einer Pilzschwämme, die schon lange überfällig war. Ausgelößt durch die starken Gewitterregen Ende August und dem Landregen vom 09. des Monats, bahnte sich regional großes an. Vor allem Rosablättrige Egerlings – Schirmpilze, Champignons, Riesenschirmpilze und Röhrlinge, allen voran Maronen, uferten zu einer Schwämme aus. Auch Steinpilze gaben ihr bestes. Wenn unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski schon fluchtartig ihren Hauswald verlässt, da sie die ganzen Steinpilze nicht mehr ertragen, sprich verarbeiten kann, so ist das schon ein Teil!

Der aktuelle Niederschlag wird eine weitere Wachstumswelle Mitte Oktober einleiten. Vor allen in den Regionen, die bisher noch zu trocken waren. Dafür wird es in den jetzt sehr produktiven Gebieten wieder abflauen, zumindest was die gängigen Klassiker angeht. Hier, aber auch in den rückständigen Gebieten, dürfte sich im Verlauf allmählich der Spätherbst mit seinen zahlreichen Stubbenpilzen und Streubewohner durchsetzen. Auch das Heer der Ritterlinge und Schleierlinge könnte noch die Wälder bunter machen.

Diese Pilze habe ich am Wochenende schon für unsere Ausstellung sicher gestellt und sie warten im Kühlschrank auf ihren Auftritt. Ungenießbare Wurzelnde Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) unter Linden in Wismarer Stadtgebiet.

Fortsetzung unter „Wetter/Pilze Oktober 2019“