Vergiftungen und Verdachtsfälle 2023

Pilzvergiftungen im Jahre 2023

Pilzvergiftungen 2023

Sonntag, 30.07. – Mich erreichte am Nachmittag ein Anruf aus Neustadt in Schleswig – Holstein. Ich war gerade im Wald unterwegs und die Handy – Verbindung war nicht die Beste. In der Notaufnahme der dortigen Klinik hatte sich eine kleine Familie eingefunden, nach dem sie vorher offensichtlich von einem leicht giftigen Karbol – Champignon (Agaricus xanthodermus) gekostet hätten. Keine Symptome und Erbrechen wurde mechanisch erzeugt. Ich versuchte im Gespräch näheres zu erfahren und der männliche Patient war sich sicher, dass es keine Knollenblätterpilze waren, sondern für ihn eindeutig Karbol – Champignons. Betroffen waren Mutter, Vater und Kind.

Mittwoch, 02.08. – In Sternberg haben Kinder von Kahlen Kremplingen (Paxillus involutus) roh probiert. Die Brüeler Pilzberaterin Irena Dombrowa wurde konsultiert und angesichts der Sachlage hatte sie einen Krankenwagen kommen lassen.

Dienstag, 08.08. – Ein Anruf auf dem Handy, während ich im Wald war, von einer besorgten Mitarbeiterin einer Kinder – Ferieneinrichtung. Einige Kinder haben mit Stäublingen/Bovisten gespielt und eventuell auch etwas von der gelbgrünen Sporenmasse an den Mund bekommen. Was nun tun? Beobachten, ob die Kinder Symptome zeigen, welches eher unwahrscheinlich sein dürfte. Wenn doch, in einer Klinik vorstellig werden, so mein Rat.

Dienstag, 15.08. Gegen 18.30 Uhr ein Anruf auf meinem Handy, während ich gerade mit einer Truppe von Menschen zu unsere Abendwanderung aufgebrochen war. Ein Kind (4 Jahre) hätte von einem Pilz probiert und der Vater war mit ihm bereits in eine Wismarer Klinik gefahren. Ich bat um Fotos, die auch umgehend zugesandt wurden. Hut und Stiel eines gelblich – weißen Blätterpilzes mit knollig verdicktem Stiel. Die Bilder waren leider nicht eindeutig genug, um eine Diagnose zu stellen. Ich bat den Vater zu uns in den Wald mit dem Pilz zu kommen, aber der behandelnde Arzt hatte inzwischen bereits Frau Dombrowa in Keez verständigt, die dann in die Klinik fuhr. Auch sie konnte den Blätterpilz nicht eindeutig zuordnen. Sie hängte Hut und Stiel des Pilzes in einer Tüte an die Tür des Info – Zentrums und als ich von der Abendwanderung zurück war, konnte ich Entwarnung gegeben. Es handelte sich um einen essbaren Rosablättrigen Egerling – Schirmpilz. Dieses teilte ich umgehend dem Vater mit, der nun erleichtert seine Nachtruhe antreten darf. In der Klinik wurde dem kleinen Patienten vorsorglich Aktivkohle gegeben. 

Montag, 21.08. – Ein Anruf aus einer Kinderklinik in Schwerin. Zwei kleine Mädchen, geboren 2019 und Gewicht 20 Kg, haben an einem unbekannten Pilz geknabbert. Ich bat um aussagefähige Fotos, welche mir umgehend zugesandt wurden. Ein offensichtlich ziemlich alter, bräunlicher Blätterpilz, der für mich anhand der Bilder nicht eindeutig zuzuordnen war. Die Kinder unter Beobachtung halten und falls sich Symptome zeigen sollten, entsprechende, übliche Gegenmaßnahmen einleiten, war meine Empfehlung.

Pilz von oben.

Und von unten.

Mittwoch, 30.08. Am Abend ein Anruf von einer besorgten Mutter eines 14 Monate alten Kleinkindes. Das Kind hat von Pilzen auf einer Wiese gekostet. Ich bat um Fotos, welche mir sofort zugesandt wurden. Etwas verwelkt wirkten die Pilze, die zunächst nur am Standort fotografiert wurden. Ich bat um ein weiteres Bild von den Lamellen. Es schien sich um Samthäubchen (Conocybe) zu handeln. Das Kind hatte definitiv etwas von den Pilzen im Mund, welches aber noch schnell von den Eltern entfernt worden sein soll. Ich empfahl, wie meist bei diesen häufig vorkommenden Sachverhalten darum, das Kind zu beobachten und sollten sich Auffälligkeiten zeigen, in der Notaufnahme einer Klinik vorstellig werden.

Dienstag, der 24. Oktober – Der Klassiker. Ein Anruf von einer besorgten Mutter, weil ihr Kleinkind eventuell ein Stück von einem kleinen Pilz von der Wiese vor oder hinter dem Haus im Mund gehabt haben könnte. Die zugesandten Bilder zeigten für mich nichts eindeutiges. Eventuell ein Rötling, Düngerling, Nelkenschwindling oder Helmling. Meine Antwort, das Kind beobachten und bei Auffälligkeiten in einer Klinik vorstellig werden. Hier die Bilder:

Mittwoch, 15. November – Eine besorgte Mutti hatte meine Adresse von der Gift – Notrufzentrale bekommen und meldete sich telefonisch bei mir. Sie war in großer Sorge, da ihr 7 – jähriger Sohn mit 2 weiteren Klassenkameraden einen Hut vom Hallimasch roh gegessen haben wollen. Im voran gegangenen Gespräch mit der Gift –  Notrufzentrale wurde auch auf die gefährlichen Gift – Häublinge hingewiesen und das schürte zusätzlich Ängste. Da das ganze in Wismar stattfand, bat ich darum noch am Abend im Info – Zentrum vorstellig zu werden. Entsprechend dem Handy – Foto handelte es sich tatsächlich um Hallimasch. Das Kind war auch mit dabei und es ging ihm soweit gut. Es wurde trotzdem eine tränenreiche Unterhaltung mit der Mutter und sie rief in meinem Beisein nochmals die Gift – Notruf – Zentrale an, weil die Vermutung eines Geschehens mit möglichen Gifthäublingen letztendlich ausdiskutiert werden sollte. Erst danach schien sich die Mutter allmählich zu fangen. Nun ist Hallimasch zwar roh giftig, aber mehr als Übelkeit oder Erbrechen ist wohl kaum zu erwarten. Keine Schädigung der Organe und somit kann Entwarnung gegeben werden! Trotzdem mein Rat, wie  immer in solchen Fällen, das Kind beobachten und sollten sich Symptome einstellen, in der Notaufnahme einer Klinik vorstellig werden und den Stand der Einschätzung durch die Gift – Notrufzentrale und meiner Expertise dort vorbringen.