Wetter/Pilze April 2020

Tagebuch Wetter und Pilze Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze April 2020

Wismar – Wetter

Spitzmorcheln vom feinsten. Finder und Fotograf: Peter Hildebrandt am 08. 03.2020 in Sachsen – Anhalt.

Mittwoch, 01. April – Ich möchte allen Lesern des Nordwestmecklenburger Pilztagebuchs ein optimistisches Pilz – Heil für die Saison 2020 wünschen. Trotz Corona – Wahnsinns hoffen wir auf ein tolles Pilzjahr. Wie es am Ende wird, steht in den Sternen. Auf jedenfall ist der Pilzfrühling bereits seit Wochen im gange, wie obiges Foto zeigt. Der Pilzwinter soll der Wahnsinn gewesen sein, wie mir einige Pilzfreunde berichteten. Der Frühjahrslorchel – Aspekt dürfte seinen Zenit überschritten haben und wir starten nun auch in Mecklenburg in die Morchel – Saison. Die Natur hat nach wir vor, trotz des derzeit unterkühlten Wetters, einen Vorlauf von 2 – 3 Wochen. Der Winter war wettertechnisch ein Total – Ausfall bei uns im Norden. Er wird zur Zeit nachgeholt. Vor zwei Tagen lag morgens eine geschlossene Schneedecke. Das hatten wir den ganzen Winter nicht. Statt dessen erlebten wir einen Übergang vom Spätherbst in den Vorfrühling und dürften in Kürze bereits den Vollfrühling begrüßen, denn ab dem Wochenende stellt sich die Wetterlage um. Statt aus Nord, kommt die Luft aus dem Süden und  die Temperaturen steigen voraussichtlich in ganz Deutschland auf frühsommerliches Niveau. Die schon weit fortgeschrittene Natur wird endgültig explodieren. Wie heftig die Eruption an der Pilzfront ausfallen wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Zumindest was das Morchelwachstum anbelangt bin ich optimistisch. Es hat im Winter viel geregnet und trotz des zuletzt oft trockenen und sonnigen Wetters sollte im Boden ausreichend Feuchtigkeit vorhanden sein und die Fruchtkörperanlagen wurden bereits vor Wochen ausgebildet. Es geht also nur noch an das Strecken.

Spitzmorcheln (Morchella conica) von Peter Hildebrandt am 08.03.2020 in Szene gesetzt.

Regen ist jedoch zunächst nur wenig in Sicht. Schon im laufe des März hat sich die unselige Hochdruck – Allianz wieder gut aufgestellt und versucht nun die regenträchtigen Tiefs auf Distanz zu halten. Hoffen wir, dass es ihnen nicht so gut gelingt wie in den letzten beiden Jahren.

Ich habe die Saison heute mit einer Mittwochsexkursion eingeleitet. Ziel war das Westenbrügger Holz, im Meßtischblatt – Quadranten 1936/3. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze. Seit Ende November war ich nicht mehr im Gelände, da ich zwei Augen Operationen mit ziemlich großer Verzögerung hinter mir bringen mußte. Am 28.11.2019 und am 10.02.2020.  Grauer Star, aber vor allem die Reduzierung meiner starken Kursichtigkeit von – 16 Dioptrin auf – 3 war schon nicht ganz ohne. Eine schwierige Zeit für meine Augen, denn das Gehirn hatte wirklich zu tun, mir ein halbwegs ordentliches Abbild der Umwelt zurecht zu zaubern. Am Montag konnte ich endlich meine neue Brille in Empfang nehmen. Nochmals beginnt für mich eine schwierige Zeit, da sich die Augen nun für ein weiteres mal auf veränderte Verhältnisse einstellen müssen. Auch diese Zeilen sind eine Herausforderung.  Die Welt sieht jedenfalls klarer, heller und größer aus. Nun darf ich auch wieder mein Dienstfahrzeug nutzen. Trotzdem war es heute eine schwierige Exkursion. In der Ferne ganz wunderbar, in der Nähe noch sehr gewöhnungsbedürftig. Auch machen sich die dunklen Flausen, die bei mir seit Jahren für unangenehme Sehstörungen sorgen, nun um so deutlicher bemerkbar.

Frischpilze sah ich auf meiner Exkursion heute nicht, aber dafür beispielsweise diese fotogenen Rotrandigen Baumschwämme (Fomitopsis pinicola). Ein weiterer, deutscher Name dieses häufigen und auffälligen Porlings lautet Fichten – Porling. Hier wuchs er an einem liegenden Birken – Stamm. Standortfoto am 01.04.2020 im Westenbrügger Holz.

Donnerstag, 02. April – Noch kurz zum vergangenen Winter. Ich war zwar nicht im Feld, aber von verschiedenen Seiten wurde mir von vielen Pilzen berichtet, die das triste Wintergrau etwas bunter gestalteten. So waren zwei Vereinsmitglieder, die auf der Insel Poel wohnen, hellauf begeistert von einem Spaziergang durch den Küstenschutzstreifen im Norden der Insel. Viele kleinere Frischpilze, die ihnen unbekannt waren und wunderbare golgelbe Farbtupfen sowie rote Bechernester in großer Menge auf dem Waldboden. Die gelben Farbtupfer dürften von Goldgelben Zitterlingen her rühren und die roten Nester waren selbstverständlich Kelchbecherlinge. Judasohren in Unmengen und einiges mehr. Auch die Spezialisten hatten am vergangenen Winter, der keiner war, ihre helle Freude. So berichtete mir unser Lübecker Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt von einer nie gesehenen Fülle und Vielfalt an Holzbewohnen und kleinen Ascomyceten, die er zusammen mit Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein zu wissenschaftlichen zwecken fand und bestimmte. Nun aber, wo die Saison eigentlich durchstarten sollte, ist es deutlich verarmt an der Pilzfront. Wesentlicher Grund dafür dürfte die Umstellung der Großwetterlage Mitte März sein. Statt feuchtmilder Atlantikluft mit viel Regen, setzte sich Hochdruckwetter mit reichlich Sonne und trockener Kontinentalluft durch. Zeitweise war die Luft über Deutschland so trocken, wie nur selten in unseren Breiten zu erleben. Lebhafter Wind und häufige, teils erhebliche Bodenfröste, taten ihr übriges. Die Allianz der Hochdruckgebiete hat wieder die Wetterregie übernommen und auch die Trockenheit ist wieder da. Natürlich zunächst nur oberflächlich, aber in den Sandergiebieten wird es bereits wieder kritisch und die Waldbrandgefahr steigt deutlich. Insbesondere ab nächster Woche, wenn es wieder viel Sonne und dazu schon fast sommerliche Temperaturen geben soll. An den klassischen Morchelstandorten, die in der Regel ohnehin auf feuchteren und besseren Böden zu finden sind, sollte es noch keine Probleme geben.

Hier ein Foto von Christian Ehmke, dass er an einem dieser klassischen Morchelstandorte aufnahm. Es zeigt den nach Chlor riechenden Morchelbecherling (Disciotes venosa). Die Art kann sehr groß und damit ergiebig werden und sie stellt ähnlich den Morcheln eine Delikatesse dar.

Die Wärme wird ihnen und natürlich auch den Morcheln auf die Sprünge helfen. Spätestens an Ostern wird die Natur von den gelben Farbtupfen des Löwenzahns übersät sein. Dann wird sich zeigen, ob wird angesichts des feuchten und milden Winters mit guten Erträgen rechnen können oder auch nicht. Unser Pilzfreund Christian Ehmke ist diesbezüglich skeptisch. Er war auch im Winter immer mal unterwegs und hat derzeit nicht viel hoffnungsvolles zu berichten. Lorcheln gibt es zumindest nach seinen  Beobachtungen nur sehr verhalten. Und diesbezüglich ist auch nicht mehr viel zu erwarten. 

Die Hompage von Christian Ehmke nennt sich ab sofort nicht mehr www.lorcheln.de sondern  http://www.ostseepilze.de

Freitag, 03. April – Morgen hätte eigentlich unsere erste öffentliche Lehrwanderung zur Saisoneröffnung stattfinden sollen. Corona hat dieses Unterfangen verhindert. Auch die Folge – Termine bis einschließlich Ostern habe ich bereits vor Wochen abgesagt. Leider mußte auch unser Frühlingsseminar in Wiligrad am ersten Mai – Wochenende gestrichen werden. Ab wann wieder öffentliche Veranstaltungen, zumindest in kleinerem Rahmen stattfinden können, liegt am Corona – Virus und den Entscheidungsträgern in der Politik. Somit befindet sich auch der Steinpilz-Wismar in schwierigem Fahrwasser, denn seit Wochen gibt es keine Umsätze, falls das überhaupt die richtige Bezeichnung für unsere minimalen Einkünfte ist.

Ich habe den Winter auch dazu genutzt, um unsere reichhaltigen Trockenpilzbestände für den Verkauf herzurichten. Will heißen: Eintüten in unterschiedlichen Einwaagen und reichlich Pilzwürze mahlen und in kleine Portionsbecher füllen. Gern werden unsere Waldpilze gekauft und gerade auch zu Ostern und Weihnachten geschätzt. Ein Teil habe ich in alle Himmelsrichtungen in den letzten Monaten auf Bestellung verschickt. Nun herrscht tote Hose und wir können alle nur auf bessere Zeiten hoffen. Trotzdem habe ich im Laden mehr als genug zu tun und die Zeit wird mir nicht lang, zumindest solange es mir gelingt, ohne Quarantäne dem Corona – Virus zu entkommen. Und da ist der Wald immer noch die beste Adresse. Kaum Menschen und die frische, sauerstoffreiche Luft stärkt das Immunsystem. So werde ich morgen die angesetzte Pilzwanderung alleine bestreiten und mal schauen was mich in den Questiner/Panzower Tannen erwartet. Durchaus auch ein Gebiet wo beispielsweise Frühjahrslorcheln zu hause sind. Aber die Giftlorcheln haben in diesem Frühjahr offensichtlich keine große Lust zu wachsen, wie es Christian Ehmke gestern schon andeutete und auch im benachbarten Bundesland Sachsen – Anhalt soll es nicht viel besser aussehen, wie mir heute unser Tagebuchleser Peter Hildebrandt berichtete. Zumindest was das Aufkommen von Frühjahrslorcheln anbelangt, bestätigte er mir die Beoachtung von Ostseepilz – Christian Ehmke. Dafür soll aber die Zipfellorchel einen regelrechten Hotspot hinlegen. Auch Schwarzweiße Becherlorcheln gibt es an nicht zu sauren Kiefernstandorten in Unmengen. Was die bevorstehende Morchel – Saison anbelangt, ist Peter Hildebrandt eher gedämpfter Erwartung, da es in seinen Revieren einfach schon wieder zu trocken geworden ist. Wir werden sehen. Die klassischen Morchelstandorte bei uns in Mecklenburg sollten noch hinreichend mit Bodenfeuchtigkeit ausgestattet sein, so dass ich etwas optimistischer die kommenden Wochen angehe.

In der vergangenen Nacht und auch heute tagsüber gab es stellenweise Schauer, die örtlich durchaus auch etwas kräftiger ausfielen. So sind zumindest regional die Oberböden trotz des Windes etwas angefeuchtet worden.

Die Zipfellorchel (Gyromitra fastigiata) ist in Mecklenburg – Vorpommern eine große Rarität. Sie wurde vor Jahren bei Feldberg gefunden. Ich persöhnlich hatte bisher noch nicht die Ehre ihre Bekanntschaft zu machen. In Sachsen – Anhalt ist sie zumindest an Sonderstandorten nicht selten und soll in diesem Jahr besonders gut fruktifizieren. Vielen Dank an Peter Hildebrandt für dieses schöne Foto. Da in ihr ebenfalls das Toxin Gyromitrin vermutet wird, gilt der Pilz zumindest als giftverdächtig!

Sonnabend, 04. April – Nicht heute morgen um 09.00 Uhr, sondern erst am Nachmittag brach ich Solo in die Questiner Tannen auf. Sie b.z.w. die Panzower- oder Neubukower Tannen wären heute das Ziel unserer ersten öffentlichen Lehrwanderung des Jahres gewesen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona – Krise verboten dieses Unterfangen. So zog ich also alleine bei schönen Exkursionswetter meine Runden durch das auf sandigen bis torfigen Böden stehende Waldgebiet, welches, wie bereits erwähnt, in drei Bereiche untertelt ist. Ich entschloß mich für die Questiner Tannen. Für alle, die gerne mitgekommen wären, darf ich vermelden, sie haben nicht viel verpaßt. Zwar sehen mehrere Augenpaare mehr als eines, aber die im Vordergrund stehenden Frischpilze sind zur Zeit absolute Mangelware. Die überwiegend mit Fichten und Kiefern bestandenen Waldflächen waren obendrein schon recht ausgetrocknet. Selbst Fichten – Zapfenrüblinge oder Frühlingsmürblinge, die Anfang April oftmals keine Seltenheit sind, suchte ich vergebens. Zumindest die essbaren Zapfenrüblinge sind sicher aus dem Herbst heraus noch den ganzen Winter vertreten gewesen und haben sich nun verabschiedet. Gleiches dürfte für die delikaten Graublättrigen Schwefelköpfe gelten. Auch sie werden wohl erst wieder im Herbst auf der Bildfläche erscheinen. Lorcheln oder gar Morcheln entzogen sich meinen Blicken. Ein kurzer Bericht von der heutigen Tour folgt sogleich.

Aber ganz ohne Frischpilze ging die Tour doch nicht aus. Diese beiden bildschönen und taufrischen Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus) wären sogar als Beilage für die Sonntagsspeise geeignet gewesen, auch wenn sie nicht gerade zur Oberklasse der Edelpilze gehören. 04.04.2020 in den Questiner Tannen.

Palmsonntag, 05. April – Die spätwinterliche Luft hat sich zunächst verzogen und ab heute bei durchgehend sonnigem Wetter wärmerer Frühlingsluft aus Südwesten Platz gemacht. Dazu wehte der südöstliche, trockene Wind, immer noch lebhaft. Ich nutzte das schöne Wetter zu einer kleinen Stippvisite in den Prosekener Grund. Schließlich brauche ich möglichst aktuelle Bilder für`s Tagebuch und gleichzeitig möchte ich mir endlich einen Überblick verschaffen, wie es in unseren Breiten tatsächlich mit dem Frischpilzaufkommen aussieht. Das war auch heute eher bescheiden, wer es aber auf eine kleine Pilzmahlzeit abgesehen hätte, wäre zumindest ansatzweise auf seine Kosten gekommen. Er hätte sich allerdings mit Mürblingen und etwas ergiebigeren Weichritterlingen begnügen müssen. Ich freute mich darüber und konnte Fotos von „echten Pilzen mit Hut und Stiel“ machen. Ich besuchte das Umfeld einer alt bekannten Morchelstelle, welcher ich seit vielen Jahren keinen Besuch mehr abgestattet habe. Ich konnte allerdings keine entdecken, was nicht bedeutet, dass keine vorhanden sein müssen. Die nun wärmeren Tage werden die Natur explodieren lassen und ab Ostern sollte es sich lohnen, nach den beliebten Delikatessen Ausschau zu halten. Bis dahin sollte der Löwenzahn in voller Blüte stehen und die Morcheln werden sich strecken. Gestern habe ich gesehen, dass selbst der Raps bereits gelblich überhaucht war. Das dürfte die Maipilze etwas verfrüht auf den Plan rufen, falls sich die Trockenheit nicht wochenlang fortsetzen sollte.

Büschelige Mürblinge im Auwald unter Erlen und Eschen und hier am Fuße einer Erle. Die erste Idee ist natürlich der Büschellige Mürbling (Psathyrella multipedata). Den kenne ich aber eher aus dem Herbst und dann meist auf Rasenflächen oder an und auf grasigen Wegrändern. Er wächst direkt vor meiner Haustür im Oktober und November.

Der Griff nach Erhard Ludwigs Pilzkompendium, Bd. 2,  erhärtete meinen Zweifel daran, dass es sich um P. multipedata handeln könnte, denn es gibt noch einige andere Vertreter aus dieser artenreichen und schwierigen Gattung, die büscheliges Wachstum aufweisen und Ähnlichkeiten an den Tag legen. In diesem Fall könnte eine bisher wenig bekannte Art in Frage kommen. Der Behangene Büschel –  Mürbling – Psathyrella pannucioides. Allerdings sind die Hutränder nur sehr spärlich behangen. Auch sollen diese nicht durchscheinend gerieft sein, welches auf der im Bild zu sehenden Kollektion bei einigen Exemplaren zu beobachten ist. Es half nichts, ich holte aus dem Keller mein Schülermikroskop und versuchte hier anhand der Zystiden meinen Zwiespalt zu klären.

Ich möchte mich zunächst für diese schlechte Mikro – Aufnahme entschuldigen. Es ist nur ein einfaches Schülermikroskop, aber mir ging es um die Form der Zystiden. Und diese sollen bei P. multipedata sehr schlank mit spitzem Apex sein. Die hier zu sehenden Zystiden entsprechen wesentlich besser denen von P. pannuioides, also dem Behangenen Büschel – Mürbling. Ähnlich so, wie sie im Pilzkompendium gezeichnet sind. Auch habituell ist P. multipedata wesentlich schlanker und hochbeiniger.

Montag, 06. April – Heute war wieder, wie jeden Montag und Donnerstag, langer Tag im Laden. Offiziell darf auch ich nicht öffnen und somit sind auch die regulären Sprechzeiten außer Kraft gesetzt. Ich versuche aber zumindest an den beiden langen Tagen  im Info – Zentrum zu sein, denn es gibt viel zu tun. Zur Zeit rundum ausgreifender Frühlingsputz. Das heißt beispielsweise die Schaufenster auf Vordermann bringen. Die alte Austellungsfläche abräumen, mit frischem Moos unterlegen und so für die neue Ausstellungsaison vorzubereiten.

Zum Wetter: das zeigte sich heute von seiner besten Seite. Sonne von früh bis spät und Wohlfühltemperaturen. Der erste wirklich warme Tag des Jahres. Selbst bei uns an der Küste wurde die magische 20 Grad Marke geknackt und sogar überschritten. Deutschland soll heute der Wärmepol ganz Europas gewesen sein. Für uns in M-V könnte es wohl für längere Zeit der wärmste Tag gewesen sein. Wir werden in der nächsten Zeit sehr wahrscheinlich immer wieder von schwachen Kaltfronten gestreift und da können die Winde immer mal auf Nordost umspringen und durch das kalte Ostseewasser geht es mit den Temperaturen sofort in den Keller. Allerdings haben die Metereologen derzeit einige Schwierigkeiten, die mittelfristige Wetterentwicklung einigermaßen gut vorauszusagen. Grund ist ein nicht ganz unerheblicher Verlust an Meßdaten die durch Passagierflugzeuge geliefert werden. Durch die Weltweite Virus – Pandemie bleiben viele Maschienen am Boden und die Meßdichte ist dadurch deutlich reduziert. So springen auch die Modellrechnungen der Wettercomputer derzeit besonders unschlüssig hin und her. So kann es beispielsweise in Richtung Ostern mit den Temperaturen steil bergauf in Richtung Sommerwetter gehen. Ein anderes Szenario sieht einen Vorstoß kalter Luftmassen aus dem Norden mit dazugehörigem Aprilwetter, sprich zahlreichen Schauern und Gewittern. Ziemlich einig scheinen sich die Modelle hingegen mit einer deutlichen Abkühlung bei uns im Nordosten zu sein. Auch dürfen die Temperaturen, die auf der Grafik von Wetter – Online zu sehen sind, nicht für bare Münze genommen werden. Es ist leider nicht das drin, was drauf steht. Seit letztem Spätherbst wird hier leider das Berliner Wetter angezeigt. Wetter – Online hatte damals ein neues Widget eingerichtet und dabei ist es zu dieser Verwerfung gekommen. Wir haben schon versucht das neue Widget zu instalieren, aber es fällt etwas zu breit aus. Vieleicht gelingt es uns irgendwann, diesen Mißstand zu ändern.


Ich habe nun ganz oben den Link „Wismar – Wetter“ von Kachelmann – Wetter angelegt. Hier sind alle möglichen Wetterdaten von Wismar und unserem Einzugsgebiet sehr hoch aufgeschlüsselt! Auch mit sehr detailliertem Niederschlagsradar – Bild. Besser geht es nun wirklich nicht! Ein Dankeschön an Jörg Kachelmann und seinem tollen Team!


Im Frühjahr gibt es in Nadelwäldern nicht nur den ansehnlichen Frühlings – Weichritterling, sondern auch diese Kurzstieligen Weichritterlinge (Melanoleuca brevipes) an unterschiedlichen Standorten. Der insgesamt mehr oder wenger graue Blätterpilz besitzt im Verhältnis zur Hutbreite einen relativ kurzen, stämmigen Stiel. Er wächst keineswegs nur im Frühling, ist aber gerade auch im April eine auffällige und charakteristische Großpilzart, die zudem auch noch essbar ist. Standortfoto am 05.04.2020 im Prosekener Grund.

Dienstag, 07. April – Ich habe heute dem Kiefernforst bei Jesendorf einen kleinen Besuch abgestattet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitaum (siehe Tagebuch April 2019) sah es trostlos aus. Ich habe nicht eine einzige Frühjahslorchel zu Gesicht bekommen. Im letzten Jahr wuchsen sie hier zu hunderten in Gesellschaft mit unzähligen Scheibenlorcheln und sogar einigen Spitzmorcheln. Auch Scheibenlorcheln waren nur vereinzelt vertreten, genauso wie Schwarzweiße Becherlorcheln. Sehr zerstreut mal einige Zapfenrüblinge, ansonsten nichts weiter. Es ist hier durch das oft sonnige Wetter der letzten Zeit schon sehr trocken geworden.

Regen ist zwar in der nächsten Zeit in Sicht, aber offensichtlich nur in Form einzelner Schauer. Flächiges ist auf den Wetterkarten nicht auszumachen. Aber das kennen wir zur genüge aus den vergangenen Jahren. Die Trockenheit nimmt ihren Lauf. In der Nacht ist eine kaum wetterwirksame Kaltfront durchgezogen. Die einzigen Auswirkungen waren eine moderate Abkühlung, so dass die Temperaturen bei uns heute unter der 20 Grad Marke blieben. Dennoch war es ein sehr schöner, angenehmer Frühlingstag. Bis einschließlich Ostern kämpfen nun kühlere Luftmassen bei uns im Nordosten mit wärmerer Sommerluft über der Südwesthälfte Deutschlands um die Vorherrschaft. In den meisten Regionen dürfte die Warmluft zunächst die Oberhand behalten. In M-V schwappt sie nur kurzzeitig mal herein, um von den kühleren Luftmassen schnell wieder zurückgedrängt zu werden. Aber gerade dieses Wechselspiel kann im Verlauf und in Verbindung mit fallendem Luftdruck die möglichen Schauer produzieren.

Die Scheiben – Lorchel (Discina ancilis) heute am Standort im Kiefernforst bei Jesendorf fotografiert. Auf einer öffentlichen Lehrwanderung vor einem Jahr füllte sie an der selben Lokalität die Körbe der damals teilnehmenden Pilzfreunde. Sie ist essbar, aber gut erhitzen!

Mittwoch, 08. April Gleich mehrere Waldgebiete standen heute im Rahmen meiner Mittwochsexkursion zur Auswahl. Der letzte Quadrant des Meßtischblattes 1936 war an der Reihe. Da wären der südöstliche Bereich des Westenbrügger Holzes mit einer Schleife südlich Detershagen bis fast zum Kröpeliner Stadtholz hin. Hier wäre der südliche Teil ebenfalls eine Option gewesen. Schließlich entschied ich mich für ein Waldstück bei Karin. Gleich mehre, kleinere Waldbereiche um die Ortschaften Karin und Alt Karin stehen hier nochmals zur Auswahl. Überwiegend mit Fichtenforst bestanden und teilweise von Erlenbrüchen durchsetzt. Vor wenigen Jahren führte hier zur selben Jahreszeit eine öffentliche Wanderung hin. Damals war das Angebot an Frischpilzen Anfang April gar nicht so schlecht. Vor allem Scheibenlorcheln waren gut vertreten. Heute sah ich keine einzige von ihnen. Auf dem oft moosreichen Waldboden bot sich mir ein trostloses Bild. Können sonst zu dieser Zeit durchaus Zapfenrüblinge, Dufttrichterlinge, vielleicht auch einige Helmlinge den interessierten Pilzfreund erfreuen, war daran heute nicht zu denken. Schließlich sammelte ich frisch gefallene Fichtenzapfen auf Vorrat für unser Adventsbasteln. Natürlich habe ich notiert, was ich an Großpilzen finden und bestimmen konnte, aber es kam nicht viel zusammen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Das Wetter zeigte sich heute von seiner schönsten Seite und auch bei uns war es wieder frühsommerlich warm. Aber am Abend deuteten einige lockere Wolkenfelder bereits die nächste Kaltfront an. Sie wird die Temperaturen morgen in unseren Breiten ordentlich dämpfen. Auch Nachtfröste werden in den nächsten Tagen während der kühleren Wetterphasen wieder dabei sein. Viel Regen steht mittelfristig nicht in Aussicht. Einzig an Ostern kann es einige Schauer geben.

Aber es gab tatsächlich auch einige Frischpilze. Neben einem Frühlingsmürbling auch diese Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Ihnen sind die trockenen Verhältnisse anzusehen. Giftig! 08.April 2020 im Wald bei Karin.

Gründonnerstag, 09. April – Ich weiß nicht, wer es von den Tagebuchlesern mitbekommen hat, gestern war Vollmond und zugleich Supermond. Bereits am Dienstag Abend traute ich meinen Augen kaum. Noch nie hatte ich den Mond in so einer Klarheit und Reinheit gesehen. Da paßten auch die Wetterprarameter wie die Faust auf`s Auge. Es war eine Pracht! Natürlich hat das neue Sehen nach meiner Augen OP hier eine gewichtige Rolle gespielt, denn nie zuvor konnte ich mit bloßen Augen sogar Struckturen des Mondes erkennen. Supermond haben wir immer dann, wenn der Erdtrabant unserem Planeten so nah wie möglich kommt, nähmlich 356.910 Km. Gestern war er nun voll und nicht weniger schön anzusehen. Für viele Pilzfreunde spielt er ja eine wichtige Rolle, denn bei zunehmenden Mond soll das Wachstum beliebter Speisepilze, allen voran von Steinpilzen, ebenfalls zunehmen. Ich vertraue eher auf die auslösenden Niederschlagsmomente und diese wird es mittelfristig wohl kaum geben. Die Berechnungen der Wettercomputer haben die möglichen Niederschlagsmengen für unser Einzugsgebiet immer weiter herunter gerechnet. Stand heute Abend dürfen wir in den nächsten 14 Tagen mit 1 – 2 l/qm rechnen, also praktisch nichts! Die Trockenheit schreitet somit voran und wird in absehbarer Zeit wohl wieder in eine Dürre übergehen. Für uns Pilzfreunde nur ärgerlich, für die Landwirtschaft und unseren Wäldern katastrophal! Sollte es im dritten Jahr in Folge zu einer extremen Dürre kommen, droht großer Schaden! Ich glaube auch allmählich, dass wir den Pilzfrühling wohl vergessen können. Nur an besonders günstigen Standorten könnte es in den nächsten Tagen vielleicht die eine oder andere Morchel geben. Nicht nur das der Niederschlag in Form von Regen fehlt, die meist sehr trockenen Luftmassen haben auch nur ein geringes Wasserdampfkapatitätshaltevermögen, wie es einst einmal ein Mittarbeiter der Freien Universität Berlin formulierte. Tolles Behördendeutsch, wie ich finde. Dadurch fällt auch wenig Tau, so dass die Streckung möglicher Fruchtkörperanlagen zusätzlich erschwert wird.

Voll- und fast noch Supermond gestern Abend fotografiert. Von Mai bis November für einige Pilzfreunde von besonderer Bedeutung, wird ihm doch ein großer Einfluß auf das Wachstum beliebter Speisepilz zugesprochen.

Karfreitag, 10. April – Den heutigen Feiertag habe ich genutzt, um mich mit einem Mikroskop zu beschäftigen, dass mir im vergangenen Herbst geschenkt wurde. Damals hatte ich es zunächst zur Seite gestellt, da ich einfach keine Zeit hatte, mich mit ihm zu beschäftigen. Auch im Winter hatte ich keine Lust mich aufgrund meiner Augen – Geschichte damit zu befassen. Heute schaute ich mir also das neue Teil an und versuchte mich ein wenig mit ihm vertraut zu machen. Es ist ein Bresser – Binokular – Mikroskop. Vielleicht nicht unbedingt die höhere Ebene des wissenschaftlich arbeitenden Mykologen, aber dass soll es auch nicht für mich werden. Ich brauche es in erster Linie um Grundsätzliches im Zweifel abzusichern und makroskopische Vermutungen mikroskopisch zu untermauern und zu bestätigen. Sehr hilfreich ist hier auch ein Meßokular, welches mir bisher fehlte. Für Fotos muss weiterhin mein Schülermikroskop herhalten. 

Hier eine Mikroaufnahme von meinem Schülermikroskop. Oftmals offenbaren sich dem Betrachter Wunderwelten. Hier nur ein kleines Beispiel, wie schön Sporen aussehen können. Wie es sich gehört, in einem Schlauch liegend, sehen wir einige Sporen der weiter oben abgebildeten Scheibenlorchel Discina ancilis. Spore: hyalin = glasig, elliptisch, nach Dennis 30 – 35/12 – 30 Micromillimeter, mit drei Öltropfen sowie zwei hyalinen Anhängseln versehen. Außerdem sollen die Sporen noch feinwarzig sein, welches hier nicht zu erkennen ist. Sporen sind recht plastisch und können nur auf einer bestimmten Ebene scharf wiedergegeben werden. Man muss also immer wieder Spielen, um alle wichtigen Feinheiten ausmachen zu können. Dieses ist nur ein einfaches Quetschpräpartat in Wasser. Für mich sind es goldene Spindeln und irgendwie märchenhaft schön.

Zur Wetterlage: empfindlich kühle Luft hat sich nun bei uns breit gemacht und Nachtfröste sorgen ihrerseits für negative Einflüße auf die Entwicklung des nun nur noch minimal zu erwartenden Frühlingsaspektes. Hilfreich war zumindest ein nennenswerter Taufall in der vergangenen Nacht. Ab morgen schiebt sich allerdings die Warmluft aus dem Südwesten wieder allmählich in Richtung Nordosten, so dass es zumindest am Ostersonntag auch bei uns wieder angenehm warm werden soll. Aber am Folgetag droht schon wieder der nächste Absturz, diesesmal für ganz Deutschland. Polarluft macht sich breit und wieder gibt es Frost in der Nacht. Im laufe der nächsten Woche steigen die Temperaturen vorausichtlich wieder an und im Verlauf wird es wohl frühsommerlich warm. Das meist bei trockener Luft. Erst in Richtung letzter Monatsdekade versuchen nach aktuellem Stand Tiefs von Südwesten mit feuchteren Luftmassen und möglichen Regenfällen nach Deutschland herein zu ziehen. Falls es so kommen sollte, ist längst noch nicht sicher, ob auch der Nordosten davon profitieren könnte, denn über Skandinavien scheint gleichzeitig ein kräftiges Hoch entgegen halten zu wollen. Die klassische Situation, so wie wir sie schon oft zu dieser Jahreszeit beobachten konnten.

Auch die Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena) ist ein Schlauchpilz. Die Schläuche befinden sich auf der Innenseite des Apotheciums. Sie werden durch mechanische Reize wie Sonneneinstrahlung oder Körperwärme explosionsartig aus ihren Schläuchen herausgeschleudert. Hier sehen wir weißlichen Sporenbelag und gut ist die Stelle zu erkennen, wo ich störendes Etwas für unser Foto entfernt habe. Standortaufnahme am 07.04.2020 im Wald bei Jesendorf.

Und hier sehen wir die Sporen unter dem Mikroskop. In der Regel befinden sich bei dieser Art 8 Sporen in einem Schlauch. Da es sich um ein Quetschpräparat handelt, bleiben nicht alle Schläuche unversehrt, so dass durchaus Sporen frei liegen b.z.w. schwimmen können.

Karsamstag, 11. April – Den heutigen Tag nutzte ich u. a. für einen Krankenbesuch im Schweriner Helios – Klinikum. Kein Corona, aber trotzdem eine ernste Angelegenheit. In diesem Zusammenhang ergab sich ein kleiner Rundgang im angrenzenden Park am Schweriner See. Neben typischen Parkgelände auch morchelverdächtige Hänge und Uferbereiche, aber ohne einen Frischpilz. Nur einige, teils prächtige Porlinge, waren zu bewundern.

Es gibt in diesen Wochen nicht nur Corona – Fälle, mit denen sich die Krankenhäuser beschäftigen müssen. Leider wurden die meisten von ihnen unter marktwirtschaftlichen Aspekten in den zurückliegenden Jahren privatisiert und auf Gewinn ausgerichtet. Beim Personal wurde in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen weit über die Belastbarkeitsgrenze gespart. Nun suchen gerade diese wichtigen Einrichtungen auf Grund der Virus – Pandemie händeringend Aushilfspersonal, um die Lage in den Griff zu bekommen. Ich hoffe, diese Krise wird ein Umdenken in diesem Gesellschaftssystem als positiven Effekt zur Folge haben. Es kann nicht sein, dass es auch in Zukunft so weiter geht wie bisher und nur derjenige geachtet und gefeiert wird, der die maximale Rendite einfährt. Aber das ist natürlich träumerisches Wunschdenken. Habgier und Profit ist das A und O des Kapitalismus. Derzeit muss ich diesem System allerdings zu gute halten, zumindest in Deutschland, dass es erkannt hat, worauf es wirklich ankommt. Auf das Leben und die Gesundheit von uns allen. Aber ich traue ihnen nicht über den Weg. Es wird für uns alle ein teures Erwachen geben, denn im Kapitalismus wird nichts verschenkt. Das wäre sein Todesurteil. Und jetzt sollten auch die Prvatlinge, die sich persönlich mit Millionen oder gar Milliarden eingedeckt haben, kräftig zur Kasse gebeten werden. Keiner Privatperson, auch nicht einer einzigen, darf es gestattet sein, Millionen oder Milliarden auf seinen Privatkonnten zu parken und dazu noch durch Zinsen auf Kosten der Allgemeinheit immer reicher zu werden. Hier muss eine drastische Deckelung her! Derartiges muss in Zukunft unterbunden werden, genauso wie der Profi – Fußball, der gleich zu Beginn der einschränkenden Maßnahmen am lautesten brüllte, dass es in wenigen Tagen wieder weiter gehen muss.  Wir haben keine Profi -, sondern eine Profit – Bundesliga. 

Früher hieß es bei uns im Osten von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen. Später waren es auch für uns Ossis die USA, zu denen wir aufschauen sollten. Durch den jetzigen Präsidenten zeigt sich nur zu gut, was von diesem großen Bruder zu halten ist. Erst ich und dann der Rest der Welt. Und dieser Rest der Welt ist nur dazu da, den Größenwahnsinnigen nur noch größer und mächtiger werden zu lassen. Es spielt keine Rolle ob der mächtigste Mann der Welt Trump oder Obama heißt. Ein winzig kleines, für unsere Augen unsichtbares Etwas zwingt nun auch diesen Staat in die Knie und gerade diese Erkenntnis zu akzeptieren übersteigt die interlecktuellen Fähigkeiten des tollsten und coolsten Typen der Welt. – Tut mir leid, aber ich musste mal wieder in Form eines Vereinfachers meinen Gedanken freien Lauf lassen um dem Zeitgeist Rechnung zu tragen.

Und nun doch noch zum eigentlichen Thema des Tagebuches. Es war uns nicht ganz klar, ob Weide, Pappel oder Linde oder vieleicht auch Kastanie. Der Baum wurde kürzlich zurückgestutzt und hatte noch keine Blätter. Es war jedenfalls ein mächtiges Teil mit einigen kapitalen Konsolen des Wulstigen Lauckporlings (Ganoderma adspersum) daran. Und dieser befällt mit Vorliebe die Linde. 11.04.2020 am Schweriner See.

Trotz meiner linksradikalen Stammtischgedanken und trotz Corona allen Lesern des Tagebuches ein frohes Osterfest und einen fleißigen Osterhasen obendrein wünscht der Steinpilz – Wismar!

Ostersonntag, 12. April – Noch eine Anmerkung zu meinen gestrigen Auslassungen und zu denen, die ich schon in früheren Tagebucheintragungen über Gott und die Welt zum besten gegeben habe. Sie stellen nur meine ganz persönlichen Ansichten, die von Reinhold Krakow dar, und spiegeln nicht das Meinungsbild der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wieder. Für mich geht das aber in Ordnung, weil es meine ehrlichen Gedanken sind und die können auch nur so und nicht anders sein, da ich dem Proletariat entsprungen bin. Also aus einer Arbeiter – und Bauernfamilie und somit der bildungsfernen Unterschicht angehöre.

Trotz meiner Bildungsferne ist es mir auch heute wieder gelungen, den Weg in die Landeshauptstadt Schwerin zu finden. Abermals führte er mich zum Krankenhaus. Ich kochte vorher Kaffee und nahm Kuchen für ein kleines Picknick am Schweriner See mit. Trotz Corona – Kontaktbeschränkungen waren bei diesem sonnigen und sommerlich warmen Wetter relativ viele Leute unterwegs, so dass wir uns ein Plätzchen unterhalb einer naturbelassenen Böschung am Schweriner See suchten. Im augenscheinlichen Morchel – Revier zwischen Erlen und Eschen sowie mit Giersch als Bodendecker. Aber nichts zu machen, sie entzogen sich unseren Blicken. Wir nahmen auf einer liegenden Baumruine Platz zur Kaffee – Tafel. Umgeben von reichlich Pilzen, die im Totholz beste Lebensbedingungen vorfanden. Vor allem fiel bereits von weitem ein sich meterweise ausdehnender, resupinater, cremeweißlicher Pilz in` s Auge, den ich aus der Ferne zunächst für einen Mottenkugel – Lerderrindenpilz hielt. Aber bei näherer Betrachtung stellte sich schnell mein Irrtum der Ferndiagnose heraus. Es war ein Laubholz – Harzporling. der durchaus auch gelegentlich in größerer Ausdehnung flächig wachsen kann, aber trotzdem die charakteristischen dunkelbraunen, schwärzlich gezonten Hutkannten ausbildet. Manchmal duftet er auch intensiv nach Anis, welches  beim heutigen Fund nicht der Fall war.

Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) in überwiegend resupinater Wuchsform und ausnahmsweise auch nicht an Buche. Der einjährige Porling stammt aus dem letzten Herbst. Standortfoto am Ufer des Schweriner Sees.

Wie schon angemerkt, wir hatten heute wirklich Kaiser – Wetter, sonnig und warm. Ein frühsommerlicher Ostersonntag. Morgen wird ein spätwinterlicher Ostermontag folgen. April, April, er weiß nicht was er will. – Er weiß schon was er will, denn er hat die Aufgabe den Sommer auf die Nordhalbkugel zu bringen. Das bedeutet, die warme Sommerluft weit nach Norden  zu transportieren und im Gegenzug die kalte Luft aus dem Norden in Richtung Süden zu verfrachten und schließlich zu durchmischen. Oftmals wird dieses von typischem Aprilwetter begleitet. Das ist auch dieses mal so, aber leider nur im bescheidenem Umfang. Erste Schauer und Gewitter gab es am Nachmittag und Abend schon außerhalb von M-V. Nachts werden an der Kaltfront weitere folgen, allerdings ohne nennenswerte Niederschlagsmengen bei uns im weiteren Küstenumfeld. Mit etwas Glück können morgen Abend noch einige unergiebige Schneeschauer folgen.

Während wir im Park und im Uferwald vergebens nach Frischpilzen Ausschau hielten, wuchsen sie genau vor einem Nebeneingang der Helios – Klinik in Schwerin. Auf blanker, mit schütterer Vegetation bestandener, knochenharter Erde. Etwa 20 Fruchtkörper der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum) warteten auf bessere Zeiten, sprich Regen. Sie taten uns leid und wir stillten ihren Durst mit Leitungswasser. Standortfoto am 12.04.2020.

Ostermontag, 13. April – Kaffee kochen, Kuchen kaufen und dann am Nachmittag wieder nach Schwerin zum Krankenbesuch. Das ist schon wichtig, da durch die Virus – Pandemie kein Zutritt für Besucher auf`s Zimmer erlaubt ist, erst recht nicht auf die Intensiv – Station. Auch die Cafeteria hat geschlossen. Also wieder ein kleiner Spaziergang am Schweriner See und Picknick auf einer Parkbank mit Seeblick.

Die gestern gegossenen Becherlorcheln haben sich sichtlich erholt und wurden nochmals befeuchtet. Auf der Heimfahrt, es lag ohnehin auf der Wegstrecke, ein kurzer Abstecher zu einer Morchelstelle ebenfalls am Ufer des Schweriner Außensees. Die Vegetation war hier noch etwas in Verzug, so dass ich wenig Hoffnung hatte, fündig zu werden. Nicht nur unsere Pilze, auch die Pflanzen brauchen dringend Regen. Aber dieser ist bis auf wenige, meist schwache Schauer, nicht in Sicht. Tiefdruckgebiete werden von Mitteleuropa meist fern gehalten und haben kaum eine Chance zu uns durchzubrechen. Ein Hoch löst das nächste ab. Und je nach dem, wie es sich im Verhältnis zu den uns umgebenden Tiefdruckgebieten positioniert, gelangen wir entweder in den Zustrom warmer Frühsommerluft oder kühlerer Polarluft. Dabei ist die Südwesthälfte Deutschlands meist auf der wärmeren Seite und der Nordosten der Zufuhr von kühleren Luftmassen ausgesetzt. Es ist gut möglich, dass die Grundströmung im weitern Verlauf auf östliche Richtungen dreht und dazu knochentrockene Kontinentalluft mit zugehörigem Ostwind die Landschaft weiter austrocknen lässt. Seit etwa 4 Wochen hat es nun nicht mehr nennenswert geregnet und das wird wohl mindestens noch 2 Wochen so weiter gehen. Wir dürfen den diesjährigen Frühlingsaspekt wohl langsam zu den Akten legen.

Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum) nach unserer Bewässerungsaktion heute standortversetzt fotografiert. Essbar.

Übrigens fand ich heute wie erwartet keine einzige Morchel und ich habe mich auch wieder etwas geärgert. Gerade wo ich im letzten Jahr zwei wunderschöne Exemplare fand, im Eschen – Jungwuchs, wurde radikal abgeholzt. Alles auf einen Haufen geschmissen. Ich hatte mich wirklich über diesen Jungaufwuchs gefreut und auf eine zukunftsfähige Stelle gehofft. Nun erneuert sich der Wald schon von selbst, aber es ist wieder nicht recht. Wildwuchs, und der muss weg! Aber vielleicht muss das so sein, um dem Eschensterben einen Riegel vorzuschieben. Immerhin ist es auch ein Pilz, der diesen Bäumen zu schaffen macht. Aber über eines habe ich mich dann doch noch gefreut. Gestern vermutete ich am Schweriner See unterhalb der Klinik den Mottenkugel – Lederrindenpilz, der sich beim näher kommen als Laubholz – Harzporling entpuppte. Heute entdeckte ich dann tatsächlich, den „Stinki“ an liegendem Totholz von Weide. Und das Teil musste samt zugehörigem Stammstück schließlich mit für die Ausstellung. Die ist zwar zur Zeit geschlossen, aber der Rindenpilz wird die Sperrzeit überdauern. 

Mottenkugel – Lederrindenpilz (Scytinostroma hemidichophyticum) heute an der Unterseite eines toten Weidenstamms. Er bildet keine Hutkannten aus und ist durch seinen permanenten Geruch nach Mottenkugeln bestens gekennzeichnet. Bei dem trockenen Wetter musste ich durch Reibung etwas nachhelfen, ihm seinen angenehm – unangenehmen Geruch zu entlocken. Bei feuchtwarmer Witterung „duftet“ meist die nähere Umgebung seines Wuchsortes bereits charakteristisch. 13.04.2020.

Dienstag, 14. April – Sehr frische Luft und ein steifer Wind machte die Fahrt nach Schwerin, ähnlich wie schon gestern, nicht gerade zu einem Vergnügen. Der kalte Seitenwind auf meinem Leichtkraftroller war sehr unangenehm. Aber was soll`s, wieder machte ich mich mit Kaffee und Gebäck auf dem Weg zur Klinik.  Im Anschluß tätigte ich noch eine kleine Exkursion entlang des Aubachs zwischen Kirch Stück und Barner Stück bei Schwerin. Für Morchel und co. durchaus nicht uninteressant, aber diesbezüglich erfolglos. Immerhin lag auch reichlich Totholz herum und ich konnte einige Arten notieren, die zumindest in meiner Datenbank neu sein dürften.

Morgen soll es dann wieder zu einer Mittwochsexkursion gehen. Die Temperaturen sollen  auch bei uns wieder einen Satz nach oben machen. Von etwa 10 Grad heute auf um die 15 Grad. Das wird wohl auch für längere Zeit das Ende der Fahnenstange sein. Bei uns im Nordosten hat warme Sommerluft, anders als in der Südhälfte der Bundesrepublick, zunächst kaum mehr eine Chance. Dabei sollen sich die Gegensätze bei den Temperaturen im laufe der Woche weiter verschärfen. Im Süden wird es von Tag zu Tag wärmer und im weiteren Verlauf auch feuchter, mit Schauern und Gewittern. Das dürfte dort die Trockenheit zumindest regional etwas lindern und auch die Temperaturen dürften sich positiv auswirken. Bei uns ist in punkto Regen wohl für längere Zeit nichts nennenswertes in Sicht. In der nächsten Woche könnte es sogar für alle eine trockene Ostwindlage geben. Hoffen wir auf den Pilzsommer, den Frühling dürfen wir wohl getrost in den Skat drücken!

Wenn schon keine Morcheln, dann zumindest Pilze aus der weiteren Verwandschaft dieser beliebten Schlauchpilze, zu denen auch die Pyrenomyceten gehören. Sie waren am Totholz durchaus zahlreich vertreten. Hier sehen wir den Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia). Aber auch diverse Porlinge und Schichtpilze waren anwesend, so auch wieder der Laubholz – Harzporling und der Mottenkugel – Lederrindenpilz. Es hat mich gefreut!

Mittwoch, 15. April – Der Monat wird geteilt. Die erste Hälfte des 1. Saisonmonats liegt hinter uns. Was hat sie uns gebracht? – Bescheidenheit. Anstatt, dass sich nun allmählich der Frühlingsaspekt so richtig zu entfalten beginnt, verschlechtert sich die Situation zusehends. Saison war noch bis Mitte März, ab dann übernahmen die „Schönwetterhochs“ die Regie. Viel Sonne und Wind trocknete die Natur zunächst ab und läßt sie inzwischen austrocknen. So bin ich heute wieder mit dem seit zwei Jahren im Frühling und Sommer herrschenden „Optimismus“ zu meiner Mittwochsexkursion aufgebrochen. Bis auf wenige, vetrocknete Grünblättrige Schwefelköpfe, keine weiteren Frischpilze. Ich begann heute mit dem ersten Quadranten des Meßtischblattes Goldberg – 2438. Mehrere Waldgebiete standen zur Auswahl. Ich entschied mich für das Medower Herrenholz, von dem ich annahm, noch nie dort gewesen zu sein. Irrtum, nach einer Weile stellte ich fest, dass ich hier zufällig mit Irena und Jonas vor Jahren ein halbes Stündchen nach Pilzen Ausschau hielt. Damals im Sommer und Jonas war noch klein. Ich erkannte die tolle Waldkante, in deren Nähe damals Täublinge und auch einige Steinpilze vertreten waren. Heute waren verschiedene Holzbewohner der dauerhafteren Sorte, aber auch einige, vertrocknete Judasohren an Schwarzem Holunder, sowie erwähnte Schwefelköpfe alles, was mir unter die Augen kam. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Unmengen an mehr oder weniger dekorativen Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor) waren heute Aspekt – Bestimmend. Standortfoto am 15.04.2020 im Medower Herrenholz.

Donnerstag, 16. April – Ab heute gibt es ein neues Hompage – Wetter für Wismar und Mecklenburg – Vorpommern. Natürlich auch für ganz Deutschland und Europa, wenn man sich dort hinein wählt. Leider hatte Wetter – Online Ende letzten Jahres ein neues Widget als Hompage – Wetter heraus gebracht und im Zuge dessen gab es Verwerfungen auf dem alten Symbolfeld, so dass anstatt das Wismar – Wetter, Berlin dargestellt war. Es ging auch nicht mehr zu ändern. Das neue Widget von Wetter – Online paßt von den Abmessungen leider nicht mehr in die Rubriken – Spalte, so dass wir nun einen anderen Anbieter als Hompege – Wetter instaliert haben. Hier gibt es durchaus seriöses Wetter, denn der Auftrittt zeigt Daten, Karten und Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes an. Leider harmonisiert es nicht so gut mit mit den Outfit unserer Hompage, wie das Alte, dass sich ganz vorzüglich in den Auftritt vom Steinpilz – Wismar einfügte. Ich persöhnlich werde auch weiterhin bei Wetter – Online http://www.wetteronline.de Gast sein, weil ich mit diesem Anbieter sehr vertraut bin. Ich habe es ganz unten in der Rubriken – Spalte verlinkt. Ansonsten ganz oben am Beginn des Tagebuches bei Wismar – Wetter reinschauen. Das ist die ganz vorzügliche Homepage von Jörg Kachelmann http://www.kachelmannwetter.de. Außerdem ist weiterhin die Unwetterzentrale http://www.unwetterzentrale.de verlinkt und nochmal der DWD http://www.dwd.de Wer sich also nicht nur oberflächlich, sondern rundum zur Wetterentwicklung informieren möchte, findet auf der Hompage von Steinpilz-Wismar beste Vorausetzungen dafür vor.

Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) gestern am Standort im Medower Herrenholz fotografiert.

Freitag, 17. April – Der April befindet sich im Rekord – Modus. Sonne, Sonne und nochmals Sonne. Die Sonnenanbeter kommen voll auf ihre Kosten. Ab an den Strand und ein windgeschütztes Plätzchen suchen. So kann man sich schon einmal für die bevorstehende Sommer – Saison eine satte Bräune zulegen. Aber Vorsicht, ein Sonnenbrand  ist schnell eingefangen! Allerdings sind die Temperaturen bei uns im Norden eher gedämpft und meist nicht so sommerlich wie in der Südhälfte von Deutschland. Aber im Schatten des Windes merkt man die Kraft der Sonne bereits deutlich. Immerhin ist in gut 2 Monaten bereits Sommer – Sonnenwende! Die Verdunstungsrate ist daher bereits hoch und der ständige Wind tut seinen Teil dazu. In der kommenden Woche gibt es im ganzen Land eine trockene Ostwindlage. Der Frühlingsmonat könnte der sonnigste seit Jahrzehnten werden, wenn nicht der Rekordhalter in Sachen Sonnenschein seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Grund ist die seit Mitte März anhaltende Hochdruck – Blockade, die ein Übergreifen von stärkeren Tiefs mit ihren Regenfronten verhindert. Und ein Ende dieser blockierenden Wetterlage ist nicht in Sicht. Zwar gibt es am Wochenende im Süden einige Schauer, aber die werden nur örtlich stattfinden und nur den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein bringen. Da für den Rest des Monats kein nennenswerter Niederschlag in Sicht ist, dürfte vom Pilzfrühling kaum noch etwas zu erwarten sein. Wer dachte, in den Vorjahren war es schon schlecht und es kann sich eigentlich nur positiver entwickeln, dürfte eines besseren belehrt werden, einschließlich des Autors dieser Zeilen. Ein Video zur aktuellen Sonnenbilanz in Deutschland gibt es im Wetterkanal von http://www.kachelmannwetter.de

Aber es gibt auch Pilzarten, die sich über dieses Wetter freuen dürften, so wie dieser staubtrockene, braune Sporenball aus der letzten Saison. Wind und Trockenheit erleichtern ihm, sein Sporenpulver zu verbreiten. Da kann man gerne auch nachhelfen. Riesenbovist (Langermannia gigantea) am 14. April 2020 im Aubachgrund fotografiert.

Sonnabend, 18. April – Öffentlich sollte heute durch das Kaarzer Holz gewandert werden. Ein kleiner, unsichtbarer Mikro – Organismus verhinderte dieses. Aber ob Viren tatsächlich zu den Mikroorganismen gerechnet werden sollten, darüber scheinen sich die Experten (Virologen) wohl nicht ganz einig zu sein. Jedenfalls gehören auch einige Pilzstämme zu diesen Mikroorganismen, z. B. wenigzellige Schleimpilze oder Hefepilze. Wie dem auch sei, zwar nicht bereits morgens, aber am Nachmittag drehte ich eine kleine Runde bei Kaarz. Allerdings sparte ich das knochentrockene Kaarzer Holz weitgehend aus und ließ es mit einer Umrundung der Parkanlage am Schloss Kaarz bewenden. Frisches aus dem Reich der Großpilze konnte ich leider nicht entdecken, wobei durchaus interessante Stellen dabei waren. Scheiben- und Frühjahrslorcheln gibt es hier jedenfalls, dass ist aus früheren Jahren bekannt und erwiesen, aber auch Morcheln hätten hier durchaus eine Chance. Beispielsweise auf der Streuobstwiese oder an entsprechenden Park- und Waldrändern.

Und dass es trotz der wochenlangen Trockenheit Morcheln gibt, hat uns Ostseepilz Christian Ehmke mit diesem Foto bewiesen. Trotz Kontaktsperre und Versammlungsverbot haben sie sich direkt am Ufer des Schweriner Sees gesellig eingefunden. Speisemorcheln (Morchella esculenta). Egal wie groß die Frühjahrstrockenheit auch sein mag, ist die Zeit heran, gibt es hier immer welche zu entdecken.

Sonntag, 19. April – Sonne, trockene Luft und lebhafter Nordostwind sorgten für weitere Austrocknung der Böden. Immerhin sieht es jetzt überall schon fast nach Vollfrühling aus. Es grünt und blüht wohin man schaut. Allerdings beginnt sich an exponierten Standorten der Rasen allmählich braun zu verfärben. Die zahlreichen Löwenzähne blühen zwar kräftig, aber die Pflanzen sind auffällig kurzstielig.

Am Nachmittag startete ich mit Irena und Jonas zu einer kleinen Exkursion. Vor allem Kräuter waren das Ziel. Irena suchte Standorte der Brunnenkresse und wurde vor allem bei Zierow/Eggerstorf fündig. Am Keezer See gab es Bärlauch, obwohl das zugehörige Waldgebiet durch Baumfällarbeiten schwer verwüstet wurde. Was hier gemacht wurde ist blanker Hohn zu dem vollmundigen Aufforstungs – Aktionismus der letzten Zeit. Hier dürfte mal wieder ein Privatwaldbesitzer zum Reibach angesetzt haben. Auch eine Vereinsfreundin- und Naturliebhaberin  aus Lübeck, die vor wenigen Wochen hier unterwegs war und das Gebiet noch aus besseren Zeiten kannte, schrieb mir ihre Bestürzung ob dieser Rücksichtslosigkeit in einer E – Mail. In Schleswig – Holstein wäre derartiges undenkbar! Zumindest in der Lübschen Forst um Lübeck herum. Ähnlicher Vandalismus wurde schon vor Jahren in benachbarten Privatwäldern wie am Homberg oder im Paradies mit ihren alten Buchenbeständen getrieben. Dort wurde uns eine Pilzwanderung vor zwei Jahren vom Waldbesitzer untersagt und auf meine Frage hin, warum so massiv diese Altbuchenbestände abgeholzt werden, bekam ich wörtlich zu hören “ In hundert Jahren seien diese doch wieder nachgewachsen“. Verantwortlich für diesen Frevel ist jedoch das Land Mecklenburg – Vorpommern, dass viel zu viel Landschaft, vor allem Wälder, Seen und Ackerflächen, privatisierte. Schönes Mecklenburg, dass galt vor allem noch vor wenigen Jahrzehnten. Seit dem die Marktwirtschaft hier Einzug hielt, wird  Mecklenburg nicht nur touristisch vermarktet. Auch sein wertvolles Inventar wird zu Kohle gemacht. Ich hoffe, die Insel mit Bärlauch wird es nicht übel nehmen.

Nachdem gestern der Schlosspark Kaarz an der Reihe war, statteten wir heute noch kurz dem Park am Schloss Hasenwinkel einen Besuch ab. Am Übergang zum Wald sammelte ich dort für unser Adventsbasteln stabile Baumrinde von einer alten, vom Sturm gefällten Pappel ein.

Aber es gab hier auch Frischpilze. Aus einem alten Komposthaufen, bestehend aus im Herbst zusammengefegtem Laub am Rande der Parkanlage, entwickelten sich massenhaft und massiv dichte Büschel von Blasenförmigen Becherlingen (Peziza vesiculosa).

Zumindest die Blasenförmigen Becherlinge standen noch gut im Saft und konnten sich in einem alten Laubhaufen üppig entwickeln. Irena hatte sie am Sonntag voller Freude bei Schloss Hasenwinkel entdeckt. Die Pilze sollen zwar essbar sein, aber ohne Wohlgeschmack.

Montag, 20. April – Sonne den ganzen Tag. Ein Bilderbuch – April, der es gut mit uns meint, zumindest in der Depression der Corona – Krise. Sonne und blauer Himmel für`s Gemüt. Das Gemüt der Landwirte und auch der wenigen Pilzfreunde, die schon im Frühling nach ihren Lieblingen Ausschau halten, dürfte sich inzwischen immer weiter verdunkeln. Da tut es mal gut eine kleine Oase zu entdecken, wie Christian Ehmke mit seinen Morcheln am Schweriner See oder Irena, Jonas und Reinhold mit den mastigen Blasenförmigen Becherlingen am Rande der Parkanlage am Schloss Hasenwinkel. Die Trockenheit scheint nun langsam wieder in eine Dürre überzugehen. Anstatt saftig grün, sieht es zwar noch einigermaßen Frühlingsfrisch aus, aber erste Anzeichen des Verdorrens sind bereits zu sehen. Mecklenburg hat im Winter zum Glück einiges an Regen abbekommen, so dass in tieferen Bodenschichten noch genügend Feuchtigkeit gespeichert sein dürfte. Aber die Pflanzen, insbesondere auch die Bäume, ziehen nun immer kräftiger Wasser für ihren Laubaustrieb.

Viel schlimmer sieht es schon wieder auf den leichten Sandböden in Ostdeutschland aus. Dort ist im Winter wesentlich weniger Niederschlag zusammen gekommen. Insbesondere dort droht eine Katastrophe, sollte sich diese Hochdruck – Blockade in den nächsten Monaten fortsetzen. Wir brauchen am besten einen klatschnassen, verregneten Sommer. Zumindest aber keinen, wie wir ihn in den letzten beiden Jahren hatten. Vorsichtige Anzeichen auf eine zumindest vorübergehende Änderung der Großwetterlage sind am Horizont auszumachen. In der akkumulierten, möglichen  Regensumme der nächsten 10 Tage können wir in Mecklenburg nach derzeitigem Stand mit 10 – 15 Litern rechnen. Frühestens ab dem kommenden Wochenende. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein und ob danach noch etwas folgt oder sich die trockene Hochdrucklage wieder regeneriert, ist noch nicht absehbar.

Eine Käppchen – Morchel (Mitrophora semilibera) wie aus dem Bilderbuch. Fotografiert von Christian Ehmke. Sie befindet sich gerade auf dem Weg zur Streckung. Dieses geschieht, wenn die Sporen ausgereift sind. Solange sitzen die Käppchen unscheinbar auf dem Erdboden um schließlich vom Stiel bis zu 20 cm in die Höhe gehoben zu werden. Essbar.

Dienstag, 21. April – Heute habe ich frisches Moos auf die Ausstellung gebracht und diese somit erneuert. Der Rest kommt am Donnerstag und dann gelangen auch einige Frischpilze auf die Fläche, die teils schon wochenlang in einer Frischhaltedose im Kühlschrank auf ihren Auftritt warten. Vorher hatte es keinen Sinn, da ich den Laden nicht öffnen durfte. Großen Sinn wird es wohl auch weiterhin nicht haben. Es herrscht Ausnahmezustand und Pilze sind wohl so ziemlich das Letzte, wofür sich die Menschen derzeit interessieren. Hoffen wir, dass sich das Interesse bis zum Herbst wieder reaktiviert. Und von Pilzsaison können auch wir derzeit kaum Reden, obwohl wir wissen, dass gerade der Frühling eine ganz tolle Zeit für uns ist. Hier ist es nicht das Corona – Virus, welches uns einen Strich durch die Rechnung macht, sondern das Wetter.

Heute strahlte wieder die Sonne von früh bis spät vom blauen Himmel. Dazu wehte ein strammer und trockener Ostwind. Bis auf wenige Frischpilze an geschützten Standorten ist ohnehin nichts da, was dadurch schaden nehmen könnte, denn die Wetterlage kann kaum ungünstiger sein. Die Regenprognose für die Zeit zum Wochenwechsel ist inzwischen deutlich heruntergerechnet worden. Wir dürfen noch auf 1 – 2 Liter hoffen und das wahrscheinlich eher punktuell in einzelnen Schauern. Die Anströmung dreht ab dem Wochenende wieder auf Nord und führt kalte Polarluft zu uns. Aber das kann uns nicht sonderlich beeindrucken, denn unterkühlt ist es bei uns ohnehin bis auf wenige Ausnahme seit Wochen. Ich habe vor wenigen Minuten noch einmal die akkumulierte Niederschlagsberechnung bei Kachelmann – Wetter durchgeklickt. Da könnte um den Monatswechsel etwas mehr vom Himmel kommen.  5 – 10 Liter, in Schleswig – Holstein sogar bis um die 20 l/qm. Zwar angesichts der Trockenheit nicht sonderlich viel, aber immerhin und vor allem rankommen lassen, denn da bleibt meist nicht viel von übrig!

Hier nochmal ein Pulk von den Blasigen Becherlingen (Peziza vesiculosa) im Schloßpark Hasenwinkel am vergangenen Sonntag im Sonnenschein und am Standort fotografiert.

Mittwoch, 22. April – Sonnenschein von morgens bis zum Sonnenuntergang und nicht das kleinste Wölkchen dekorierte den tiefblauen Himmel. Sehr trockene Luft und weiterhin ein kühler und spürbarer Ostwind. Ansich gute Laune – Wetter, aber nicht hinsichtlich einer Pilzexkursionen. Aber was soll`s, wir sind Kummer gewohnt und nehmen es gelassen. Die Woche wird geteilt und das hatte die obligatorische Mittwochsexkursion zur Folge. Sie führte mich wieder in den Goldberger Raum. Der 2. Quadrant des Meßtischblattes Goldberg: 2438 war an der Reihe. Hier gibt es eine größere Waldfläche, die zur Nossentiner/Schwinzer Heide gehört und die als Sperrgebiet der Bundeswehr ausgewiesen ist. Dieser Umstand und auch die langanhaltende Trockenheit hielt mich davon ab, im trockenen Heide – Kiefernwald auf die Pirsch zu gehen. Frischpilze erwartete ich ohnehin nicht, aber bei dieser Wetterlage sind oft kleinere Wälder interessanter, insbesondere wenn sie eine abwechslungsreiche Struktur aufweisen. So entschied ich mich zu einer Runde durch den Rabenhorst bei Woosten. Hügeliges Gelände mit feuchteren Senken. In diesen sehr viel Totholz und naturbelassen. Ein Paradies für´s Schwarzwild, welches sich mir auch durch die eine oder andere Suhle offenbarte und daher auch mit zahlreichen Wildpfaden ausgestattet, die natürlich auch mir zugute kamen. Teils etwas grobkörniger Sand auf den Anstiegen, teils eher Mergelboden. Es wurde hier in den letzten Jahren viel duchgeforstet und teils komplett neue Waldbereiche angelegt, so auch ein größerer Jungbuchenbestand. Schade, dass es so trocken war. Bei feuchteren Bedingungen wäre es auch im April hier sicher recht interessant gewesen. Trotzdem war es für mich eine kurzweilige und schöne Exkursion. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Bei reichlich Totholz gibt es auch bei großer Trockenheit immer etwas zu entdecken. Hier sind es Stielporlinge aus dem letzten Winter.  Winter – Stielporling (Polyporus brumalis).

Donnerstag, 23. April – Sonne von früh bis spät auch heute wieder. Aber der Wind hat von nordost auf südost gedreht und somit wurde es auch bei uns in Küstennähe wieder angenehm warm. Gleichzeit war er kaum mehr spürbar. Hohe Schleierwolken am Abend kündigen eine Umstellung der Großwetterlage an. Der Luftdruck fällt und somit ist die Zeit der blockierenden Schönwetterhochs abgelaufen. Ab dem Wochenende herrscht Tiefdruckeinluß über weite Teile von Europa. Und das aus heutiger Sicht voraussichtlich für mindestens 10 Tage. Das bedeutet, dass sich die Sonne nun den blauen Himmel mit einigen Wolken teilen muss, aus denen aber kaum ein Topfen Regen fallen dürfte. Trotz Tiefdruck geht die Trockenheit somit weiter. Erst im laufe der neuen Woche können örtliche Schauer zumindest in Süddeutschland etwas häufiger werden. Ob im weiteren Verlauf auch bei uns die Niederschlagstätigkeit  aufleben wird, steht noch in den Sternen. Einige Wettermodelle rechnen auch bei uns mit dem Durchzug von schaueratigen Regenfällen. Der Pilzfrühling dürfte bei stärkeren Niederschlägen vielleicht noch eine Chance haben, denn er beginnt bekanntlich erst Anfang Mai. Morcheln und Lorcheln sind dann durch und die gehören in den Vorfrühlingsaspekt (Ende März – Anfang Mai). Maipilze (erscheinen in der Regel um den Georgstag und diesen begehen wir heute!) und essbare Rötlinge könnten sich dann noch entwickeln. Schwefel- und Schuppige Porlinge sowieso und auch erste Röhrlinge können im Frühling schon dabei sein, denn er dauert bis Mitte Juni an. Voraussetzung sind allerdings ergiebige Regenfälle innerhalb der nächsten 14 Tage.

Die Trockenheit kann noch so groß sein. An Holz, sowohl lebenden, wie auch totem, kann man immer etwas entdecken. Hier sehen wir den Fleischroten Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata) an totem Astmaterial von Laubholz. 22.04.2020 im Rabenhorst bei Woosten.

Freitag, 24. April – Wieder ein sonniger Tag mit etwas gedämpfteren Temperaturen im Vergleich zu gestern und einigen, hohen Schleierwolken am Himmel. Der Wind drehte auf nördliche Richtungen und so wurde wieder ein frischerer Hauch vom noch kalten Ostseewasser in`s Land geweht. Aber was heißt kalt. Ich war heute auf der Insel Poel und nutzte das sonnige Wetter zu einem kleinen Sonnenbad am fast menschlenleeren Strand. Nur ein halbes Stündchen, da der Wind doch recht unangenehm war. So wurde das in den letzten Tagen von der Sonne aufgewärmte Oberflächenwasser an den Strand gedrückt und es war im flachen Bereich brühwarm. Das nutzten auch einige Kinder, die mit ihren Eltern am Strand waren und tobten ausgelassen im flachen, warmen Wasser.

Die Winterstürme haben an der Nordküste ihre Spuren hinterlassen. Jedes Jahr holt sich die Ostsee ein Stückchen mehr von der Insel.

Mein Ansinnen, weshalb ich auf die Insel fuhr, galt jedoch in erster Linie den Maipilzen. Schließlich war gestern Stichtag für die Georgs – Ritterlinge. Im gesamten Küstenschutzwald, der sich etliche Kilometer um die Nordküste entlang zieht, gibt es unzählige Myzelien dieser beliebten und ergiebigen Frühlingspilze. Mir war jedoch klar, dass es, wenn überhaupt, nur an einer Stelle Sinn machen würde, an der es von den Gegebenheiten etwas feuchter ist und die auch etwas windgeschüzter und damit klimatisch begünstgter liegt. Auch hier gibt es mehrere Myzelien und Ringe. Nur eines von ihnen war besetzt und das auch nur sehr lückenhaft, aber immerhin, einige Nester waren vorhanden. Sie dürsteten förmlich nach Wasser, teils waren sie auch schon komplett vertrocknet. Ich entnahm die größten von ihnen für ein Foto und für die Ausstellung. Bevor ich die Pilze in mein Sammelbehältnis legte, durften sie ein erfrischendes Bad in der Ostsee nehmen. Maipilze besitzen eine Eigenschaft, die nur wenigen Großpilzen zu eigen ist. Sind sie nicht komplett vertrocknet, können verwelkte Fruchtkörper schnell Feuchtigkeit ziehen und sehen nach kurzer Zeit völlig erholt aus, als wäre nichts gewesen. Diese Eigenschaft teilen sie zumindest ansatzweise mit den allerdings deutlich schmächtigeren Schwindlingen.

Maipilz, Mai – Ritterling, Georgs – Ritterling, Huf – Ritterling (Calocybe gambosa) am 24.04.2020 am Standort fotografiert. Es gab Jahre, da konnten wir viele große Körbe voll von ihnen ernten und unsere Gefrierschränke für Imbiss – Tage füllen. Davon dürfen wir in diesem Jahr nur Träumen.

Ab heute war die erneuerte Pilzausstellung wieder für Interessierte zugänglich. Auf dem Display eines Schülermikroskops können die achtsprorigen Schläuche des Blasigen Becherlings in Augenschein genommen werden, der in unserer aktuellen Ausstellung mit zahlreichen Exemplaren vertreten ist.

Sonnabend, 25. April – Heute sah es am Himmel schon abwechslungsreicher aus. Nicht nur hohe Schleierwolken, nein auch richtige Quellwolken waren zu sehen. So sehr sie sich auch mühten, einen Schauer haben sie nicht hinbekommen. Sie bildeten sich in der eingflossenen Polarluft, die trotzdem reichlich Sonne zieließ, so dass wieder ein sehr freundlicher Tag hinter uns liegt. Der Luftdruck wird in der nächsten Zeit weiter fallen und in der kommenden Woche ist dann für weite Teile Deutschlands auch Regen in Sicht. Vor allem wohl in den westlichen Landesteilen und in Süddeutschland. Bis nennenswerter Regen auch den Sprung über die Elbe nach Meck – Pomm schaft, dass könnte wohl noch etwas dauern. Erst wenn sich die Tiefdrucktätigkeit vor und über der Iberischen Halbinsel im weiteren Verlauf verstärken sollte, könnte die Anströmung nachdrücklicher auf Südwest drehen. Damit kommt wärmere und feuchtere Luft in`s Spiel, die es gegebenenfalls auch mal bei uns kräftiger regnen lassen könnte. Ich habe heute Abend die Modellläufe für Wismar auf Kachelmannwetter studiert (siehe oben unter Wismar – Wetter). In der Mittelfristprognose wird aktuell für Wismar bis zum 09. Mai mit 25 l/qm gerechnet. Das ist der Mittelwert aus mehreren Modellläufen. Minimal sind demnach aber auch nur 5 l/qm möglich. Die optimistischte Variante überschüttet uns bis zum 09. Mai mit 65 Liter auf den Quadratmeter! Das Wechselspiel der Temperaturen wird allerdings wohl weitergehen, aber auf einem deutlich höherem Niveau, als es in den letzten Wochen der Fall war. Bodenfrost ist dann kein Thema mehr. Auch ein Vorstoß hochsommerlicher, fast schon heißer Luftmassen ist möglich. Dadurch besteht dann auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für schwere, unwetterartige Gewitter irgendwo in Deutschland. Grundsätzlich bringt eine Südswestlage optimales Pilzwetter, falls sie auch mit ergiebigen Niederschlägen verbunden ist. Wir dürfen also hoffen. Inwieweit es den Frühlingspilzen noch zugute kommen könnte, bleibt abzuwarten. Ansonnsten dürften im laufe des Mai auch schon die ersten Röhrlinge auf der Matte stehen.

Die Dauerausstellung ist nach der Winterpause entstaubt und neu aufgebaut. Etwas später als üblich, wegen der zeitweiligen Geschäftssschließung durch die Maßnahmen im Kampf gegen das Corona – Virus. Es liegen nun 63 Arten auf der Fläche. Sogar einige Frischpilze sind dabei. 25.04.2020.

Sonntag, 26. April – Eigentlich wären heute die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste zu einer Vereinsexkursion durch das Stegenholz eingeladen gewesen. Durch die Corona – Pandemie herrschen immernoch drastische Kontaktbeschränkungen, so dass auch diese Veranstaltung leider zu den Akten gelegt werden mußte. Aber so ganz dann doch nicht, denn ich bin am zunehemd sonnigen Nachmittag alleine zu einer Exkursion durch dieses Waldgebiet bei Sternberg aufgebrochen. Überwiegend Buchenwald in unterliedlicher Altersstruktur. Teils in den letzten Jahren, aber auch ganz aktuell, wurde das Revier stark durchgeforstet. Der Buchenhochwald ist stellenweise bereits vor einigen Jahren erheblich ausgelichtet worden, so dass hier inzwischen reichlich Jungbuchenbusch nachgewachsen ist. Teils wurden, besonders an den Waldwegen, in den letzten Wochen viele Bäume abgesägt. Wie dem auch sei, es gibt kaum einen Wald, in dem nicht nachhaltig im positiven, wie im negativen herum gewirtschaftet wird. Es sind ebend Wirtschaftswälder. Kurzfristig für uns Pilzfreunde eher ärgerlich, weil gleichzeitig auch der Waldboden stark in Mitleidenschaft gezogen wird und der Standort zunächst gestört ist. Längerfristig wird das Revier dann auch für uns wieder interessanter. An den Baumstümpfen siedeln sich viele Holzpilzarten an und darunter durchaus gute Speisepilze. Durch den höheren Lichteinfall haben wärmeliebende Arten eine Perspektive. Insgesamt ist das Stegenholz nicht nur für den Mykophagen eine gute Adresse. Auch der Feldmykologe kann hier einiges erwarten, denn der Boden scheint teilweise einen erheblichen Kalkanteil aufzuweisen. Tolle Arten dürften hier zu gegebener Zeit zum vorschein kommen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

An Frischpilzen quälten sich nur einige Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) um einen noch nicht so alten Buchenstubben heraus. Die Trockenheit ist ihnen anzusehen. Standortbild am 26.04.2020 im Stegenholz.

Montag, 27. April – Die Trockenheit wird nun wieder für die Land- und Forstwirtschaft bedrohlich. In Brandenburg werden die Menschen dazu aufgerufen, besonders Bäume in den Städten zu wässern. 2 – 3 Wassereimer pro Baum alle paar Tage. Dort hatte es im letzten Winter nach zwei Dürrejahren auch nicht viel geregnet. Nun hat sich die Großwetterlage allerdings umgestellt. Tiefdruckgebiete übernehmen bis auf weiteres die Regie. Immer wieder ziehen bis weit in die nächste Woche hinein Niederschläge von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg. Dabei kann es auch mal Landregen geben, meist wird der Niederschlag aber konvektiver Natur sein, also in Form von Schauern und Gewittern niedergehen. Daher sind auch wieder teils deutlich differenzierte Regensummen zu erwarten. Stand heute können in Mecklenburg in den nächsten 10 Tagen zwischen 20 und 30 Liter zusammenkommen. Im östlichen Vorpommern kann eventuell mit dem doppelten gerechnet werden. Damit dürften sich die Oberböden bei uns allmählich wieder durchfeuchten. Die Wälder haben sich nun zwar bereits begrünt, aber noch ist das Laubdach nicht allzudicht, so dass die Durchlässigkeit noch etwas höher ist als im dicht belaubten Sommer. Zunächst wird wohl noch nicht allzuviel an Regen zusammenkommen. Erst in Richtung Wochenende und in der nächsten Woche können die Niederschläge ergiebiger werden, wenn zunehmend schwülwarme bis heiße Gewitteruft in`s Spiel kommt. Gebietsweise zeichnet sich sogar eine Schwergewitterlage ab.

Hier ein wirklich phantastisches Stimmungsfoto von Christian Ehmke von http://www.ostseepilze.de Die Schnecke ist bereits auf dem Weg, aber ob ihr die jungen Holzkeulen auch schmecken werden? Es scheint sich um Buchenholz zu handeln und somit um die Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorpha). Außerdem scheint es hier alles andere als trocken zu sein. Christian hat das Foto wahrscheinlich unmittelbar am Hellbach bei Buschmühlen aufgenommen.

Dienstag, 28. April – Die Regenzeit beginnt. Besonders im Westen und im Süden der Bundesrepublick ist es bereits nass geworden. In Bayern gab es örtlich sogar kräftige Gewitter mit über 20 l/qm. Auf solche Regenmengen dürften wir in den folgenden Tagen auch kommen, wenn auch nicht in so kurzer Zeit. Ich habe um 19.00 Uhr mal auf eine Niederschlagsprognose bei Kachelmann – Wetter für Wismar bis zum 4. Mai 2.00 Uhr geschaut. Bis dahin sind in Wismar im Minimum 10 Liter möglich. Maximal können bis dahin 43,1 Liter zusammenkommen. Nehmen wir den Mittelwert ist immerhin mit 22,8 l/m zu rechnen. Aber lassen wir mal diese Zahlenspiele bei Seite. Mehrere Tiefs werden in den nächsten Tagen durchziehen und sicher die Trockenheit in unseren Breiten beenden. Leichte Regenfälle sollen in der kommenden Nacht aufkommen. Auch morgen kann es gelegentlich, teils schauerartig und vereinzelt gewittrig regnen. Am Donnerstag steht ein umfangreiches Regengebiet mit nennenswerten Mengen auf dem Programm und am Freitag, dem 01. Mai, kann es ab dem Mittag bis in die Nacht zum Sonnabend zu zahlreichen Schauern und Gewittern kommen. Soweit der Fahrplan in Sachen Regen für die nächsten Tage. Die mögliche Hitzewelle Anfang nächster Woche scheint hingegen vom Tisch zu sein. Allenfalls der Südwesten Deutschlands könnte kurz mal in den Genuß deutlich höherer Temperaturen kommen. Für uns sieht es wohl eher unterkühlt aus, da nach Durchzug der Niederschlagsgebiete wohl wieder frische Nordseeluft einfließen könnte. Aber egal, wichtig sind die dringend benötigten Niederschläge!

Die Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme) gehört zu den Großpilzen, die auch bei Trockenheit präsent sind. Der häufige Schlauchpilz ist vor allem auf toten Buchenästen und Stämmen in großen Kolonien anzutreffen. Die Art gehört in der Systematik der Ascomyceten zur Ordnung der Holzkeulenverwandten. Foto am 26.04.2020 im Stegenholz.

Mittwoch, 29. April – Meine Mittwochsexkursion führte mich heute in ein kleineres, kompaktes Waldgebiet zwischen Goldberg und Lübz. Von der Größe her gerade richtig für eine Runde in pilzarmer Zeit. Die Böden sind sandig, so dass hier meist saurer Untergrund vorzufinden ist. Überwiegend Nadelforst, aber wie so oft auch von Laubbäumen durchmischt. Ganz normaler Fichtenforst aber auch sehr abwechsulngsreiche Bereiche mit Mischbestand, der oft einen sehr naturnahen Charakter aufzuweisen hat. Soll heißen, junge und ältere Bäume in Eintracht mit richtig alten Laub- und Nadelträgern. Viel Altholz, dass verrotten darf und teils von dicken Moospolstern überzogen ist oder sich durch Würfelfäule bereits zerlegt hat. Auch für Kochtopfmykologen ein durchaus vielversprechendes Revier und zumindest stellenweise so wie wir es uns wünschen. Wäre es feuchter gewesen, sicher auch schon im April ein Gebiet, dass mit einigen Frischpilzen gegläntzt hätte. Heute war von ihnen erwartungsgemäß keine Spur zu sehen. Dennoch war es recht interessant und da ich in diesem Quadranten bisher kaum unterwegs war, sollten wohl auch fast alle festgestellten Arten in meiner Datenbank neu sein. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Der Paukenschlag und somit auch der Top – Fund der heutigen Exkursion ereignete sich bereits bei der Anfahrt zum Wald am Wegesrand, der mit mächtigen, alten Eichen bestanden war. Der Eichen – Feuerschwamm (Phellinus robustus) in luftiger Höhe. Standortfoto am 29.04.2020 am Wald südöstlich Grambow zwischen Goldberg und Lübz.

Donnerstag, 30. April – Der erste Monat der Pilzsaison 2020 liegt nun schon wieder hinter uns. Was hat er uns gebracht? Eine große Enttäuschung auf ganzer Länge! Der Vorfrühlingsaspekt war absolut verhungert. Kaum Lorcheln und Morcheln und auch sonst nur sehr wenige Frischpilze. Die Witterung war über weite Strecken pilzfeindlich. So gut wie kein Regen, oft sonnig von früh bis spät. Zeitweise trockener Ostwind und in den Nächten häufig Frost. Den gesamten Winter hatte es kaum mal gefroren, im April gehörten Minustemperaturen in den Nächten zumindest am Erdboden zum Standart. Der April war der sonnigste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und einer der trockensten. Erst ganz am Ende zeigte er sich etwas feuchter.

So zogen gestern Abend und auch heute tagsüber immer wieder Schauerstaffeln über M-V hinweg. Obwohl es örtlich auch mal kräftig geschüttet hat, waren sie nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Heute früh waren von den Schauern am Vorabend in Keez gerade einmal 2 Liter im Meßbecher. Möglicherweise sind im Tagesverlauf noch 1 – 3 Liter hinzugekommen. Das ist praktisch nichts nach so langer Trockenheit. Aber am langen Wochenende können ja noch einige Liter fallen. Heute Nacht rechnen die Modellläufe mit einem kompakten Regengebiet das von Süden nach Norden über M-V ziehen soll. Es kann regional ergiebig regnen. Besoders nach Vorpommern zu werden kleinräumig recht hohe Regenmengen simuliert. Morgen und am Sonntag soll es dann richtiges April – Wetter geben. Also kurz mal Sonne, rasch dunkle Wolken und eine kräftige Dusche, teils auch wieder mit Blitz und Donner.

Schließen möchte ich mit einer Pilzart, oder besser mit einem Pilztier, welches eigentlich im April zu den häufigsten Erscheinungen in unseren Wälder in punkto Myxomyceten gehört. Dem Bovistähnlichen Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) Ich habe ihn auf den verangegangenen Exkursionen vergeblich gesucht. Gestern gelang es mir endlich, diese April – typische Art am Standort im Wald bei Grambow zu fotografieren. Gut ist auch die kleine Strecke zu erkennen, die er auf dem Wege zur weiteren Nahrungserschließung bereits zurück gelegt hat.

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