Ritzerau hat gerufen!

23. September 2018 – Im Lübschen Forst Ritzerau

Pilztag im Lübschen Forst Ritzerau

Naturkundliche Pilzexkursion des BUND

Der Lübsche Forst Ritzerau am Herbstanfang 2018.

Treff war am Sonntag, dem 23. September 2018, um 10.00 Uhr am Forsthof in Ritzerau (Alte Köhlerhütte) in Schleswig – Holstein.

Organisiert wird diese Veranstaltung seit vielen Jahren von der Ortsgruppe des BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg. Nach einführenden Worten der Organisatoren und der anwesenden Pilzsachverständigen werden mehrere Guppen gebildet, die jeweils mit einem Pilzberater einen anderen Bereich des Waldgebietes durchstreifen und viel wissenswertes über die Funktion der Großpilze erfahren können. Ohne deren vielfältiges Wirken wäre der Wald zum Sterben verurteilt. Das die Fruchtkörper einiger Arten unseren Speiseplan bereichern, ist ein willkommener Nebeneffekt. In Kriegs- und Hungerjahren waren sie sogar für einige Menschen Überlebenswichtig, bei anderen endete ihr Verzehr, ohne das nötige Fachwissen, tragisch. Das System von Pilzberatung und Aufklärung wurde in` s Leben gerufen!

Es geht heute nicht mehr darum, das Überleben zu sichern. Pilze suchen ist ein beliebter Freizeitsport geworden. Die Menschen sollten allerdings mehr über die Bedeutung unserer Großpilze wissen und erfahren. Es gilt zu sensibilisieren und auch scheinbar nutzlose Giftpilze sowie ungenießbare Arten zu achten. Jede Pilzart, wie auch alles andere in der Natur, hat eine von der Evolution zugedachte Aufgabe zu erfüllen. Sicher meist wichtiger als unsere, also die des Menschen! Manchmal frage ich mich, wo zu wir Menschen überhaupt nutze sind und weshalb die Natur uns mit Intelligenz ausgestattet hat? Diese wird dann oft nur dafür verwendet, die Natur, unsere Schöpferin, auszubeuten und zu schädigen! Ja, der Mensch ist nicht einmal in der Lage untereinander Frieden zu schließen und sich zu achten! Wir können und müssen von der Natur noch viel lernen, wollen wir längerfristig auf diesem Planeten überleben!

Die ersten Interessenten treffen an der Köhlerhütte ein.

Der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) hat mit seinen kräftigen Myzel – Strängen diesen Laubholz – Zweig fest im Griff. Der Pilz ist nicht empfehlswert für den Kochtopf.

Der äußerst häufige Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysentheron) blaut wie viele andere Röhrlinge auf Druck oder im Schnitt. Es handelt sich dabei um einen Oxydations – Prozess in Verbindung mit dem Luftsauerstoff und sagt nichts über die Genießbarkeit aus. Die hier gezeigte Art ist essbar.

Noch intensiver blauen die Hexen – Röhrlinge. Hier sehen wir den Netzstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridus). Roh und in Verbindung mit Alkohol soll er giftig sein, gut durchgegart allerdings ein schmackhafter Speisepilz.

Am heftigsten blaut b. z. w. schwärzt der Schwarzblauende Röhrling (Boletus pulverulentus). Übrigens verschwindet das blauen bei der Zubereitung wieder, zumindest bei den Hexen – Röhrlingen.

Der winzige Halsband – Schwindling (Marasmius rotula) besiedelt oft in großen Mengen am Waldboden liegende Laubholz – Ästchen. Die Lamellen sind ringförmig von einem Collar zum Stiel hin abgegrenzt. Ohne Speisewert.

Ein Hexenei im Längsschnitt. Hier ist die Anlage der späteren Stinkmorchel (Phallus impudicus) bereits zu erkennen. Manche lieben den Pilz in diesem Stadium und schwärmen scharf gebraten von einer Delikatesse! Aber das ist Geschmackssache, wie so vieles im Leben.

Der Getropfte Saftporling (Oligoporus guttulatus) ist vorzugsweise an altem Fichtenholz zu finden. Er galt ursprüglich als selten, scheint aber in letzter Zeit immer häufiger zu werden. Ungenießbar.

Beim Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) ist unbedingt auf die Schüppchen unterhalb seiner Ring – Zone am Stiel zu achten. Fehlen diese, so müssen die Pilze im Wald bleiben, denn es könnte sich um hochgiftige Nadelholz- oder Gifthäublinge handeln. Ansonsten zählt das Stockschwämmchen zu den schmackhaftesten Speisepilzen überhaupt.

Der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea) zählt zu den farbenfreudigsten Pilzgestalten des Buchenwaldes. Gegenüber anderen, roten Täublingen, besitzt er ein ausnehmend hartes Fleisch. Nicht schmackhaft, wenn auch ungiftig.

Eine Augenweide ist gleichfalls der kleine, leuchtend schwefelgelbe Feuer – Schüppling (Pholiota flammans), den wir an bereits stark vermorschtem Fichtenholz antreffen. Der ungenießbare Pilz soll die kleinsten Sporen aller Blätterpilze besitzen.

Dieser Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) ist zum verspeisen einfach schon zu alt und zu zäh.

Gleiches gilt für diesen kontrastreich gefärbten Riesenporling (Meripilus giganteus).

Der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) ist von vornherein ungenießbar und außerdem ist an ihm nichts dran.

Der Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweinitzii) bringt hingegen durchaus wieder Masse, ist aber als Speisepilz vollkommen ungeeignet.

Ehrfurchtsvoll kniet der Revierförster des naturnah bewirtschafteten Waldes vor den imposanten Riesenporlingen nieder. Foto Ulrich Klein.

In gemütlicher Runde ist nun großes Pilzebraten angesagt. Der Koch hat zuvor im Großhandel Edelpilze eingekauft und die Teilnehmer können dazu (wer möchte), ihre gerade frisch gefundenen Waldpilze beisteuern. Das nur bekömmliche Arten in die Pfanne wandern, darauf geben die Pilzberater acht. Kaffee, Kuchen, alkoholfreie, wie auch alkoholische Pilsgetränke sorgen dafür, dass niemand verdursten muss.

Unter der Regie von Chefkoch, Herrn Zeh (Mitte), wird die Pilzpfanne vorbereitet. Foto: Ulrich Klein.

Verschiedene, schmackhafte Kulturpilze wurden zuvor im Großmarkt eingekauft und mit frisch gesammelten Waldpilzen zu einer schmackhaften Pilzpfanne verarbeitet.

Darunter befanden sich auch die sehr dekorativen Limonen – Seitlinge, eine gelbe Zuchtform des Rillstieligen Seitlings.

Während links noch die Fundstücke bezüglich ihrer Genießbarkeit geprüft werden, lassen es sich rechts die hungrigen Pilzsucher bereits schmecken. Foto: Ulrich Klein.

Zu beachten wäre auf jeden Fall, dass dieses keine vom Steinpilz-Wismar organisierte Veranstaltung ist. Wir begleiten den Pilztag nur mit unserem Fachwissen. Wer im nächsten Jahr daran Teilnehmen möchte, muss sich verbindlich bei den Organisatoren anmelden.

Siehe unter: www.bund-herzogtum-lauenburg.de