18. – 20. Oktober 2019 – Pilzseminar in Mecklenburg
Ein Pilzwochenende in Mecklenburg
Herbstseminar 2019 am Schweriner See
Freitag, der 18. Oktober, ab 14.00 Uhr – Einführung in die Pilzkunde von Christopher Engelhardt
Sonnabend, der 19. Oktober – Exkursionstag
Sonntag, der 20. Oktober – Pilzbestimmung und Abschlussexkursion
Unser Herbstseminar haben wir in diesem Jahr von Keez direkt an den Schweriner See ausgelagert. Mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet befindet sich die kleine Ortschaft Wiligrad mit ihrem Schloss und der neu gestalteten Parkanlage.
Etwas zur Historie:
Schloss Wiligrad wurde in den Jahren 1896 – 1898 im Auftrag von Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg erbaut. Hier wurde in den folgenden Jahren durchaus auch große Politik gemacht und selbst Kaiser Wilhelm der II. weilte mit Familie und Gefolgschaft an diesem historischen Ort, in herrlicher Landschaft oberhalb der Hangterrassen zum Schweriner See.
Nach dem Ende der Monarchie zog hier eine bäuerliche Schule ein. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde hier unter Vollmacht des britischen Befehlshabers Montgomery und des sowjetischen Militärführers Rokossowski ein Gebietstausch der britischen und sowjetischen Bestatzungszone ausgehandelt. Dieser mündete im Gadebuscher Abkommen. Dieses hatte zur Folge, dass die östlichen Bereiche vom Schalsee nun von den sowjetischen Truppen besetzt wurden und schließlich zur späteren DDR gehörten.
1947 wurde im Schloss die Landesparteischule der SED eingerichtet. Später zog die Volkspolizei hier ein und nutzte das Objekt als Ausbildungsstandort.
Nach der Wende ist hier das Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege eingezogen. Auch ein Kunstverein ist hier zu hause.
Die Nebengebäude, wie das Waldhaus oder der Marstall, wurden in den letzten Jahren aufwändig saniert und sind über die „erlebnistage Schweriner See – ein Angebot der Gesellschaft zur Förderung der Erlebnispädagogik“ zu mieten. Insbesondere für Jugendgruppen oder Schulklassen, aber auch für spezielle Schulungen oder Seminare zu Natur- und Umweltthemen. Und da passen wir mit unserem Angebot ganz gut rein, wenn auch als jung gebliebene Senioren. Wir dürfen als Unterkunft den Marstall in Anspruch nehmen.
Wir haben folgendes Angebot bekommen:
Unterbringung: Marstall
Verpflegung: kombinierte selbst- und Fremdversorgung (alle Mahlzeiten werden von der Gruppe gestaltet, Lebensmittel werden zur Verfügung gestellt, eine warme Mahlzeit pro Tag kann geliefert werden).
Preis 58.00 € pro Person für das Wochenende
Zuzüglich noch die Seminargebühr von 80.00 € für den Steinpilz – Wismar als Organisator.
Zur Umgebung: Wir befinden uns in einer waldreichen Lage unweit der Landeshauptstadt Schwerin. In unmittelbarer Nähe befinden sich drei größere Waldgebiete, die alle zum Haushalt Forst gehören. So wurden sie zumindest auf alten Karten bezeichnet. Sie gehören zu unseren Edel – Wäldern und haben mit die interessanteste und artenreichste Pilzflora Mecklenburgs zu bieten. Unsere Unterkunft befindet sich mitten in einem der drei Teilbereiche der Haushalt Forst. Unterhalb liegt der Schweriner See, einer der größten Binnenseen Deutschlands. Besser kann der Ort eines herbstlichen Pilzseminars kaum gewählt sein.
Im Marstall sind sowohl Gruppenzimmer, wie auch Einzelzimmer vorhanden. Es besteht selbstverständlich auch die Möglichkeit sich anderweitig eine Unterkunft zu organisieren.
Tel.: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219
Hier einige Impressionen von unserem diesjährigen, herbstlichen Pilzwochenende in Mecklenburg.

Den Theorieteil am Freitag übernahm in diesem Jahr Christopher Engelhardt aus Lübeck. Er gab einen groben Überblick über die Systematik der Großpilze.

Bereits am Freitag – Abend kamen reichlich Frischpilze nach einer Kurzexkursion durch den Schlosspark zusammen und wurden auf Pappteller sortiert und im Anschluss bestimmt und besprochen.

Ausgehend vom Marstall und vorbei an einer Solitär – Eiche, die in den zurück liegenden Jahren so manch tollen Pilzfund ermöglichte, starteten wir am Sonnabend zur ersten Exkursion durch Park und Wald bis hinunter zu den Hangterrassen des Schweriner Sees.

Für ein Foto der seltenen Art wird es sich schon mal im Straßengraben gemütlich gemacht, welches Beatrice Petzka im Bild festhielt.

Chris Engelhardt hat sich mit ihr intensiver beschäftigt und letztendlich für uns bestimmt. Die Art ist im Nordwestmecklenburger Raum gelegentlich gefunden und bestimmt worden. Über weite Strecken gibt es in M-V jedoch kaum Nachweise.

Der Stachelbeer – Täubling (Russula quelettii) gehört zwar in die Jahreszeit, ist aber bei uns ein Einwanderer aus den Bergländern, in denen die Fichte ihre natürliche Heimat hat. Er schmeckt brennend scharf und ist daher ungenießbar.

An einem Stubben der Rotschneidige Helmling (Mycena rubromarginata). Im Raum Nordwestmecklenburg zerstreut nachgewiesen. Auch im östlichen Vorpommern einige Funde, ansonsten selten!

Und die Fotografen haben alle Hände voll zu tun, um die besten Fundstücke im Bild fest zu halten. Gleiches machte Beatrice mit diesem Foto.

Immer wieder inselweise hunderte von Binsenkeulen (Macrotyphula filiformis) auf der Rohhumusauflage der Haushalt Forst.

Meist an Laubholz und wie für Hallimasch üblich, oft in großen Mengen, findet sich im Herbst der Gelbschuppige Hallimasch (Armillaria lutea).

Der gerne an altem Buchenholz, aber auch an anderen Holzarten vorkommende Geschichtete Zähling (Lentinellus vulpinus) zeichnet sich wie seine Verwandten, die Sägeblättlinge der Gattung Lentinus, durch stark gesägte Lamellenschneiden aus. Sie ähneln einem Sägeblatt.

Am Seeufer – Bereich im tiefen Falllaub, unterhalb von Wiligrad, eine größere Gruppe der giftigen Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus).

Auf Reibung und bei Verletzung gilben sie meist in kürze sehr auffällig und riechen besonders an den verfärbten Stellen mehr oder weniger stark nach Karbol. Auch essbare Anis – Champignons gilben auf Reibung. Meist aber langsamer und dann nachhaltiger. Das vordere, senkrecht liegende Exemplar ist ein essbarer Anis – Champignon. Die Nase ist also auch sehr wichtig!

Rätselraten über eine ganze Menge dieser weißen, filigranen Blätterpilze im Buchen – Falllaub. Ich vermutete eine Hemimycena.

Dankeswerterweise beschäftigte sich Chris mit den Pilzen und konnte meine Vermutung bestätigen. Gipsweißer Scheinhelmling (Hemimycena cucullata). OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Große Ähnlichkeit mit dem Violetten Rötel – Ritterling zeigt der hier fotografierte Schmutzige Rötel – Ritterling (Lepista sordida). Geruch prüfen! Ihm fehlt der charakteristisch parfümierte Duft.

Imposant, nicht nur von der Größe her, ist der Prächtige Klumpfuß (Cortinarius aurantioturbinatus). Wir finden ihn traditionell an mehreren Stellen unterhalb der Hangterrassen zum Schweriner See unter Rotbuchen, auf kalkhaltigem Untergrund.

In unmittelbarer Nachbarschaft eine Kollektion der viel häufigeren Buchen – Klumpfüße (Cortinarius amoenolens).

Beim Wetter hatten wir Glück. Bis auf einen heftigen Gewitter – Schauer am Freitag Abend blieb es weitgehend trocken. Blick auf den Schweriner See mit einer kleinen Insel.

Direkt auf der Wiesenfläche vor unserem Seminar – Objekt wuchsen diese Braunen Raslinge (Lyophyllum fumosum). Ausgezeichnete Speisepilze.

Nach der Mittagspause statteten wir dem Haushalt Forst bei Zickhusen einen Besuch ab. Hier sehen wir wunderbar frische Violette Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda). Sie sind gut durchgegart leckere Speisepilze.

Eine Augenweide waren diese Orangebecherlinge (Aleuria aurantia), die uns in größerer Ansammlung beglückten. Essbar, aber wenig ergiebig und viel zu schön zum auffressen!

Erdritterlinge im kalkreichen Buchenwald. Es dürfte sich um Schwarzschuppige Erdritterlinge (Tricholoma atrosquamosus) handeln. Die Pilze sind essbar. Allerdings muss man sich die Erdritterlinge an solchen Standorten genauer ansehen, sollen sie der kulinarischen Verwertbarkeit zugeführt werden. Der seltene, aber stark giftige Tiger – Ritterling, kann hier zu Verwechslungen führen.

Ein Charakterpilz an solchen Buchenwaldstandorten kann im Herbst der in mehr oder weniger großen Büscheln auftretende Pinsel – Schüppling (Pholiota jahnii) sein. Auf den ersten Blick ähnelt er dem Sparrigen Schüppling. Während dieser trocken ist, schwimmen die pinselartigen Schüppchen dieser Art in einer Schleimschicht. Der schöne Pilz ist ungenießbar.

Und diese Lichtluppe ist sogar ein besonders luxuriöses Exemplar, um die Gelben Reisigbecherchen (Bisporella citrina) in`s richtige Licht zu tauchen.

Riesengroße Freude bei Silja aus Hamburg über diese Baby – Steinpilze. Immerhin waren es die ersten Steinpilze seit Kindertagen und ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung.

Und von unten. Eine besonders jung auf dem Hut schön braunsamtige Form des Falschen Pfifferlings in Buchenwäldern.

Zwei Pilzarten, die leicht mit dem Grünling zu verwechseln wären, beachtet man nicht ihre doch deutlichen Unterschiede. Die beiden flankierenden Grünlings – Klumpfüße (Cortinarius spseudosulphureus) haben beispielsweise ihren Klumpfuß und der mittige Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureus) stinkt abscheulich nach Leuchtgas.

Hier wird eine für die Bestimmung von Champignons wichtige Kreuzungsreaktion mit Hilfe von Chemikalien durchgeführt.

Reaktion positiv. Wie das genau funktioniert kann unter dem Stichwort Schaeffer – Reaktion nachgelesen werden.

Zum Abendbrot gab es auch frisch gesammelte Pilze zum verkosten. So auch diese Violetten – Rötel – Ritterlinge.

Die Waldpilz – Pfanne brutzelt und ein herzhafter Duft macht sich breit. Im Bild festgehalten von Beatrice.

Gut konnten die Unterschiede zwischen dem leckeren Graublättrigen- und dem giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf studiert werden.

Am Waldrand große Mengen von Pappel – Ritterlingen (Tricholoma populinum), obwohl und aus welchen Gründen auch immer, viele der dafür verantwortlichen Zitterpappeln abgeholzt wurden.

Auch von ihnen wurde reichlich mitgenommen. Sind sie doch recht gute Speisepilze nach Entfernen der Huthaut und obendrein noch hilfreich gegen Pollenallergien.

Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea) mit Schnecke. Während nach Perniek ein Teil bereits die Heimreise antrat, fuhr der Rest noch in` s nahe Klaasbachtal bei Neukloster, wo uns diese Pilze begrüßten.

Der meist an Nadelholz fruchtende Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) rechts und links liegend der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea), der an Laubholz fruktifiziert.

Nochmals große Freude bei Silja. Nach den Steinpilz – Babys vom Vortag, sind das schon richtige Prachtkerle!

Eine tolle Truppe fand sich an diesem Wochenende am Schweriner See ein für unser herbstliches „Pilzwochenende in Mecklenburg“. Es hat zumindest mir sehr viel Spaß gemacht und wenn nichts dazwischen kommt, sind wir im Frühling 2020 wieder hier, zur besten Morchel – Zeit!
Und hier noch einige Impressionen, die Beatrice aus Berlin für uns im Bild festgehalten hat. Beatrice und Christian Petzka weilten noch einen Tag länger am Schweriner See und waren nochmals erfolgreich auf Pilzpirsch im Haushalt Forst.

Und es hatte sich schließlich wirklich gelohnt, so dass die Beiden mit diesem Orchester die Heimfahrt in die Hauptstadt antreten konnten.
Anmeldungen zu weiteren Seminaren unter: steinpilz.wismar@t-online.de
Siehe unter „Termine“